SANTIAGO DE CHIQUITO – ENDSTATION PARADIES

SANTIAGO DE CHIQUITO – ENDSTATION PARADIES

Donnerstag, 27.12.2018

 

ROBERE – SANTIAGO DE CHIQUITO – SANTA CRUZ

 

MOTTO:

WERTSCHÄTZUNG

 

Trufi Richtung Santiago de Chiquitos – Rettung Pancho – leckeres Frühstück mit viel Luxus – Mission oder was? – klein aber fein: Santiago de Chiquitos – mit altem Lastwagen zum Ziel? – Trekking zum Cerro de Santiago de Chiquitos – die geschlossene Türen der Mission – mit Chilenen unterwegs – Wasserfall zum Abkühlen – Trufi zurück nach Santa Cruz mit Reina & Andrea

 

Warum gibt einem jeder hier eine falsche Information und will einem zum Wahnsinn treiben bezüglich Transportmittel? Wahrscheinlich wollen die Taxis ihre Geschäfte machen und die Einwohner sind die Verbündete der Taxifahrer? Anders kann ich mir das bei meiner Missionen Rundreise nicht vorstellen! Einfach nicht Touristenfreundlich! Ein Abschreckungskommando!

Gott sei Dank bin ich so ehrgeizig und gebe nicht auf! So ist es auch heute Morgen! Ich gebe nicht nach obwohl mich die Taxifahrer auslachen und meinen, bis 11 Uhr gebe es keine Transportmittel!

Und siehe da, plötzlich steht um 7:30 Uhr ein Trufi am zentralen Platz und fährt Richtung Santiago de Chiquito! Oh, wie toll. Er erzählt mir, dass die Taxifahrer gegen die Trufis kämpfen und so das Bestmöglichste tun, um die Touris zu verwirren, letztendlich für sich zu gewinnen und ihr sattes Geld verdienen! Pancho ist meine Rettung! Wieder einmal durch eine atemberaubende Landschaft geht es bergauf in Richtung Santiago de Chiquito. Ich bin vorbereitet auf ein größeres Ort, da Sabine meinte, man bräuchte 3 Tag um alles zu sehen. Das Internet selber gibt über diesen Ort nichts her. Als wir ankommen bin ich total überrascht! Santiago de Chiquitos – ein winzig kleiner Ort, gerade Mal aus vielleicht 20 Häuschen bestehend und auf einer kleinen Anhöhe ein süsse, kleine Kirche! Pistenstrasse wie im Wilden Westen und einige Häuschen rund um den zentralen Platz. Alle mit Verandas, Holzsäulen und die Wände teilweise bemalt.

Nach all den Strapazen habe ich mir jetzt ein leckeres Frühstück in einer kleinen Nobelherberge verdient! Es gibt ein Frühstücksbüffet mit Kaffee, Tee, Brötchen, Käsebrötchen – eine Spezialität in dieser Umgebung, Obst, Bananenkuchen, Toast, Marmelade, Joghurt, Müsli und frisch gepresste Säfte. Für Bolivianer ein Luxus!

Bald bin ich wirklich frisch gestärkt für den Tag und kann losziehen, Santiago de Chiquitos und seine Umgebung kennenzulernen! Die Kirche ist leider zu – wirklich eine Mission oder was? Keiner weiß so richtig, was Sache ist und der Pastor unauffindbar! Seit man den silbernen Abendmahlkelch gestohlen hat, muss man am Pfarrershaus mit der Nr. 14 klopfen, dass er einem die Pforten zum Himmelsreich öffnet – bei mir reagiert er nicht, auch nicht bei anderen! Wirklich empörend für Menschen, die von weit her angereist kommen, um die Missionen in Erfahrung zu bringen! Schade eigentlich – zu gerne hätte ich die alte Kirche, eines der letzten erbauten Missionen der Jesuiten gesehen und gebetet – Auszeit im Tempel Gottes genommen! Aber manchmal kann man Dinge eben nicht ändern – vielleicht habe ich ja etwas später das Glück?

