KAMBODSCHA – Battambang, Reise in die Vergangenheit & ihre Tempel aus dem 11 Jahrhundert…
Montag, 15.01.2018
Battambang & seine Umgebung…auf den Spuren von Angkor Watt…
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
LASSEN WIR DIE VERGANGENHEIT KAMBODSCHAS VERGANGENHEIT SEIN UND BETEN WIR FÜR DIE GANZE WELT, DASS KEINER MEHR UNTER FALSCHEN MÄRTHYRERN LEIDEN MUSS!
Was für eine Nacht. Ich teile mir den Dorm mit vier Männern und zwei Frauen und ewige Stille bis auf einem der Männer, der plötzlich mitten in der Nacht drei mal anfängt in einer seltsamen Sprache zu schreien…Alpträume. Beim ersten Mal dachte ich echt da steht Militär in unserem Zimmer oder die Polizei…Puhhh…Es wird Zeit das ich mir das „Alleinsein“ für eins, zwei Nächte gönne…Nachdem Frühstück ziehe ich in mein eigenes Reich und bin richtig erleichtert! Um 12 Uhr habe ich eine Tuk Tuk Fahrt um die Umgebung von Battambang zu erkunden. Battambang selber ist nicht weit von der thailändischen Grenze entfernt und ist eine recht ruhige Stadt. Ihren Charme verdankt sie den Häusern aus der Kolonialzeit. Es gibt hier viele französische Villen und alte Geschäftshäusern alle um den Dreh von 1910. Es liegt zugleich herrlich an einem Fluss, dem Sangwer gelegen und ist geprägt von einzigartigen Tempelanlagen und Pagoden. Was Battambang auch sehr interessant macht ist seine Umgebung, denn sie ist geprägt von historischen Überbleibseln aus der Zeit von Angkor Watt…und deswegen bin ich eigentlich hier.
Als mein Tuk Tuk um 12 Uhr mit Nicky vor der Türe steht, fahren wir erstmal durch die Stadt am alten Markt vorbei und direkt am Flussufer entlang zum alten, stillgelegten Bahnhof von 1920. Die Gleise liegen ausgegraben alle aufeinander gestapelt neben einer alten Halle, in der früher die Lokomotiven standen. Die Bahnhofsuhr ist seit Ewigkeiten stehen geblieben und zeigt 8:02 Uhr. Alles wirkt super nostalgisch und irgendwie traurig. Das Einzigste was den Bahnhof zum Leben erweckt sind die spielende Kinder, die mir aufgeregt zuwinken. Die Gouverneursresidenz ist ein restauriertes Prachtexemplar der Kolonialzeit mit riesigen, gusseisernen Pforten und einem herrlichen, angelegten Garten. Die Lage am Fluss begeistert mich, denn alles ist so schön grün und üppig bewachsen. Desto mehr wir die Stadt verlassen, desto ursprünglicher wird die Landschaft und die Dörfer, die wir auf unbefestigten Strassen durchqueren. Wieder diese Pfahlbauten…einfach herrlich. Wir machen Halt am Khor Sang Haus aus 1908. Der Vater des Hausherrs hat damals für den Gouverneur gearbeitet und dementsprechend ist auch das Pfahlhaus. Es erinnert mich denn Königspalast in Vietnam, den wir oben im Norden besucht hatten. Nur dieses Mal mit mehr Leben & Möbeln eingerichtet. Wahnsinn – alles noch mit einer Einrichtung um die 1900 Wende. Ganz stolz präsentiert er mir einen alten französischen Kristallspiegel und alte Fotos von dazumal. Das Haus besteht aus einem riesigen Raum und drei Nebenzimmern. Die Küche ist unter dem Holzhaus im Freien, ebenso die Toilette. Er erklärt mir stolz, dass 3 Generationen noch im Haus wohnen. Ich frage mich allerdings wo…aber in die drei verschlossenen Räume kann ich leider nicht gehen…Es gibt keine Decke und man hat direkt den Dachgiebel über einem. Das Holzhaus steht auf ca. 32 Pfählen. Unter dem Haus spielt sich hauptsächlich das eigentliche Leben ab. Hier befindet sich die Küche, Hängematten sind zwischen die Pfählen gespannt, Wäsche hängt