Die Blumenmädchen von Bac Ha

Die Blumenmädchen von Bac Ha

Sonntag, 17.12.2017

 

Sapa – Bac ha, bei den Blumenmädchen – ethische Minderheit der Hmongs Vietnams

 

MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:

WER OFFEN FÜR NEUES IST KANN SEINE NEUGIERDE TILGEN UND IST BEREIT SEIN WISSEN DEUTLICH ZU ERWEITERN…

 

Aufwachen im Homestay zur frühen Morgenstunde. Alles schläft noch. Draussen ist Hochnebel. Man sieht keinen Meter weit. Ich habe super gut geschlafen: 10 Stunden, was will man mehr. Trotzdem fällt es mir schwer aufzustehen. Schleichend begebe ich mich vom „Heuboden“ nach unten um mich frisch zu machen. Die Mama ist kurz darauf wach, um unser Frühstück vorzubereiten. Zwei Deutsche fahren mit mir nach Sapa um den Bus zurück nach Hanoi zu nehmen. Um 6.30 Uhr kommt unser Taxi. Ach Du Schreck! Unsere Mopeds. Wir sollen zu dritt auf zwei Mopeds. Das kann ja heiter werden. Bei den steilen, glitschigen Strässchen von einem Meter Breite frage ich mich, wie wir heil und gesund zur Hauptstrasse kommen und von dort aus nach Sapa. Die Hauptstrasse ist nicht geterrt und mit ewig vielen Schlaglöchern, Schlamm und Pfützen vom vielen Regen. Uns bleibt nichts anderes übrig. Das Mädchen sitzt hinten, ich in der goldenen Mitte und der Fahrer vorne. Was für ein Fahrtalent muss dieser Mann sein in solchen Umständen mit einer übergrossen Deutschen und einer weiteren federleichten Dame morgens kurz nach 6.30 Uhr durch die gefährlichen Verhältnisse der Strasse und dazu hinzu Hochnebel uns heil nach Sapa zu bringen. Ich schliesse die Augen als er los fährt, nützt alles nichts, besser sehen, wo man hinfällt. Die Reifen quitschen, als wir uns in Gang setzen um den Berg hinunterzufahren. MIST! Mitten im Weg ein Wasserbüffel, der nichts Besseres zu tun hat als zu pinkeln. Unser Fahrer stoppt und flucht. Wir verlieren beinahe das Gleichgewicht am Hang. Der Büffel weicht aus und los geht die Fahrt. Über Stock und Stein, kleine Bäche, die auf den Strassen münden, durch Dörfer, Schlaglöcher und Nebelfronten….Mensch…Ich bin bestimmt bei einem solchen Wetter hoch im Norden bestimmt nicht selber mit dem Moped unterwegs…wie meistere ich nur meine Rundtour ohne diesem Moped? Kaum Busse und Taxis und eine Rundtour alleine mit Fahrer sind in unermessliche Kosten…wie auch immer, meine Hände sind schon eiskalt, meine Nase bereits tiefgefroren und es geht weiter bergauf und bergab. Der Fahrer hat bald kein Platz mehr, denn ich rutsche immer weiter nach vorne und das Mädel hinter mir, sitzt sie noch? Ich spüre sie gar nicht mehr…Nach gefühlten Stunden…in Wirklichkeit 30 Minuten, kommen wir im Hotel Roxana an, in dem man uns für unsere Tour abholen möchte. Kaum da, kommt ein Guide vorbei und holt mich schon mal ab…zu Fuss…na ja, besser als mit dem undefinierbaren Transport eines Mopeds…Ich trotte ihm hinterher. Ewig viele Stufen, die in die Altstadt von Sapa und zum Busbahnhof führen. Wieder setzt dieser Nieselregen ein…ich werfe meinen Regenschutz über. Zu der Nässe kommt auch noch die eisige Kälte, so empfinde ich sie zumindest. Kurze Zeit später sitze ich in einem Minibus auf den Weg nach Bac Ha. Die Fahrt entschädigt für alles. Schön warm und ich kann es wagen meine Wollmütze abzunehmen. Die hügelige Landschaft und die Reisterrassen sind ein absoluter Traum. Mit mir im Bus geniessen noch weitere 15 Touristen die Highlight der Natur und das Ambiente, das uns umgibt. Trotz dieses Schmutzwetters sehr reizvoll und unbeschreiblich schön. Unser Reiseführer ein schwarzer Muong. Frisch verheiratet seit einer Woche und ohne Fliterwochen. Er ist ganz in schwarz wie ein Businessmann gekleidet mit einem weinrotem Sakko mit goldenen Knöpfen. Passt irgendwie nicht so richtig zu einem Muong – aber sehr edel.