Also werde ich zuerst einmal zum Cerro de Santiago de Chiquitos trekken. Laut Info des Mannes der Touristeninformation – ja, wirklich, den gibt es hier, selbst wenn das Ort noch so winzig klein ist, ist der Berg in guten 30 Minuten per Fuß erreichbar und zu erklimmen! 4,5 km angeblich hin und zurück, ich weiß wirklich nicht welcher Marathonläufer diesen Zeitstab gesetzt hat, aber sehen wir einfach mal! Die Wasserfälle sind nur 2,5 km entfernt…aber die ganze Umgebung von oben zu sehen scheint mir weit aus mehr interessant, also mache ich mich auf den Weg durch die staubigen, ungepflasterten Straßen. Unterwegs unterhalte ich mich mit einer älteren Frau, die gerade von ihren Einkäufen kommt und einen Korb voll mit Früchten und Obst schleppt. Sie ist ausnahmslos sehr freundlich – ein sehr gutes Omen nach all meinen Erfahrungen. Trotzalledem ist sie ein wenig verwundert, dass ich alleine unterwegs bin – anscheinend ist sie nicht gerade überzeugt davon, dass das ein sicheres Pflaster für alleinreisende Frauen ist. In einem wirklich niedlichen Haus verschwindet sie dann und wünscht mir alles Gute und ich gehe weiter…schwitzend…denn das Thermostat steigt permanent. Ich bin froh, dass links und rechts von mir viele Bäume – auch Mangobäume, mir den notwendigen Schatten spenden.

Bald fährt ein alter Lastwagen an mir vorbei und wirbelt ordentlich Staub auf, bremst aber vor mir ab und ein junger Mann steigt aus. Er fragt mich doch tatsächlich ob ich mitfahren möchte – wieso eigentlich nicht, das sieht mir alles sehr sicher aus. Ich nicke und sage freudig ja. Er zieht das Gitter vom Transporter hoch und kurz darauf sitze ich wie ein Affe im hölzernen Käfig. Mit der Zusage, dass er mich hier auch wieder rausläßt, grinse ich in lachend an und meine nur, dass ich ihm vertraue. Das ganze wird, wie sich herausstellt, zu einer recht holprigen Angelegenheit. Nichts mit Fotos, die Holzbalken vermeiden jeglichen Blick auf den Berg, der immer näher kommt – aber ich bin dankbar. Wenn ich das hätte zu Fuß gehen müssen, wäre ich Stunden unterwegs gewesen. Nach gefühlten 10 Minuten passieren wir eine Kontrolle in den Nationalpark und weiter geht’s. Nach guten weiteren 10 Minuten sind wir am Ziel. Was für eine sensationelle Landschaft – so grün und kunterbunt mit Blumen. Mit einem großen Lächeln bedanke ich mich!

Jetzt fehlt nur noch den Berg zu erklimmen, zum Cerro de Santiago de Chiquitos trekken, der äußerst steil vor mir emporragt – fragt sich nur, wie man hier hoch kommt. Das scheint ein ziemlich schwieriges Unterfangen zu werden. Eine Familie aus Santa Cruz, die zum gleichen Zeitpunkt wie ich gerade ankommt, meint nur, dass es ziemlich anstrengend ist aber sich natürlich mehr als lohnt und dass es mehrere Etappen gibt. Insgesamt 3 verschiedene Aussichtspunkte und dass jeder Punkt ca. gute 30 Minuten Aufstieg benötigt. Aha…schon wieder diese 30 Minuten…ich bin alleine schon gute 20 Minuten mit dem Lastwagen unterwegs gewesen – wer weiß wie lange ich wirklich brauche. Mein Trufi wartet auf mich um 17 Uhr. Da bleibt ja noch genügend Zeit! Hinter der Familie mache ich mich auf den Weg. Zuerst durch die Natur mit Blick auf die Bergkulisse. Irgendwann fangen Steile Treppen an, die mich serpentinenmäßig Stück für Stück höher ans Ziel bringen. Bald geht es durch einen Wald und an steilen Felswänden entlang. Um die hohen Stufen besser zu meistern, ist rechter Hand von mir ein Handlauf aus Plastikrohr um mich Geländer zu sagen, denn das ist es tatsächlich nicht. Stützt man sich zu sehr ab, biegt sich das Rohr elastisch durch – na ja, solange es nicht durchbricht. Atemlos muß ich mehrmals kleine Pausen einlegen aber nach einer wirklich guten halbe Stunde habe ich die Höhe gemeistert. 1 Aussichtspunkt! Was für ein Ausblick in die Weite! Bis an die Grenze zu Brasilien und der Horizont ist mit einer blauen Gebirgskette gekennzeichnet, die einem auf den ersten Blick den Eindruck erweckt, als ob alles dort „Mee(h)r“ sei. Hier bleibe ich – ein 360 Grad Rundumblick vom Feinsten! Ich sitze einfach nur da, staune und genieße und sehe die Leute kommen und gehen, bis ich ganz für mich alleine bin…wie auf Wolken gebettet! Höher hinaus brauche ich nicht – das ist für mich hoch genug! Manchmal bedeutet höher hinaus das Limit zu vergessen und den Genuss! Der Weg ist das Ziel – nicht das Ziel! Ein Teil der Familie, die vor mir den Berg erklomm, riskiert es weiter zu gehen, aber ich sehe nur die Leute, die bereits die Gipfel wieder herunterklettern und nur der Anblick reicht mir! Nicht ich! Ich sitze lieber auf einem Stein in Schatten, geniesse die Freiheit und meine göttlich schmeckende Mango, die ich unterwegs eingesammelt habe. Nach einer guten Stunde mache ich mich wieder auf den Weg nach „unten“. Auf den Weg zurück knipse ich das Mountainrange von unten und kalkuliere eine gute Stunde zurück ein.

