Die Reise geht weiter…Jaipur, Agra und sein Juwel – das Taj Mahal und Abenteuer auf eigener Faust…
Sonntag, 05.11.2017
Video: Mit „Bollywoodstar Vicky“ Elefantenritt zum Roten Fort in Jaipur
Jaipur
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
LASS DICH ÜBERRASCHEN – MANCHER TAG BIRGT MANCHMAL MEHR BESONDERHEITEN, ALS DU DIR VORSTELLEN KANNST. SICH TREIBEN LASSEN UND EINFACH ABWARTEN WAS PASSIERT UND DANN IN VOLLEN ZÜGEN GENIESSEN!!!
Heute begleitet mich ein überaus fescher und attraktiver Inder: Vicky. Ich kann nicht meine Augen von ihm lassen – welch ein Augenschmaus. Das kann ja heute heiter werden!
Der Weg führt uns gleich nach dem Frühstück direkt in die Altstadt von Jaipur – die rosarote Stadt. Als damals König Albert von England nach Indien kam, lies man in der Altstadt von Jaipur alles pink streichen, den pink ist die Farbe des Willkommens. Selbst heute noch wird diese Farbe beibehalten. Die Stadttore, mit denen die Altstadt von Jaipur umgeben sind, erzählen Geschichte und sind wunderschön bemalt. Mich wundert es, dass man den Verkehr hier durchbrausen lässt und sie nicht unter Denkmalschutz stell. Der erst Anlaufpunkt ist natürlich der weltbekannte Palast der Winde. Es sieht aus wie tausende von Bienenwaben und wurde 1799 erbaut, damit die Hofdamen Prozessionen verfolgen konnten. Teilweise ist es von aussen nur Fassade und dahinter befinden sich nicht einmal Zimmer. Der rosarote Palast ist ein Traum, vor allem mit dem Licht der Morgensonne. Man kann ich auch besuchen, aber wir haben es eilig, den wir sind auf den Weg Fort Nahargarh, dass von einer grossen Mauer umgeben ist, die sich weit ins Land zieht. Man sagt auch die kleine chinesische Mauer. Das durch und durch imposante Fort erstreckt sich über einen riesigen Berghang und die Morgensonne, die wir heute antreffen, widerspiegelt die Burg in einem fabelhaften, magischen gelben Licht. Wie majestätisch, wie erhaben. Wir werden auf dem Rücken eines Elefanten zum Fort gebracht. Ich fühle mich wie in einer Schiffsschaukel und der Elefant hinkt noch dazu. Vicky nimmt mich in den Arm um mich festzuhalten oder nur ein Vorwand mir nahe zu sein. Er schiesst ewig viele Bilder von mir – na hoffentlich bekomme ich die auch irgendwann mal zu sehen? Ich fühle mich sehr geschmeichelt! Der Ritt belohnt mit atemberaubenden Ausblicken auf die hügelige Landschaft und auf die Burg. Ich bin so mit Festhalten beschäftigt, dass ich mich gar nicht recht getraue, Fotos zu machen – mein Video ist auch ziemlich verwackelt. Alle Elefanten, die hier Touris begleiten, sind lustig und bunt bemalt – eine gute Idee und tolle Fotomotive. Einige gute Aufnahmen bekomme ich ja hoffentlich hin! Wir kommen durch ein riesiges Tor an einen riesigen Vorplatz, bevor es ins eigentliche Fort geht. Das erste was wir uns ansehen ist eine Moschee im Innern aus weissem Sandstein, bevor wir weitere königliche Räume betreten.
Alle Wohnräume sind identisch und umschliessen in perfekter Symmethrie die zentralen Höfe.
Das ganze ist alles sehr arabisch aber auch indisch angehaucht. Sehr viel Einfluss von der islamischen Architektur. Der damalige Herrscher hatte sich mit einer moslemischen Prinzessin verheiratet was alles erklärt. Ich bin wieder mal sprachlos und finde allmählich keine Worte mehr für eine solche einmalige Schönheit bis ins Detail. Kunst pur. Vicky fotografiert mich vor all den schönen Palasttüren, Marmorfenstern, bemalten Wänden und will gar nicht mehr aufhören – so bekomme ich zumindest auch mal ein paar Selfies von mir! Schade, dass wir nur das Fort sehen, denn das Dorf, das das Fort umgibt sieht sehr reizend aus und von hier oben bieten sich fantastische Ausblicke auf das Umland.
