Jerash – Traum oder Wirklichkeit oder zurückgebeamt ins Römische Reich

Jerash – Traum oder Wirklichkeit oder zurückgebeamt ins Römische Reich

Dienstag, 03.12.2019

 

JERASH, JORDANIEN – RÖMISCHE STADT DER ANTIKE

 

MOTTO:

IM HIER & JETZT SEIN UND TROTZDEM DIE MAGIE VON GESTERN SPÜREN…

 

Fotos auf meiner Facebook Seite Tina Volz unter dem genannten Jordanien, Amman! Danke!

 

Fahrt Überland – Jerash oder das Rom von gestern – das mit den Gebetsteppichen – Shopping Mall oder Sozialismus pur? – Abendessen & Billiardrunde & gute Musik

 

Wieder einmal früh aufstehen – so ist es nun mal in Jordanien, wenn man was sehen und dieses wunderbare Land kennenlernen möchte! Vorallem wenn man dieses Land auf eigene Faust kennenlernen möchte und nicht im Touristenstrom! So bin ich wieder einmal sehr zeitig unterwegs und muss auf unsere Morgenzeremonie verzichten während sich mein Liebling noch im warmen Bettchen liegt. Mit dem Kollektivtaxi, der Gott sei Dank nicht lange auf sich warten lässt – ich Glückspilz – düse ich mit drei weiteren Insassen in Richtung nördlichen Busbahnhof. Mein Bus nach Jerash lässt allerdings auf sich warten. Die regulären Busse haben keinen offiziellen Fahrplan und tuckern erst los, wenn sie voll sind. Und so sitze ich in einem Minibus mit ca. 24 Plätzen, der nur spärlich gefüllt ist und wir alle warten sehnsüchtig auf dass es endlich losgeht. Nach einer guten Stunde ist es endlich soweit – damit ich unterwegs nicht pinkeln muss, gehe ich vorsichtshalber nochmals auf die Pipibox, denn der Bus braucht ca. 2 Stunden zu meinem Ziel. Mit diesen Bussen gibt es keine Pausen für Souvenireinkäufe – Gott sei Dank – aber auch kein Boxenstopp. Ich bin schon total gespannt, was mich landschaftlich alles erwartet – es soll auf der Strecke recht wüstenartig sein. Die  Fahrt Überland  entpuppt sich ganz anders als erwartet. Es umgibt uns grüne, hügelige Natur mit unendlicher und wunderschöner Weite, aus der noch leicht der Morgennebel aufsteigt. Fast ein wenig unheimlich und mythisch. Wir schlängeln und über die Berghügel und wieder hinab in die Täler, gesäumt von Kieferbäumen, Olivenhainen, Pinienwäldern und Obstplantagen. Nichts mit Wüste, nicht einmal Halbwüste. Die liegen anscheinend mehr östlich.  Zwischendrin ab- und zu ein kleines, arabisches Dörfchen und von weitem grössere Städte. Immer wieder hält der Bus um Fahrgäste aufzunehmen oder aussteigen zu lassen. Interessant den Jordaniern zuzuschauen, vor allem den Frauen. Ich weiß echt nicht wie sie das schaffen, mit Stöckelschuhen unter ihrer Burka durch die Gegend zu latschen – ich würde bei diesen Pisten nicht einmal einen Meter weit kommen. Gerade eben ist fast eine Dame aus dem Bus gestolpert, weil sie mit ihren Pennyabsätzen im Saum ihrer Hose hängen blieb und sich gerade noch rechtzeitig auffangen konnte. Nach guten eineinhalb Stunden sehe ich linkerhand von mir bereits die archäologische Ausgrabungsstätte von Jerash oder das Rom von gestern.  Diese beeindruckende römische Ruinenstadt, die vor ca. 2000 Jahren gegründet wurde, soll noch besser erhalten sein als das Forum Romanum in Rom – wenn nicht sogar eine der besterhaltenen überhaupt! Bevor ich aus dem Bus aussteige, erspähe ich bereits den imposanten Triumphbogen, der zu der Ausgrabungsstätte gehört und der damals für Kaiser Hadrian errichtet wurde. Ein wirkliches Prachtstück. Dahinter sehe ich auf mehreren Hügeln was von Jerash übrig blieb – wow, schon jetzt ist das Ganze total imponierend! Als der Bus sekundenspäter hält, stürme ich in Richtung Eingang dieses imponierenden Jerash! Nach dem Betreten der eigentlichen antike Stadt werde ich durch unzählige Souvenirgeschäfte geführt, die wie ein Souk anmuten. Es gibt wortwörtlich alles zu erwerben, sogar Gemüse, Obst und Gewürze…kein Wunder, denn in dem Arenal der Ausgrabungen soll es keinerlei Cafes oder Restaurants geben. Da man für das Ganze einen guten Tag braucht, kann man sich also nochmals ordentlich versorgen. Mein Picknick habe ich vom Frühstücksbüffet vom Hotel genommen, Getränke habe ich auch bei mir und in meinem Koffer ist eh kein Platz mehr, also gibt es somit keine