KAMBODSCHA – schwimmende Wälder oder Märchenstunde im Irgendwo bei Laos

KAMBODSCHA – schwimmende Wälder oder Märchenstunde im Irgendwo bei Laos

Sonntag, 28.01.2018

 

Stung Treng – Morgenstund hat Gold im Mund – auf Entdeckungstour – Nachbarinsel mitten im Mekong – schwimmende Wlder – Sternenstunde

MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:

ICH DENKE NICHT MEHR…ES GIBT KEINE GEDANKEN…ICH BIN EINFACH NUR MITTENDRIN, NEHME MIT HERZ UND SEELE WAR UND GENIESSE WAS UM MICH GESCHIEHT! MEIN SPIRITUELLER TRIP UND SELBSTFINDUNG? KLAR DOCH…ICH BIN SCHON FAST AM ZIEL…MEINE INNERE RUHE KANN ICH ANNEHMEN UND ICH BRAUCHE NIEMAND ALS MICH SELBER…ICH HÄTTE NIE GEDACHT, DAS ICH DAS IRGENDWANN MAL KANN…ICH BIN LEISER BEOBACHTER UND TROTZDEM AKTIV DABEI…WAS GIBT ES SCHÖNERES???

 

Nach einer gigantisch ruhigen Nacht – na ja…Party in Laos und bis über den Mekong bis in die frühen Morgenstunden Techno, bin ich um 8 Uhr schon wach! 10 Stunden Schlaf, das ist Luxus! Ich sitze bei den Imbissbuden direkt an der Bootsanlegestelle und nehme mein Frühstück zu mir…frittierter Fisch mit Reis. Alles ganz einfach aber leichter gesagt als getan – ganz bestimmt kommen hier die Touristen an um ein Boot zu nehmen und dann kann ich mich anschliessen. Als ich bis kurz vor 11 Uhr kein Erfolg habe, beschliesse ich eine Runde zu drehen…wo auch immer die Wege hinführen. Alles liegt ja ganz magisch am Mekongdelta – die Frage ist nur, gibt es hier auch Fahrräder zu leihen oder muss ich in der brüllenden Hitze mich zu Fuss auf den Weg machen? Schon nach kurzer Zeit mache ich die Erfahrung, dass es weder Fahrräder gibt noch weite Fusswege – ich bin hier wortwörtlich in der Sackgasse und der Hund ist hier ganz bestimmt nicht begraben, allerhöchstens das Schwein, das grunzend vor mir steht und am fressen ist! Sackgasse heisst auch Grenzposten…, eine Hütte mit kambodschanischer Flagge und Wappen und ein Bett…aber da liegt niemand drin. Nebenan wird gerade ein Holzboot gebaut…das war es auch schon, nur noch ein Dschungelweg. Nein, da will ich nicht hin, da brauche ich eine Manschette. Ich drehe um, wieder an den Imbissbuden vorbei Richtung andere Richtung…in den ersten 300 m nichts…wieder ein leerer Grenzposten und dann sehe ich eine Holzbrücke über ein Bächlein, dass direkt in den Mekong fliesst. 5 Tonnen Tragelast – das sieht mir ganz und gar nicht danach aus…allerhöchstens ein kleiner Pkw…jetzt weiss ich auch, warum unser Minibus diesen Weg gestern nicht gefahren ist. Na sieh mal einer an, direkt nach der Brücke ist ein ausgeschildertes Homestay, das muss ich mir anschauen. Das junge Ehepaar führt mich zu einem alleinstehenden Stelzenhäuschen mit Blick auf den Mekong und einer Veranda mit Hängematte. Das kleine Zimmer hat ein Fensterchen, ein Futonbett und ein Moskitonetz. Das war es auch schon. In einem kleinen Häuschen ist das WC und ein grosses Betonfass mit Wasser und einen kleinen Kübel. Aha…meine „Ersatzdusche“. Kein Fan, keine Steckdosen. 4 Dollar. Eigentlich wollte ich wirklich bei einem Homestay bleiben und mit den Einheimischen sein. Das ganze ist zwar traumhaft schön aber soll ich wirklich für 6 Dollar weniger auf meine kleine Lodge mit allem Komfort verzichten? Eine solche wunderschöne Unterkunft hatte ich in meiner ganzen Reise in Kambodscha nicht – zumindest nicht zu dem Preis von 10 Dollar. Ich entscheide mich, bei meinem kleinen Luxus zu bleiben und ziehe weiter. Vorbei an Stelzenhäusern alle am Mekong entlang und super einfach gehalten. Ausnahmsweise mit Gartenanbau drumherum und sogar einen Pumpbrunnen – die Einheimischen haben zwar kein Wasser in ihren Häusern, aber zumindest einen Brunnen. Besser als zum Mekong zu gehen, denn das Flusswasser ist sehr schmutzig. Ein Mädchen wäscht sich gerade an dem Brunnen. Ihr Batiktuch um sich gewickelt, praktisch, dann kann sie es gleich mitwaschen. Ein kleiner Junge winkt mir aus dem offenen Fenster seines Zuhause zu, in einem Hof spielen Kinder und ein anderer Junge sitzt auf einem Stuhl schneidet Bananenstämme in dünne Scheiben in ein Gefäss. Ein alter Bagger steht zugewuchert mit Efeu und Sträuchern am Strassenrand und in einem Hof direkt an einem Brunnen, wäscht sich ein Mädel die Haare. Hinter mir düst ein Motorrad mit Lautsprecher vorbei, der Bilderrahmen verkauft.