Auf den Weg zurück fahren wir noch an dem Sommerpalast vorbei, der inmitten eines Sees liegt. Natürlich stoppen wir auch noch in einem Laden, in dem Halbedelsteine geschliffen werden und Stoffe bedruckt – Jaipur ist bekannt dafür. Vicky erhofft sich eine dicke Kommission mit meinem Kauf – aber ich bleibe stur wie immer und kaufe nichts. Mich interessiert es lediglich, weil hier der ganze Produktionsweg von der Herstellung bis zur Fertigstellung präsentiert wird und man kann immer etwas dazulernen.
Wir schauen uns noch den Stadtpalast in der Altstadt an, leider ist er nur begrenzt zugänglich. i
Die ruhmreiche Vergangenheit dieses Palastes ist immer noch zu erspüren und alles ist noch bestens erhalten. Ich bin wieder mal sprachlos und finde keine Worte mehr für dessen Schönheit! Das Textilmuseum im Palast zeigt unendlich viele Trachten und Kleider der Königsfamilie. Teilweise über 300 Jahre alt. Märchenhaft schön und übersät mit Diamanten und Halbedelsteinen. Was die Königinnen trugen war kiloschwer mit Edelsteinen und goldbesticktem Damast, dass sie nicht mehr gehen konnten und sie auf edlen Sänften getragen werden mussten! Unglaublich! Die Herrscherfamilien waren auch überaus talentiert. Einer der Herrscher hatte die Leidenschaft an Sternenkunde. Er schuf sein eigenes Observatorium und belies es nicht nur bei einem. Eines davon ging sogar in das Guiness Buch der Weltrekorde ein!
Nach meiner heutigen Sight Seeing Tour hab ich echt ein morz Hunger und ich muss zuerst einmal etwas essen – wieder im gleichen Lokal und wieder das gleiche Essen. Lady Finger mit gebratenem Reis. Danach nehme ich ein Tuk Tuk direkt vor der Türe meines Feinkostlokales und lasse mich nochmals in die Altstadt fahren um sie ein wenig näher zu erkunden. Ich geh über den grossen Bazar, finde aber irgendwie keinen richtigen Gefallen dort – nochmals zum Königspalast? Palast der Winde? Nach einigen Interventionen mit Händler im Bezug auf einen Sari, entscheide ich mich, zum Hotel zurückzufahren. Die Altstadt von Jaipur tut es mir gar nicht an. Einfach zurück zum Hotel und ausruhen. Der Hoteldirektor, hui, was für ein gutaussehnder Mann, hält mich an und fragt mich, ob ich Lust hätte, mit ihm einen Bollywoodfilm zu besuchen. Ich kann nicht nein sagen – der Traum aller Frauen und dann noch in einer solchen Begleitung. Rassig, dunkle lange Haar, einen getrimmten Vollbart und schwarze Augen. Normalerweise stehe ich nicht auf so eine Art Mann wie er…aber dieser, sexier geht es nicht! 2 Stunden später bin ich am Hotelempfang, wo er bereits auf mich wartet. Der Film fängt um 22.30 Uhr an – und leider stellt sich heraus, dass es ein Thriller ist – und kein Bollywood. Auf Thriller stehe ich ganz und gar nicht, auch nicht mit einem solchen Mann. Ich sage ab, unterhalte mich dann aber doch noch mit ihm über seine Reisen. Ein leidenschaftlicher Motogross Fahrer, Ghosthunter und Dalai Lama Fan. Bevor es hier zu heiss wird, entscheide ich mich, ins Bett zu gehen.
Prinzen und 1001 Nacht…Mensch Meier…Der Reiseleiter von heute war auch nicht von schlechten Eltern! Vicky!
Montag, 06.11.2017
Jaipur – Abhaneri – Fatehpur Sikri – Agra 235 km, 5 – 6 Stunden
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
IMMER MIT DER RUHE! OM!!! LASS DICH NICHT IRRITIEREN UND BEIRREN VON MENSCHEN, DIE DIR NICHT GUT TUN – IGNORIERE SIE EINFACH! MAN MUSS SICH JA NICHT ALLES VERKAUFEN LASSEN!
ICH REDE VON DEN GANZEN FLIEGENDEN HÄNDLERN, DIE DIR SOUVENIRS, GETRÄNKE, TAXIS ODER IRGEND EINEN ANDEREN SERVICE ANBIETEN WOLLEN UND DANN AUCH NOCH AUFDRINGLICH UND FRECH WERDEN, WEIL DU DIR DIE FREIHEIT NIMMST NEIN ZU SAGEN! ICH KÖNNT EUCH NICHT VORSTELLEN, WIE LÄSTIG DAS SEIN KANN, WENN LAUFEND CA. 20 DAVON KONSTANT UM DICH RUM SIND UND DICH OHNE ENDE BEQUASELN!