Souvenirkäufe…die erspar ich mir – oder vielleicht läuft mir doch noch irgendwo auf unserer Reise etwas Interessantes über den Weg. Spätestens so gegen 15 Uhr will ich den Rückweg nach Amman antreten – die Zeit drängt und so schaue ich mir lieber in aller Ruhe das antike Jerash an. Der Eingangsweg führt durch den imposanten Triumphbogen, den ich schon vorher vom Bus aus sah. Ich bin mehr als überwältigt. Dann komme ich direkt zum ehemaligen Hippodrom, wo damals spektakuläre Gladiatoren- und Wagenrennen Vorführungen stattfanden. Durch das Südtor gelange ich zur ehemalige Prachtstraße Cardo Maximus. Rechts von mir führt eine steinerne Treppe hinauf zu einem Zeustempel und direkt daneben liegt ebenso auf einem Hügel das Südtheater, von wo aus man das gesamte Ausgrabungsgebiet  überblicken kann. Mir bleibt der Atem stehen. In meiner Phantasie wird diese Stadt bereits lebendig. Sie ist riesig. Auf dem Weg hinunter komme ich direkt zu dem ovalen, gepflasterten Forum, dass von abertausenden Säulen flankiert ist. Auf Prachtstraße, die von hier direkt zum damaligen Geschäfts- und Repräsentationszentrum der antiken Stadt führt, sieht man deutlich die Einkerbungen der damaligen römischen Wägen. Linkerhand waren die ehemaligen Markthallen, mit ehemals überdachten Säulen. Was übrig blieb ist nur noch der teils ruinenhafte Säulenwald. Kurz danach gehen linkerhand wieder steile Treppen einen Berghügel hinauf, auf dessen sich ein Artemistempel befindet. Rechterhand befinden sich noch Reste eines Badehauses. Weiter vorne gibt es noch ein Theater, das Nordtheater, und das riesige Nordtor. Drumherum sind die ehemalige Wohnstätten und Villen der Römer zu finden – oder besser gesagt was davon noch übrig blieb. Auf dem Hügel erwartet mich wieder einmal ein gigantischer Ausblick. Um das gesamte Arenal zu besichtigen brauche ich mehr als 4 Stunden. Im ovalen Forum lege ich eine kleine Pause ein und stelle mir vor, wie es dazumal gewesen sein mag. Ich schließe die Augen und nehme die Geräusche von Wägen und Menschen wahr. Alles so wahnsinnig echt – man hat echt den Anschein die gesamte Stadt wäre erst gestern verlassen worden. In mitten der ganzen Säulen sitze ich und staune vor mich hin. Einen weiteren Einblick des damaligen Lebens erhalte ich in einem archäologischen Museum nahebei. Dort kann man noch einige Mosaikböden betrachten, die während den Ausgrabungen in den Villen und in dem Tempelanlagen gefunden wurden. Wie detailliert doch damals gearbeitet wurde. Szenen stellen deutlich das damalige Leben zur dar. Überwältigend! Die Zeit vergeht schneller als man denkt und schwubs die wups haben wir Nachmittag. Die heiße Sonne brennt schon seit Stunden auf mich. Allerhöchste Zeit mit dem Bus Richtung Amman zurückzufahren! Damit die Busse allerdings voll sind, muss ich unterwegs in einen anderen Bus wechseln. Das mit den Gebetsteppichen selbst in diesem Bus befindet sich ein Gebetsteppich auf dem Amaturenbrett. Aber betend habe ich die Busfahrer bisher noch nie erwischt – ich benutze wahrscheinlich gerade dann immer den Bus, wenn keine Gebetsstunde ist! Die Fahrt dauert eine kleine Ewigkeit aber genau rechtzeitig zur Rückkehr meines Schatzes bin ich wieder im Hotelzimmer und wir ziehen gemeinsam los zu einer Shopping Mall oder Sozialismus pur?  Genau das frage ich mich, als wir dort ankommen. Denn außer auf leeren Regalen in einem dortigen Supermarkt, treffen wir auf nicht sonderlich viel Ereignisreiches. Vollkornbrot gibt es nicht, auch keine Haferflocken. Das war eine Hoffnung für uns, die sich nicht erfüllt hat. Die Läden dort sind altmodisch und schlecht sortiert. Das einzige, bei dem wir erfolgreich sind, ist unser Strümpfe und T-shirt Kauf. Michael ist total entäuscht – nicht nur er. Aber mit dem was wir gefunden haben sind wir schon ganz happy. Abendessen & Billiardrunde & gute Musik  machen aus unserem Spätnachmittag doch noch einen schönen, abgerundeten Abend – zumindest wissen wir uns immer wieder gut zu amüsieren und brauchen nicht immer ein Highlight um uns herum. Wir selber sind es uns… und zwar zu genüge!

 

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