SAPA – Trekken im Hohen Norden Vietnams oder auf den Spuren der Minderheiten

SAPA – Trekken im Hohen Norden Vietnams oder auf den Spuren der Minderheiten

Samstag, 16.12.2017

 

Sapa – Trekken mit den Minderheiten der schwarzen M       uong – Homestay auf andere Weise

 

MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:

REISE IN DIE VERGANGENHEIT MACHT EINEM DANKBAR FÜR DIE GEGENWART UND ZUKUNFT

 

Morgens um ca. 4 Uhr kommen wir in Sapa an. Alles im Bus schläft aber mich weckt meine Blase und ich schleiche ich aus dem Bus und komme aber wieder für ein weiteres Nickerchen zurück. Bis 6.30 Uhr können wir weiterschlafen, bevor wir den Bus verlassen müssen und unsere Reise fortsetzen oder abgeholt werden. Punkt 6.30 Uhr werden wir geweckt und verlassen den Bus. Jeder zieht von dannen nur ich stehe da und werde von ewig vielen Taxifahrern oder den Muongs angesprochen. Ly, meine Reisetante, meinte, ich sollte nur mit dem mitgehen, der meinen Namen weiss. Um 7 Uhr ist immer noch keiner da der mich abholt und der Reisebegleitung vom Bus interessiert es ein „Dreck“, dass ich im Nieselregen stehe. Ein Fahrgast ruft dann letztendlich Ly an und nach guten 30 Minuten sitze ich in einem Minibus auf dem Weg zu dem Hotel Roxana, wo ich ein Frühstück habe. Anschliessend werde ich von einer schwarzen Muong zusammen mit 8 weiteren Jugendlichen zu unserer heutigen Trekkingtour abgeholt. Draussen ist es eisigkalt und Hochnebel. Ein leichter Nieselregen begleitet uns. Leider. Am Anfang ist noch alles recht und gut, bis wir unsere Tour beginnen. Durch einen Wald und durch Schlammassen dem Berg hinunter – das ist ja wie eine Schlittenfahrt! Unsere Muong in einer wunderschönen Tracht mit Gummistiefeln und Regenschirm. Sie wird uns zum Homestay begleiten, wo wir heute Nacht nächtigen. Die junge Mannschaft rennt davon und ich wundere mich wortwörtlich, wie sie sich bei diesen unendlichen Schlammassen auf den Beinen halten können – ich schlittere regelrecht den Pfad hinunter und denke an die Worte meines Reikimasters: too much energy, too much accidents! Eine andere, ältere Muong mit einem Bastkorb auf dem Rücken kommt angeeilt und nimmt mich bei der Hand. Weil ich der jungen Muong ein wenig zu langsam bin, kommt sie nach einiger Zeit dazu und ich stolpere händchenhaltend mit beiden Muongs den steilen Pfad hinunter. Gott, ich wollte immer am Händchen gehalten werden – von dem Mann meiner Träume – und nun bin ich in Vietnam und werde von zwei weiblichen Muongs an den Händen geführt, das ist äusserst peinlich. Aber wie ich kurz darauf sehe, nehmen sogar meine Jungs in der Truppe diese Hilfe dankbar wahr. Wir gehen und hüpfen über Bäche, gehen weiter Berghänge hinunter aber die Sachlage bessert sich nicht. Kein normaler Pfad oder Weg in Aussicht. Ich frage mich was schlimmer ist…Berge hinauf klettern wie bei meiner Hikking Tour in Halong Bay oder diese Matsch Tour – das hier sieht definitiv gefährlicher aus, denn man hat nicht die Bäume, den Bambus oder die Steine zum Halt. Trotzalledem habe ich noch ein Blick auf die Reisfelder und die atemberaubende Landschaft. Überall an den Hügeln stehen Holzhütten und man sieht Rauch empor steigen. Während wir uns durch den Matsch quälen wärmen sich die Einheimischen wahrscheinlich gerade die Füsse vor der warmen Feuerstelle oder trinken einen leckeren Grüntee. Jetzt fängt es auch noch an zu regnen! Der Nebel lichtet sich zumindest ein wenig. Nach guten 4 Stunden haben wir Zeit uns bei einem typischen Muong Lokal aufzuwärmen und die örtlichen Köstlichkeiten zu probieren. Wir werden nur so von Kindern umzingelt, die versuchen uns ihre Handarbeiten und Silberschmuck zu verkaufen…und sie lassen uns keine Ruhe, bis nicht einer von uns zumindest eine Kleinigkeit gekauft hat. Nach einer guten Stunde geht unsere Tour weiter, dieses Mal bergauf, was sich etwas leichter gestaltet. Besser hinauf zu fallen als hinab zu stürzen. Selbst da kommen wir ins rutschen und man muss uns teilweise den Berg auf den Schlammpisten hinaufziehen. Herr jeh. Vorbei an weiteren Dörfern und weiteren Kindern, die wiederum versuchen uns zum Kauf von Souvenirs zu überreden. Nach geschlagenen 15 km kommen wir endlich an unseren Homesstay an. Den Jüngeren verschlägt es die Stimme und ich meine nur: Hier ist es unser 5 Sterne Hotel! All very basic – eine Holzhütte, ca 100m 2 gross und nur mit dem Notwendigsten ausgestattet. Die Küche besteht lediglich nur aus einer Feuerstelle und einer kleinen Küchenzeile mit Gaskocher und Spüle, einem kleinen, niedrigen Tisch mit winzigen Hockern und eine Holzvitrine mit Geschirr. Die Töpfe hängen an der Holzwand. Kein Fenster, lediglich eine offene Türe, die ein wenig Tageslicht in den Raum fliessen lässt. Vor der Küche ist ein riesiger Raum mit einer Tiefkühltruhe und zwei mit Vorhängen abgehängten Türen, die in zwei Schlafräume führen. Ein winziges Zimmerchen ist