Nach dem Frühstück mit Meer, den ich bat, sich zu mir zu setzen, geht meine Fahrt weiter nach Agra. Schade, dass gestern nichts mit Bollywood geworden ist, mit diesem jungen Mann hätte ich zu gerne diese Erfahrung gemacht. Äusserst charmant und gutaussehend und 24 Jahre alt!
Für mich der Bollywoodstar!
Video: Wasserquelle in Abheneri – des Königs Bad
Unterwegs besuchen wir Abheneri, eine ehmalige Wasserquelle, die die Kaiser zum baden benutzten. Eine riesige Sandsteintreppe ist ca. 115 m in die Tiefe gegraben und bildet wie ein Quadrat und ganz unten ist ein Wasserbecken. Eine unterirdische Quelle ernährt das Wasserbecken ständig mit Wasser. Oberhalb des Brunnens ist ein palastartiges Gebäude, dass von Säulengängen umgeben ist, die von einer Mauer geschützt sind – das Areal war immerhin nur für die Königsfamilie zugänglich. Wenn in früheren Zeiten der Monsun kam, wurde die Quelle zusätzlich mit Regenwasser genährt und der Wasserpegel des Brunnens stieg automatisch an. Durch die tausenden von Treppenstufen, konnte man natürlich inner das Wasserlevel erreichen. Teilweise floss bei Regen das Wasser wie bei einem Wasserfall über das Palastähnliche Gebäude in den Brunnen. Heute ist dieser Ort auch sehr durch seine Bollywoodfilme bekannt – er ist permanenter Drehort. Gleich daneben steht eine alte, stufenförmige Tempelanlage aus dem späten 15 Jahrhundert mit sehr fein gearbeitetem rotem Sandstein. Wieder einmal überwältigt mich die damalige Kunstfertigkeit der Inder. Ein junger Mann am Tempel macht mich darauf aufmerksam, dass hier die Kühe heilig sind, weil sie als unsere wieder geborene Mütter gesehen werden. Er unterstützt die Kühe durch eine Stiftung und sammelt Spendengelder. Aha, sehr interessant – was die sich nicht alles einfallen lassen, um an Geld zu kommen! Tausende von hungernden Menschen auf der Welt und die heiligen Kühe sind wichtiger?
Geisterstädte gibt es hier auch – manche Herrscher, wie beispielsweise der Mogul Kaiser Akbar, haben falsch kalkuliert und nach ewig vielen Jahren der Erbauung ihrer Städte 15 Jahre später festgestellt, dass es nicht genügend Wasserquellen zum überleben gab – Fatehpur Sikri ist ein Beispiel dafür! Das war so gegen 1600. Man verlies sie und baute eine neue. Erstaunlicher Weise ist immer noch alles sehr gut erhalten und so kann man in dem riesigen Arenal immer noch sämtliche Stadttore, den Königspalast, die Audienzhalle, die Schatzkammer, den Thronsaal, die königlichen Gemächer, Frauengemächer, den Haremskomplex, sämtliche Höfe, die Reitställe und vieles, vieles mehr begutachten. Alles sehr imposant und wieder einmal eine Höchstleistung der Baukunst und bis ins Detail verzierte Sandsteingebäude. In manchen Räumen erkennt man sogar noch kunstvolle Malereien. Der absolute Wahnsinn. Man verläuft sich hier wortwörtlich. Das einzige was nervt sind die ganzen fliegenden Händler, die immer um einen rum sind und einem keine Minute der Geruhsamkeit und des Genusses lassen! Direkt neben der Geisterstadt steht immer die im gleichen Jahrhundert erschaffene Moschee. Das Eingangstor sieht exakt so aus wie das von Mekka. Die Moschee Jami Masjid wird immer noch benutzt und von tausenden von Pilgerern tagtäglich aufgesucht, denn es befindet sich darin ein Mausoleum aus fein gearbeitetem weissem Marmor. Hier ist sämtlicher Adel der Jahrhundertwende bestattet. Wieder bin ich von fliegenden Händlern bis zum geht nicht mehr umgeben. Allmählich habe ich echt die Schnauze voll – ich muss mich echt besänftigen. OM.
Auf den Weg nach Agra habe ich ja genügend Zeit dazu. Heut geh ich nicht auf Entdeckungstour. Es ist ziemlich spät und ich mache es mir lieber in meinem schnuckeligen Zimmer gemütlich.