In kleinen Dörfern kommen noch die Händler zu ihren Kunden, wie dazumal bei uns. Sogar Motorräder mit einem Anhänger mit Klamotten habe ich gestern gesehen. Staubige Angelegenheit.

Neben mir sind einige Kioske, die Getränke und sonstige Kleinigkeiten verkaufen und vor mir ein unendlicher Schotterweg und so weit das Auge reicht nichts. Ich glaube ich drehe besser um. An einer Trinkhalle sitzen ungefähr 10 Männer, das sieht interessant aus. Sie sind ziemlich gut drauf. Wieso nicht, ich geselle mich zu ihnen und sie bieten mir prompt einen Stuhl und Wasser aus einem Kanister an. Ich lehne ab und frage nach Eistee. Wer weiss wo das Wasser her kommt…aus dem Mekong, Brunnen? Lieber nicht. Ein junger bietet mir an, seinen Fisch zu probieren, hmmm…der ist lecker! Wieder will man mir Wasser anbieten und man lässt das Wasser in eine Plastikkanne laufen. Man hält mir eine gefühlte Plastiktasse entgegen – jetzt klingelt es bei mir. Da ist nur ein kleiner Schluck drin, das ist ja mein Lieblingsgetränk!!! Reisschnaps. Ok, sage ich lachend…wer weiss ob mein Frühstück vorher hasenrein war, lieber vorbeugen! Die Männer lachen oder soll ich besser sagen meine Sixpacks? Asiaten turnen mich ganz bestimmt nicht an, aber diese Jungs haben einen Body, da könnte sich jeder von unseren europäischen Männern einen abschneiden. Einen natürlich schönen Körper – nicht antrainiert! Wir lachen noch ein paar runden Reisschnaps und ich knipse noch ein Foto zumindest von einem Traumkörper und mache die Fliege. Schliesslich wollte ich ja eigentlich an einer vielleicht zustande kommenden Bootsfahrt teilnehmen. An meiner Lodge angekommen höre ich einen Dieselmotor. Zona! Er will gerade mit seinem Boot wegfahren, ich gebe ihm ein Zeichen und er kommt zurück. Sein Bruder hat gestern sein Motorrad auf die Nachbarinsel gebracht und er will es mit seinem Boot abholen und fragt mich, ob ich mitmöchte. Ja natürlich…das ist doch mal was anderes. Ein Freund von ihm fährt mit und 10 Minuten später sind wir auf der Insel und gehen durch den Dschungel an Wasserbüffeln vorbei zu einem seiner Freunde, die dort leben. Er meint nur ich kann ja schon mal vorgehen zum Dorf (?), er kommt gleich nach. Auf einem Trampelpfad begebe ich mich auf Erforschungstour. Vorbei an einer Schule? Wie bitte? Man denkt die Insel ist unbewohnt, so winzig klein wie sie ist…Noch ein Stück weiter fangen die Pfahlbauten an…ziemlich bunt angemalt. Anscheinend Inselmode. Die Häuser sind hier definitiv grösser als sonst irgendwo. Mit Müll haben sie es allerdings nicht so…der liegt rum wie trockenes Laub. Einen Brunnen gibt es auch. Ich fotografiere 5 Mädels, die auf der Treppe sitzen und einen Selfie möchten. Alle weiteren Trampelpfade führen zu weiteren Hütten…ich glaub das war schon das Dorf? Besser umdrehen, bevor ich in die falsche Richtung gehe. Da kommt auch schon Zona mit seinem Motorrad an und ich springe auf den Rücksitz. Den Weg durch den Dschungel gehe ich zu Fuss, er hat es auch so schon schwer mit seinem Motorrad sich den Weg frei zu machen. Am Mekong wäscht er gleich sein Zweirad und dann laden die beiden jungen Männer mit viel Kraftaufwand das Moto auf das Boot. Warum fahren sie es nicht über die Holzbretter, die auf dem Boot sind, auf das Boot…das wäre viel leichter. Die verstehen mich eh nicht wenn ich frage, also lasse ich das lieber sein. Ein schöner kleiner Ausflug. Um 15 Uhr will er mit mir zu den schwimmenden Wäldern fahren und schwimmen beim Sonnenuntergang. Da bin ich dabei! Kurze Zeit später geht es auch schon los und nach guten 40 Minuten Bootsfahrt sind sie vor mir – ich habe mir eigentlich Mangroven vorgestellt aber es sind riesige Bäume, die im Mekong schwimmen – mit ihren vielen Baumwurzeln in und mit der Strömung treibend. Ein gigantisches Naturspektakel! Mittendrin fliesst der Mekong durch und es sprudelt heftig, also eine ordentliche Strömung und nicht nur das, auch ordentliche Strudel, und zwar eine ganze Menge. Das ist nicht ohne! Zwischendrin unendliche Sandbänke und direkt neben uns das Ufer von Laos mit kleinen Häuschen, aus deren Dächern Rauchschwaden steigen…aha, die kochen also drinnen nicht draussen wie die Kambodschaner? Wer beantworter hier alle meine Fragen? Wir düsen los zu einem weiteren schwimmenden Wald, dieses Mal noch schöner. Der schwimmende Wald hat direkt dahinter Sandbänke und eine kleine Insel. Bächlein fliessen direkt von der Insel in den Mekong durch all die Bäume hindurch. Märchenwald! Der Rückweg durch die Strömung ist gar nicht so leicht. Das Boot dreht sich ein, zwei Mal in die Gegenrichtung aber mit ein bisschen mehr Gas gewinnen wir wieder Fahrtrichtung. Allmählich geht die Sonne unter und genau zum richtigen Zeitpunkt legt unser Boot an einer kleinen Insel an und ich kann im Mekong schwimmen gehen. Bevor die rote Abendsonne uns über dem Mekong verlässt schiesse ich noch ein paar geniale Bilder. Zona sitzt derweilen an einem Imbissstand und trinkt sein wohlverdientes Bier. Ich geselle mich zu ihm. Es sind seine Freunde. Sie leben einfach am Strand während der Trockenzeit und verdienen ihr Geld mit diesem Imbissstand. Ganz primitiv. Eine überdachte Terrasse, die mit drei Vorhängen abgeteilt ist, hinter der ein grosses Bett mit Moskitonetz steht und daneben eine offene Kochstelle, die von hinten mit Gaze abgespannt ist, damit der Wind und die Sonne nicht in den Kochbereich kommt…das wars. Vor dem ganzen ein Sonnendach wieder aus Gaze, dass von Ästen gehalten wird und darunter Plastikstühle und Tische. Sonst noch Fragen Herr Gabriel? Gibt es hier auch eine deutsche Unterstützung für eine Ärmlichkeit wie diese? Das ist übrigens keine Seltenheit in Kambodscha aber das ist bisher das grasseste was ich gesehen habe!