Nach guten 3 Stunden kommen wir zu dem Markt der Blumenmädchen der Hmongs von Bac Ha an. Der Sonntagsmarkt begeistert mich. Überall so weit das Auge reicht die überaus bunt gekleideten Frauen in ihren Trachen. Flower Power. Deswegen Blumenmädchen. Bunt und in allen Farben verkaufen sie Obst, Gemüse, Souvenirs, Essen, Getränke, Speisen, arbeiten in der Garküche oder kommen von den Bergdörfern in ihren Trachten um Ware einzukaufen – es gibt sogar die Trachten auf dem Markt zu kaufen und überall sieht man die Frauen weitere Trachten kaufen oder kleiden ihre Kleinen damit ein. Totaler Kuddelmuddel von Farben und Kleidungsstil aber sehr reizvoll und in super grellen Farben, vor allem Rosa oder Rot und Gelb und das herrliche Karminblau. Es werden sogar Tiere auf dem Markt verkauft wie Wasserbüffel, Pferde, Gänse, Hühner, Hunde, Singvögel und vieles mehr. Einige Hmong Frauen kommen nur, um 10 Tomaten oder 15 Pepperonis zu verkaufen oder um ihren Hund an den Mann zu bringen. Ihre Männer sind auch dabei – aber ohne Tracht. Sie bezahlen meistens die Ware oder sind bei den Wasserbüffeln zu finden. Es gibt sogar weisse Wasserbüffel – Wahnsinn, das wusste ich auch nicht. Die Garküchen sind voll mit ethnischen Minderheiten, die sich einen Sonntagsausflug gönnen. Ich kann mich mit den Augen nicht sattsehen – es ist einfach alles so einmalig und ursprünglich und kaum Touristen unterwegs. Es gibt keine Plastiktüten oder Beutel, die Frauen tragen Körbe und die gekauften Waren kommen in die Körbe, die teilweise kiloschwer aussehen. Dem Trubel des Marktes zuzuschauen macht riesig Spass. Viele Frauen stehen beinander und tratschen einfach nur. Ich falle überhaupt nicht auf – ich bin einfach ein Teil von ihnen. Trotzdem frage ich höflich nach einigen Schnappschüssen, was mir teilweise verneint, aber auch stolz bejaht wird. Ganz schnuggelig finde ich vor allem die kleinen Mädels in ihren Trachten oder die kaum ersehbaren Babies auf den Rücken ihrer Mütter. Nach einem kurzen Mittagsessen geht es für uns alle nach ca. 2 Stunden weiter in ein typisches Hmong Dorf, wo wir uns die Lebensweise dieses ethnischen Volkes anschauen. Sie leben hauptsächlich vom Reisanbau und Reisschnaps. Ihre Wohnhäuser sind teilweise aus Holz aber auch aus Lehm erbaut und innen sehr schlicht ausgestattet. Kochstelle. Essstelle. Kessel zum Schnapps brennen, Heuboden, Schlafstätten mit Vorhang abgetrennt und Hausaltar. Viele haben keinen Glauben und sind Heiden. Alles was sie anbeten sind Sonne- oder Mondgötter. Sie haben ihren eigenen Lebensrhythmus und leben in mehreren Generationen zusammen. Frisch verheiratete meistens allerdings in ihrem eigenen Heim. Kurz danach besuchen wir noch die chinesische Grenze und einen Tempel mit einem riesigen ausgestopften Tiger – ich wusste gar nicht, dass Tiger so gross werden können, da war ja mein gesichtetes Exemplar in Chitwan Nationalpark eine Miniausführung. Dieser hier ist fast so gross wie ein Pferd mit kurzen Beinen! Bei Dunkelheit sind wir zurück in Sapa. Einige von dem Homestay von gestern Abend sind im Hotel Roxana, genau wie ich und wir essen zusammen Abend. Kurz darauf beende ich den genialen und eindrucksvollen Tag in einem riesigen und noblen Hotelzimmer mit Balkon und Sicht auf die Reisterrassen (wenn kein Nebel ist). Es gibt sogar eine Klimaanlage und ein grosses Badezimmer mit unendlich viel warmen Wasser! Duschen, wie herrlich und endlich mal wieder ganz alleine in „meinem“ Zimmer! Wie schnell man sich doch an Einsamkeit und dem Alleine sein gewöhnt und es zu schätzen weiss! Noch ein Traum hat sich heute für mich erfüllt: Der heutige Tag mit dem Markt der Minderheiten! Was ganz Besonderes für mich das ich sehr zu schätzen weiss! Wer darf so was schon erleben?

 

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