Dienstag, 07.11.2017
Agra – Delhi 200 km, 4 Stunden
Taj Mahal – das Rote Fort – Mausoleum Itmad-Ud-Daulah
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
ES GIBT WUNDER, DIE UNS IMMER WIEDER ZEIGEN, DASS ES NOCH WUNDER GIBT! MAN DARF DEN GLAUBEN DARAN NIE VERLIEREN UND SOLLTE OFFEN SEIN, SIE ZU EMPFANGEN UND SIE MIT EIGENEN AUGEN ZU SEHEN UND ZU BEWUNDERN! NICHTS IST IN DIESEM LEBEN SELBSTVERSTÄNDLICH – LERNE ES ZU SCHÄTZEN UND GEBE DEINE HOCHACHTUNG WAS ES AUCH IMMER SEIN MAG! ES WIRD SO UM SO WERTVOLLER FÜR DICH UND UNVERGESSLICH!
4:45 Uhr. Mein Wecker klingelt. Um 5:30 Uhr werde ich abgeholt für den Sonnenaufgang am Taj Mahal. Es ist noch dunkle Nacht. Vor dem Eingangstor stehe ich mit meinem Reiseleiter Alif Schlange. Geschlagene 1,5 Stunden, bevor wir den grossen Garten, in dem das Mausoleum steht, nach sämtlichen Sicherheitskontrollen betreten dürfen. Mein Atem Stock. Ein absolutes, atemberaubendes Meisterstück steht vor mir! Zweifellos eine Kunstfertigkeit, die seines gleichen sucht. Ein Weltwunder der Baukunst! Weisser Marmor mit einmaligen Steinmetzarbeiten, über und über mit eingravierten Blumenmuster und Ornamenten, alles Halbedelsteinen ausgearbeitet. Der Taj Mahal wird noch von Nebelschwaden umhüllt! Der weisse Marmor ändert je nach Lichteinfluss seine Farbe. Was für ein magischer Ort! Ein Denkmal einer grossen Liebe, verbunden mit einer tragischen Geschichte! Der Mongul Shab Jahan schuf es für seine Lieblingsfrau. Die erst und dritte bekamen keine Kinder und ausgerechnet Munitaz Mahal starb bei der Geburt ihres vierzehnten Kindes! Der Taj Mahal musste im Eilverfahren erbaut werden, denn den Muslimen ist vorgeschrieben seine Toten innerhalb von 24 Stunden zu beerdigen. Der Taj Mahal wurde mit über 20.000 Arbeitern innerhalb von wenigen Monaten gebaut. Kurze Zeit später begann der Bau eines weiteren Mausoleums aus schwarzem Marmor für den Mongul selber auf der gegenüberliegenden Uferseite. Der Bau wurde nie beendet. Einer seiner Söhne war so über die Geldverschwendung seines Vaters empört, dass er seinen Vater ins Rote Fort einsperren lies, seine zwei Brüder tötete und die Macht an sich riss! 10 Jahre später starb sein Vater und wurde neben seiner Gemahlin im Taj Mahal bestattet.
Zwei Stunden später sind wir unterwegs in das Rote Fort – das grösste in Indien! Der damalige Mongul hatte wie ich feststellen muss, einen echten Grössenwahnsinn. Auch das Fort ist überdimensional und mit rotem Sandstein, den er extra vom 40 km entferntem Fatehpur Sikri anliefern lies. Das Eingangstor riesig, die Versammlungshalle ein Kongresspalast, ein eigener riesiger Markt, der von einem Säulengang umgeben wird und die ganzen ursprünglichen Gemächer in Übergrösse. Die Hauptgebäude im Innern und der Palast selbst sind aus weissem Marmor und wieder mit abertausenden Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen verziert. Der Bereich des Forts, in dem der Mongul seinen Lebensabend isoliert und eingesperrt verbrachte ist wie ein Märchenschloss – noch schöner geht es nicht. Leider ist nur 15% der Palastanlage sichtbar, der Rest ist vom Militär besetzt. Soviel einmaliges Kunsthandwerk war damals möglich – und das vor über 400 Jahren. Und schau mal einer jetzt Indien an – das kann keiner begreifen, dass es damals eine solche Hochkultur war und jetzt im Schlamm versinkt und von seiner kulturellen Vergangenheit sein Jetzt finanziert!