für Gäste bereitgestellt, die nicht mit uns auf dem Heuboden schlafen möchten – aber in dieses Zimmerchen passt gerade mal ein Bett und mehr nicht. Für uns hat man harte Unterlagen auf dem Heuboden vorbereitet mit kuscheligen Decken zum warm halten und ein super hartes Kopfkissen. Es gibt eine Dusche und ein WC. Wir sind zu neunt. Warmwasser zum Duschen gibt es bestimmt nicht für alle, es reicht wahrscheinlich allerhöchstens für 3-4, aus basta. Wir werden mit einem typischen Tee empfangen. Hahaha…und siehe da, danach fallen alle ins Bettchen und sind total erschöpft – wer seine Energie nicht einteilen kann…und ich bin fit wie ein Turnschuh. Klar, hier ist Entspannung pur: es gibt kein Internet und kein Strom und nur eine Steckdose…was will man gross tun als schlafen? Die heutige Jugend weiss sich da leider nicht grossartig zu beschäftigen…Ich geniesse die Ruhe und die Gelassenheit, sitze an der Feuerstelle und wärme meine kalten Füsse und Hände…mit mir fünf Kinder, die Mama und unsere Reiseleiterin. Kurz darauf gehört die Dusche ganz alleine mir. Die beiden Französinnen, die auch mit zur Reisegruppe gehören und das kleine Privatzimmer bezogen haben, setzen sich kurze Zeit später mit mir an die Feuerstelle und wir schauen zu, wie unser Abendessen vorbereitet wird. Gegen 19 Uhr „dinnieren“ wir bei eisiger Kälte im Freien Köstlichkeiten der Muongs, denn drinnen ist nicht so viel Platz. Jetzt ist die Mannschaft wieder fit und zum Ausgehen bereit – meine nasse, frisch gewaschene Trekkinghose trocknet an der Feuerstelle und hält mich davon ab dabei zu sein. Die Hose war voller Matsch – ich musste sie einfach waschen…im Falle die Kälte heute Nacht verlangt von mir mehr als meine lange Thermounterhose…Etwas später marschiere ich mit der Mami und ihren Kindern in meiner langen Thermounterhose (bei Nacht sind alle Katzen grau) zur Kirche, singe mit ihnen Weihnachtslieder (deutsch zu ihrem Amüsement) und falle einsam und verlassen 1 Stunde später auf dem Heuboden in einen tiefen, traumlosen Schlaf…alle anderen sind noch unterwegs aber für mich heisst es morgen kurz vor 6 Uhr aufstehen…ausschlafen für die anderen…

 

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