an den Leinen und Holz steht gestapelt in der Ecke und sonstiger Unrat. Kinder spielen im Strebergarten und die Omi giesst die Blumen. Ein herrlicher Einblick in das Leben einer kambodschanischer Grossfamilie. Bald kommen wir an einer Hängebrücke vorbei und kurz darauf kommt ein Fischerdorf. Am Fluss liegen Fischernetze aus und viele Einbaumboote sind am Ufer befestigt. Allmählich wird das Ufer auch immer grüner – es wird zum Obst- und Gemüseanbau genutzt und der Fluss schlängelt sich zwischen Trauerweiden und Palmen durch das herrliche Landschaftsbild. Unser nächster Stopp ist Wat Banan. Er ist ca. 20 km von Battambang entfernt und liegt auf einem Hügel, der über steile Stufen nach oben begehbar ist. Er ist einer der am besten erhaltensten Tempelanlagen der Umgebung und ein buddhistisches Heiligtum. Die fünf maiskolbenförmige Türme erinnern an Angkor Watt. Man nimmt an, dass das ganze aus dem 10.-13. Jahrhundert ist. Mich begeistern diese Tempelruinen. Man sieht teilweise immer noch die bildhauerischen Meisterstücke in den Steinen, die bunt zusammengewürfelt wieder zu Türmen aufgebaut wurden und sehr einsturzgefährdet sind. Alles sehr beeindruckend und einmalig. Der Ausblick auf die Landschaft drum herum ist zudem ebenso einmalig. In dem mittigen Tempel werden religiöse Zeremonien abgehalten und es befinden sich darin mehrere Buddhastatuen. Um den Berg herum ist ein herrlicher See mit Strassenständen und Restaurants für Wochenendausflügler. Nach guten zwei Stunden ziehen wir weiter zum Phnom Sampeum der ebenso auf einem Hügel liegt. Man kann diesen Hügel in ca. 40 anstrengenden Minuten begehen, ich ziehe vor mit einem Pick up hochzufahren, was sich als eine gute Wahl ergibt. Hier oben gibt es mehrere Bergheiligtümer, unter anderen einen buddhistischen Tempel, der während der Zeit der roten Khmer als Gefängnis diente und zu einer Höhle führt, was früher als Theater diente und aber während der roten Khmer Ära als Opferstätte diente und nun von einem liegenden Buddha bewacht wird. Die Knochen der darin umgekommenen Menschen sind alle in einem Altar aufgestapelt. Einfach grausam wenn man denkt was dazumal alles passiert ist und dass all die, die damals zur roten Khmer gehörten und ins Gefängnis gesteckt wurden, wieder freigelassen werden sollen. Das ganze berührt mich ausserordentlich. Wir ziehen mit dem Pick up zu weiteren Aussichtspunkten mit Pagoden und einem chinesischen Tempel. Selbst der Pick up hat zu schaffen diese steilen Wege nach oben zu kommen…ich bin froh dass ich nicht zu Fuss unterwegs bin. Kurz danach schlittern wieder bergab. Weiter unten ist eine Fledermaushöhle, aus der immer um ca. 17.30 Uhr die Fledermäuse geflattert kommen. Ein wortwörtliches Spektakel aber auch höllischer Gestank. Das Ganze dauert sage und schreibe ca. 20 Minuten…Abertausende von Fledermäusen färben den Himmel und das Abendrot schwarz.
Das Highlight des Tages ist erledigt und wir treten unseren Rückweg an. Was für ein besonderer und herrlicher Tag – selbst wenn das ganze Drama mit den Roten Khmers mich nicht gerade glücklich stimmt, weil ich solche grausame Menschen einfach nicht respektieren kann. Geschichte. Und wie ich sehe geht es Kambodscha viel besser wie dazumal als ich hier war, das lässt mich aufatmen. Alle Menschen begegnen mir mit einem herzlichen, freundlichen und warmen Lächeln, dass mein Herz hüpfen lässt. Mal schaun was morgen ansteht – Battambang hat unzählig viel zu bieten.