Wir sind auf dem Weg zu einer der ersten Mausoleen in Agra während der Mongulzeit von Shab Jahan. Itmad-Du-Daulah, das seiner Zeit erbaut worden ist, ist sozusagen das Mini Taj Mahal, das als Vorbild zum Erbauen des Taj Mahals diente. Es liegt direkt an einem Fluss und überwältigt einem mit einer prachtvollen Schönheit. Im Mausoleum selber sind Wandmalereien, die immer noch so farbenprächtig sind wie vor über 400 Jahren. Was für ein weiterer Kulturschatz. Leider haben wir nicht viel mehr Zeit mehr von Agra zu sehen – wir verlassen Agra ohne wirklich die Altstadt oder Basare gesehen zu haben – aber dafür Momente, die mir zeitlebens in Erinnerung bleiben werden! Wir machen uns auf den Weg nach Delhi.
Meine zwei wöchige Rajasthan Rundreise geht zu Ende! Ich kann es gar nicht glauben! Mir kommt es vor, als ob ich schon eine kleine Ewigkeit in Indien unterwegs bin! Mein Traum von 1001 Nacht hat sich wortwörtlich erfüllt! Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein anderes Land, Region oder Ort auf dieser Welt gibt, mit soviel geballter Schönheit, Legenden und Geschichten. Ich bin baff! Am liebsten würde ich die Tour gleich morgen nochmals antreten.
Ich kann einfach nicht genug davon kriegen! Wer kommt mit?
Die Ernüchterung folgt Stunden später, als es heisst von nun an alleine loszuziehen und auf mich selber gestellt zu sein!
Gott ne – Manog hat mich doch glatt am falschen Busbahnhof in Delhi aussteigen lassen!
Man vertraut ja und kommt nie auf die Idee, dass man letztendlich nicht dort landet, wo man landen soll! Wie auch immer, ich stelle das ganze erst jetzt fest, als ich nach dem Ticketschalter nach Nainital frage. Ich werde vom Schalter A nach B geschickt und von D nach A um schliesslich nach mehrmaligen Fragen herauszufinden, dass ich wirklich falsch bin und zu dem Fernbahnhof muss. Man hat heute Schutzengel für mich eingeplant, ja, so was gibt es tatsächlich! Ein junger Herr begleitet mich wie ganz selbstverständlich zur Metro, bezahlt mir sogar die Fahrt und fährt mit mir bis zur Zugstation was tatsächlich fast rund 45 Minuten in Anspruch nimmt um mich letztendlich dorthin zu vermuten, wo ich eigentlich sein sollte. Ich steige in den Zug Richtung Fernbusbahnhof. Ohne ihn hätte ich in dem ganzen Wirr Warr wahrscheinlich Stunden gebraucht oder hätte es besser gesagt erst gar nicht gefunden – indische Schriftzeichen! Am Fernbusbahnhof hilft mir wieder ohne zu Fragen ein Herr weiter und besorgt mir mein Ticket, da mich am Ticketschalter keiner versteht. Tolle Sache, oder? Alles problemlos, da bin ich echt mehr als dankbar. Allerdings gibt es keine direkten Verbindungen – ich muss unterwegs umsteigen! Es ist inzwischen 17 Uhr, mein angeblicher Luxus Bus geht um 22:30 Uhr. Unheimliche Gestalten hier, Gestank nach Kuhmist und Urin und ewig viele Fruchtfliegen und Moskitos lassen es mich gerade so aushalten. Ich verbringe meine Zeit mich meinem Reisehandbuch, um etwas mehr über die ganze Geschichte Indiens zu erfahren. Was für ein Sodom und Gomorrha. Auf dem Weg zu den Toiletten, entdecke ich eine Polizeistation mit einem kleinen Garten. Die Erettung. Ganz ungeniert sitze ich mich auf eine Bank. Ruhe und Entspannung pur. Man lässt mich in Ruhe. Immerhin, die Polizei, dein Freund und Helfer. Noch 4 Stunden. Weiterlesen, Notizen über meine Reise machen, Musik hören…was einem nicht alles einfältt und die Zeit sinnvoll todzuschlagen! Geschafft! Mein „Luxusbus“ geht pünktlich, nicht ganz so nobel aber ich habe zwei Sitzplätze für mich und sogar eine Steckdose für meinen Laptop. Ca. 8 Stunden Fahrt – da kann ich wenigstens die Zeit ewas nutzen um meine Reisereports zu schreiben oder Fotos zu sortieren. Wir stehen im Stau. Als wir Delhi verlassen wird es recht nebelig. Die Autos machen in Indien anscheinend die Warnblinkanlage an, sobald es nebelig wir. Der Busfahrer fährt super langsam. Irgendwann schlafe ich ein und wache immer wieder auf, sobald es einen Boxenstopp gibt. Einmal muss ich in ein Feld, weil wir mitten auf einem Seitenstreifen halten. Im Bus sind sie alle im tiefsten Schlaf versunken.