Plötzlich tauchen Jungs mit ihren Speedboots auf uns lasssen sich auf einer Sandbank vor der Insel nieder. Zonas Freunde schleppen Tische und Stühle durch das Wasser auf die Sandbank und bringen den Jungs Bier. Sie sind hier zum Cliquentreff… ich werde hier immer schlauer! Sie treffen sich immer am Sonntag an dieser Stelle auf eine Runde ungestörtes Bier. Zona ist auch dabei. Kein Wunder er überschreitet meine Ausflugszeit – er ist lieber mit denen als mit seiner Frau – und mit mir als Touri hat er ja ne gute Entschuldigung spät zu sein. Ich bin natürlich mit an Bord und bin die Prinzessin der Sandbank und die einzigste Frau! Was für eine Wohltat! Heute schon zum zweiten Mal und keiner belästigt mich! Von wegen laut ausländische Behörde Reisewarnung Kambodscha! Ich fühle mich sicher seit ich in Kambodscha bin. Klar versuchen sie Dich übers Ohr zu hauen – aber das machen sie weltweit mit den Touristen – nicht nur hier! Um 18 Uhr bin ich wieder zurück. Die letzten drei Stunden kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Jetzt brauche ich nur noch was in meinen Magen. Heute gibt es einen Mangosalat – ich zeige einfach nur auf drei Jungs am Imbissstand, die genau das zu sich nehmen. Super gut – der Beste, den ich bisher gegessen habe! Da kann kein Restaurant mithalten! Ich verderbe mir grundsätzlich den Magen in Restaurants aber nie an Imbissständen…den hier wird alles „verkocht“ und jeden Tag frisch gekauft, da es keine Kühlmöglichkeit gibt. Sprich, es werden nur sehr wenige Essvorräte eingekauft, was aus ist ist aus und dann wird halb gegessen was noch da ist! Basta! Und jetzt sitze ich am Mekong bei zirpenden Grillen und schau bei Sternenhimmel auf die wenigen Lichter in Laos…was für ein lauer und romantischer Abend. Sogar die Moskitos lassen mich heute in Ruhe!

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