Aber bald ist ein Ford Pick up neben mir mit der Familie von vorher, die mir einen Rücktransport anbietet. Klar nehme ich an – und der kleine Junge an Bord nennt mich auch schon „TIA“ – Tante.

Tante Tina stelle ich mich vor – alle lachen und der Junge ist zutiefst traurig, als ich nach guten 15 Minuten vor der Kirche der Jesuiten am Hauptplatz von Santiago de Chiquito wieder aussteigen.

Erst einmal eine eiskalte Ananaslimonade besorgen – ich habe einen riesigen Durst! Die Kirche ist immer noch verschlossen und niemand öffnet bei Hausnummer 14 die Türe. Eine geschlossene Mission!

Vor einer Bank mit Blickwinkel zur Türe setze ich mich gemütlich hin und entspanne. Noch habe ich Zeit…es ist 14:30 Uhr. Eine Familie aus Santa Cruz versucht ebenso ihr Glück und ist entsetzt, dass sie so einen weiten Weg für nichts gemacht haben und will sich bei der Gemeinde beschweren, ebenso eine chilenische Familie, die Richtung Puerto Suarez und Brasilien ist, findet das Ganze auch nicht nett. Der Mann ist Deutscher und hat seine chilenische Frau in Amerika kennengelernt. Mit 2 Töchtern von 15 und 18 leben sie in Santiago de Chile. Ihr Sohn und noch eine Tochter studieren in Süddeutschland, weswegen sie nächstes Jahr nach 11 Jahren Chile nach Deutschland zurückmöchten. Die Arbeitsbedingungen in Chile sind nicht goldig für Ausländer und so geben sie Deutschland nochmals eine Chance. Sie bieten mir an, mich mit zurück nach Robere zunehmen und ich stimme zu. Besser als mich auf einen Trufi Fahrer zu verlassen, der eventuell nie kommt?

Auf den Weg zurück besuchen wir noch einen Wasserfall, der voll mit Einheimischen bevölkert ist. Leider nur ein Rinnsal und nichts zum Abkühlen – und so laufen wir eine kleine Ewigkeit einen Trampelpfad entlang in der Hoffnung, das aus dem Wasserfall mehr wird als nur Tropfen…ein toller Weg mitten durch den Dschungel an einem Flusslauf entlang aber ohne Erfolg. So düsen wir nach einer knappen halben Stunde weiter und ich lange auf dem „heißen“ Pflaster Robere, wo der Hund begraben ist.

Warum auf den Nachtbus warten, der erst um 21.30 Uhr losfährt, wenn es hier eh nichts mehr zu tun gibt mit dem bereits gepackten Koffer? Ein Motorradtaxi bringt mich zum Terminal und aller Aussagen nach, ist es dieses Mal richtig und um 17:30 Uhr fährt ein Trufi nach Santa Cruz und ich bin dabei! Durch die einmalige Natur und bei Tageslicht zurück, dass man zumindest noch etwas sieht. Ich lerne Reina & Andrea kennen, Mutter und Tochter, und der Papa – alle sehr musikalisch und die Tochter hat einen Beca für ein Musikstudium in Brasilien bekommen. Die Mama Reina zeigt mir Musikvideos ihres Sohnes mit Homeage an Robere und ich verspreche diesen Video an meine Freund weiterzuleiten…So vergeht die Zeit und kurz nach 24 Uhr komme ich im weihnachtlich beleuchteten Santa Cruz an – das Zimmerchen im gleichen Hostal wie beim letzten Aufenthalt, Dank einem Whatsapp von Andrea reserviert! Ich falle nur noch in mein Bettchen und falle in einen tiefen Schlaf. 

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