Dienstag, 07.11.2017
Nainital
Nainital – Snow Point View – örtlicher Markt – tibetisches Kloster
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
ES GIBT PARADIESE AUF DIESER WELT – WENN AUCH KLEINE, ABER BESSER KLEINE ALS KEINE!
Um 8 Uhr erreichen wir ein kleines Städtchen, von wo aus ich auf einen lokalen Bus wechsele, der ca. eine gute Stunde in Serpentinen das 1998 m hoch liegende Nainital erklimmt. Mit den Einheimischen in einen asbachuralten Bus „eingeklemmt“ aber eine Fahrt mit wahnsinniger Ausblick auf die Gebirgswelt Nahe des Himalayas. Endlich angekommen! Tausende von Taxifahrer, die mich zu meiner Unterkunft zu Wucherpreisen bringen wollen – 3 km für umgerechnet 8 Euro! Ich bin doch nicht blöd! Da gehe ich lieber zu Fuss. Ich gehen am herrlichen Kratersee entlang – was für ein Ort der Ruhe und Entspannung! Letztendlich hält doch ein Taxifahrer, der mich bergauf zu meinem neuen Domizil in den nächsten Tagen bringt. Über den Wolken – mit Ausblick über das ganze Tal und auf den Kratersee. WOW! Mein Zimmerchen für lokale Verhältnisse ein absoluter Traum! Für ein Apfel und ein Ei! 9:30 Uhr! Und ich einen Bärenhunger! Ein kräftiges Frühstück bei Sonnenschein auf der Terrasse! Entspannen! Was gibt es schöneres? Das habe ich mir verdient.
Ein wenig später begebe ich mich direkt zum Snow Point View. Von dort aus sieht man die Bergkette des Himalayas – momentan im Nebel gehüllt, bestimmt in den frühen Morgenstunden ein Traum. Anbei ein kleines Dörfchen mit einem winzigen Markt. Zu müde für mehr, schlafe ich für fast 2 Stunden auf der Hollywoodschaukel im Garten ein. Reisen und nichts tun kann auch erschöpfen. Was für ein Chill-out. Ein bisschen Bewegung tut jetzt gut. Unweit von meinem Homestay ist ein tibetanischer Kloster. Gleich mal hin zum gucken, wenn man schon mal hier ist. Ich mache mich auf dem Weg. Es geht bergab, bergab, bergab. Herr jeh, das muss ich alles wieder zurück. Nach guten 20 Minuten steilen bergabs das Kloster. Klein aber fein und als ein freundlich lächelnder Mönch gleich darauf um die Ecke schiesst, fühle ich mich gleich willkommen und wie in Tibet. Ich schweife ab in Erinnerungen an meine einmalige Tibetreise 2004. Der Mönch lädt mich ein den Tempel zu besuchen, ich ziehe die Schuhe aus und folge ihm. Relikien, die mehr als 1000 Jahre alt sind meint mein Mönch. Ewig viele kleine Buddhas in Mönchskutten gekleidet – wie kleine Barbiepuppen aber alle vergoldet und super schön. Dalai Lama ist uns auch sehr nahe – er sitzt auf seinem Thron in Form einer Pappform in Lebensgrösse. Super gute Idee. Wir sitzen ein wenig zusammen und reden über Tibet, wann er nach Indien kam, was er von China hält und deren Politik Tibet gegenüber. Draussen geht zwischenzeitlich die Sonne unter. Ich mache mich auf den Heimweg – pustend, schwitzend und
keuchend. Ich spüre die 2200 Höhenmeter. Die Inder, die mir auf dem Weg begegnen, lachen mich nur freudig an – kein Wunder, ich muss total geschafft aussehen. Nachts wird es hier richtig kalt – um die 0 Grad! Ich spüre schon den nasskalten Schweiss an mir. Aber der Weg hat sich gelohnt. Im Homestay stehen die Angestellten vor einem Blechtrog mit Feuer und einem Chai Tee in der Hand – ihre Art warm zu werden. Sie bieten mir gleich ein Chai Tee an und wollen dass ich mich zu ihnen an die Feuerstelle setze – aber mir ist es noch warm genug.
Einige Zeit später komme ich dazu, esse noch ne Kleinigkeit und ich werde eingeladen, morgen ein Dschungel Lodge von ihnen anzuschauen, die sie gerade erst eröffnet haben. Klar doch, für so was bin ich immer zu haben. Kurze Zeit später eine warme Dusche – jetzt friere ich wirklich…und gähnend müde nichts wie ab in die warme Heia. Endlich einmal ausschlafen!
Mittwoch, 08.11.2017
Nainital
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
LEBEN IN VOLLEN ZÜGEN UND EINFACH DABEI SEIN!
Videos:
Oase der Ruhe mit Aussicht auf die Himalaya Kette
Jeepsafari mit Gänsehaut
Heute wird ein spannender Tag! Ein herrlicher Sonnenaufgang kurz nach 7 Uhr und einen Massala Tee auf der Terrasse – was gibt es Schöneres! Kurz danach sitze ich im Jeep von Jitendra, dem Eigentümer des Homestays. Er will mir seine Dschungellodge im Urwald zeigen, was auch immer das sein mag, ich bin dabei! Wir fahren über Stock und Stein und über schwindelerregende Gebirgsstrassen, die unendlich in die Höhe gehen oder schrecklich steil in die Tiefe gehen. Irgendwann bleiben wir an einem Aussichtspunkt stehen und ich sehe die Himalayakette in Nebel gehüllt vor mir! WOW! Eine unendliche magische Gebirgswelt vor mir!
Ein Augenschmaus und was ganz Besonderes. Wir fahren durch einige Gebirgsdörfer, wo man wirklich sieht, dass die Menschen hier kaum mit der Aussenwelt angebunden sind. Es wird alles zu Fuss gegangen und es sind wortwörtlich nur noch einfache Hütten. Die Menschen sind sehr einfach gekleidet und teilweise in Lumpen. Gebirgsketten mit vielen Terrassen, die schon seit Jahrzehnten von Hand bearbeitet werden. Bald hält Jithendra an und meint, dass es jetzt zu Fuss weiter geht. Ein kleiner, mit Steinen belegter Pfad führt ziemlich steil in den Dschungel hinein. Er erklärt mir, das dies der Weg zu seiner Dschungellogde ist und fragt mich, ob ich bereit bin, 300m zu Fuss zu gehen. Ich bejahe das ganze, ohne zu wissen, was auf mich zukommt. Da wir zwischenzeitlich bestimmt auf 2500 Höhenmeter sind, keuche ich wie ein Walross. Ich bin jetzt schon fertig, obwohl wir noch nicht da sind. Der Weg erinnert mich an Cinderrella im Märchenland. Genauso kurvig und unendlich schmiegt er sich an den Abhang.
Dschungel so weit das Auge reicht. Fehlt nur noch Tarzan mit seiner Liane – Affen bleiben uns Gott sei Dank erspart. Die 300 Meter entpuppen sich als 1 km. Bald aber sehe ich „Licht“ und es öffnet sich der Dschungel. Neben uns, auf mehreren Terrassen erbaut, liegt seine Dschungellodge HARYAL 360. 360 Grad, weil man ringsum die Gebirgswelt sieht und sogar den Himalaya! Die sechs kleine Eco Lodges hat er und sein Freund Angel mit eigenen Händen erbaut und darauf geachtet, dass das gesamte Material entweder recyceltes Holz oder Bambus ist und dass zum grösstenteil Fenster aus alten Kolonialgebäuden benutzt wurde. Von jeder Lodge hat man von dem Bett aus einen Blick auf die Gebirgsketten und auf den Himalaya. Alles ist ihnen gelungen und es ist urgemütlich und die Zimmer sind riesig und mit einem eigenen Bad! Hier ist man am Ende der Welt und Entspannung pur. Wenn man will kann man doch bestimmt auch Abends ein wenig entfliehen und in einem Nachbardorf einen Drink zu sich nehmen? Die Idee finden die beiden gar nicht gut. Später erfahre ich warum. Ich sehe Angel mit einem Schiessgewehr. Grosse Fragezeichen bei mir. Der bekannte Corbett Nationalpark ist einen Katzensprung entfernt erklärt er mir und ab und zu verirren sich hier Leoparden und noch so einiges gefährliches Getier und er muss Warnschüsse abgeben, damit sie nicht in seine Lodge eindringen um seine Hühner oder schnuckligen Bernadiner zu reissen. Wer hier in der Lodge seine Ruhe finden will findet sie, und wenn nicht gibt es zwar keinen Umdrunk im Nachbardorf aber dafür Dschungelsafaris bei Nacht oder Trekking und vieles, vieles mehr.
Wir nehmen unser indisches Frühstück mit viel Massala Tee ein und diskutieren darüber, wie sie für dieses einmalige Projekt Kunden anwerben können und was man noch verbessern könnte.
Sie erzählen mir, dass sie noch zwei Lodges für Familien bauen möchten, ein Fitnessstudio, eine Bibliotheke und vieles mehr. Einfach zum Wohlfühlen und mit einem tollen, gästefreundlichem Konzept, dass jeden Wunsch aus den Augen der Besucher lesen soll. Da bin ich ja mal gespannt – aber ich vertraue auf Jitendra – schliesslich war er lange genug im Ritz Carlton in Dubai um von der Picke auf auf 100% Gästeservice geschult zu werden!
Beim „Nachbar“ – nochmals eine gute halbe Stunde zu Fuss, ist heute eine Taufzeremonie eines elftagealtem Babyjungen. Wir sind eingeladen und ich lasse mir das nicht ergehen. Wir gehen auf dem kleinen Fussweg auf einem Gebirgskam Richtung Nachbar. Was für ein Ausblick. Fast wie auf dem Dach der Welt. Die Nachbarn leben noch in Lehmhäusern, sehr tibetisch anmutend. Sämtliche Nachbarn kamen von weit her gelaufen, um das ganze zu erleben und sitzen in ihren besten Trachten auf einer Mauer und trinken Tee. Meine Güte – das Durchschnittsalter ist ca. 80! Alle Frauen sind mit edlem Goldgeschmeide aus 22 karätigem Gold mit Rubinen behangen, sprich um den Hals, in den Ohren und mit riesige Nasenringen! Sogar mit lackierten Fingernägeln! Alles sieht hier so ärmlich aus…ist es aber anscheinend nicht – ich kann das jetzt nicht glauben. Die Familie sitzt mit einem Priester im Lehmhaus und sind mit der Taufzeremonie beschäftigt. Ich geselle mich zu den Damen – ich darf sie fotografieren. Aus Respekt halte ich mich aber zurück. Für viele, die hier sind, ist es die erste Begegnung mit einer Ausserirdischen. Hahaha. Wir werden in ein Zimmer gebeten und bekommen Massala Tee und leckeres Kleingebäck serviert, so ähnlich wie spanischer Turron. Lecker. Ich frage, ob ich das Baby sehen darf und betrete barfuss den dunklen Raum, in dem die Zeremonie stattfindet. Alle Omas sind hier versammelt. Der Papa sitzt mit seinem Papa vor dem Priester und die Mama mit dem Baby auf dem Arm daneben. Ein winzig kleines Baby, das mich aus seinen braunen Augen anstarrt. Kriegt man mit 50 Jahren hier noch Kinder? Die Mami sieht unendlich alt aus. Wie sich herausstellt ist sie erst 35 Jahre – das macht wahrscheinlich das harte Leben bei den Bergvölkern! Sie hat schon 5 Mädchen und jetzt endlich auch einen Jungen.
Zurück zur Lodge, entscheidet sich Angel uns mit seinem Geländewagen zu unserem Auto zurückzubringen – eine Abenteuerfahrt. Ich weiss nicht wie er es schafft hat auf so schmalen Wegen mit dem Jeep zurückzubringen – ich komme echt ordentlich ins Schwitzen aber wir überstehen die Tortour und kommen heil zurück.
Nainital habe ich immer noch nicht gesehen. Nach einer kurzen Pause fahre ich mit der Seilbahn ins Tal hinunter. Da Nainital von den Engländern entdeckt worden ist, sollen hier sehr viele Häuser im Kolonialstil sein – das interessiert mich brennend. Ich irre durch das ganze Städtchen und finde leider nur sehr wenige Exemplare – sage und schreibe 3 oder 4. Auf dem Weg zum Kratersee entdecke ich dann das berühmte koloniale Bootshaus mit seinen süssen Türmchen und davor viele kleine Boote. Echt romantisch. Mit einer Rikscha fahre ich dann noch um den See und entdecke viele alte Hotels im Kolonialstil. Aber alle schon ziemlich verfallen und nicht unbedingt bewohnbar – aber trotzdem immer noch als Hotels benutzt? Da bin ich ja heil froh mit meiner Unterkunft! Mal wieder Glück gehabt. Mit der letzten Seilbahn zurück erlebe ich kurz darauf einen göttlichen Sonnenuntergang. Der Tag kommt mir ewig vor aber wunderschön!
Ich sitze noch ewig auf der Terrasse und geniesse den Ausblick auf das Nainital und den herrlichen Sternenhimmel! The place to be…