Valle de los Ingenios – eine Oase des Friedens & Natur pur

Valle de los Ingenios – eine Oase des Friedens & Natur pur

Sonntag, 10.03.2019

TRINIDAD – VALLE DE LOS INGENIOS

MOTTO:

ERLEBEN UND SICH TREIBEN LASSEN & DEN TAG ANNEHMEN OHNE ERWARTUNGEN!

Fotos auf meiner Facebook Seite Tina Volz unter dem entsprechend genannten Album! Danke!

Mit dem Moped ins Ungewisse – Ausflug mit den Kubanern ins Valle de los Ingenios – alles nur Zuckerrohr oder was? Zucker als Reichtum – Cafetratsch unter Nachbarn – eintauchen in die Geschichte des Zuckerrohranbaus – der schiefe Turm von Pisa? – Einblick in die Verarbeitung von Zuckerrohr oder eine Technik von gestern – das Weiterkommen ohne Zug, Bus & Pferdekutsche – Destillation von Alkohol oder was? – Panoramablick über das Valle de los Ingenios – verirrt in Trinidad – Spaziergang bei Sonnenuntergang – Tanzstunde mit Gross & Klein

Sonntagsfeeling – was ja eigentlich immer bei mir ist seit ich unterwegs bin, halt…ich meine Samstagsfeeling, das ist für mich noch viel schöner. Isla hat mir am Vortag noch erklärt, wie ich am besten ins Valle de los Ingenios mit dem lokalen Bus komme – eine gute halbe Stunde Fussmarsch und ich bezweifle ob ich die Abzweigung, wo die Busse Richtung meines Ausflugzieles fahren, halten. Aber ich freue mich auf mein heutiges Abenteuer. Aber da ich ein Glückskind bin, bittet mir Isla an, dass mich ihr Mann zumindest bis zur Bushaltestelle bringt! Juhuuuuu! Mit dem Moped ins Ungewisse – so steige ich also auf sein Moped auf und er kurvt mir mit kreuz und quer durch Trinidad, bis er mich irgendwann dann mal absetzt – ob ich das jeh gefunden hätte? Was für ein toller Mensch, der mich an einem Sonntag, seinen freien Tag, durch die Gegend kutschiert. Ein Trinkgeld will er auch nicht. Und wie soll es anders sein, kurze Zeit später kommt auch der lokale Bus und der Ausflug mit den Kubanern ins Valle de los Ingenios beginnt. Wieder einmal bin ich überrascht von der superschönen Natur – ich finde einfach keine Worte mehr! 20 km mit dem Bus vergehen wie im Fluge und innerhalb von 30 Minuten kommen wir am Ziel an! Von weitem sehe ich schon den Glockenturm von Manaca. Wie ja bereits am erwähnt, hat der Zuckerrohranbau im 19 Jahrhundert Trinidad sehr, sehr reich gemacht aber wie es nun mal so ist, es gibt ja auch einen Spruch im deutschen dafür: Kuh scheißt immer aufn gleiche Haufe… und so war es auch hier der Fall. Ein reicher Farmer, der anhand von Sklaven seine Zuckerrohrfelder bearbeitete und Geld ohne Ende verdiente. Seine zwei Söhne hatten einen anderen Job: sie stritten sich derzeit um das gleiche Mädchen und so meinte nur der Papa, wer am meisten für den Zuckerrohranbau tat, bekäme sie. Und so wetteiferten sie. Einer baute diesen 43,5 m hohen Glockenturm, der auch dazu diente die Sklaven zu beobachten, ob sie auch ihre Arbeit taten, während der andere im Gegenzug einen Brunnen mit einer Tiefe von 43,5 m grub…und siehe da, zum Schluss hatten beide ihr Interesse an dieser Dame verloren. Als Fidel an die Macht kam und nach kurzer Zeit wegen Enteignung des Großgrundbesitzes (natürlich hatten die Amerikaner schon mehr als genug in Kuba eingeheimst) ein Wirtschaftsembargo der USA erhielt, schloss Fidelchen ja ein Bündnis mit GUS, dem ehemaligen Russland und so wurde alles nur Zuckerrohr oder was? um die Wirtschaft in Kuba wieder anzutreiben. Zucker als Reichtum sozusagen. Als GUS jedoch sich von Kuba zurück zog, stand Fidel mit seinem Zuckerrohranbau da und keiner wollte Zucker mehr oder man kam günstiger an Zucker ran und so war auch die ganze Maschinerie aus der USA (alles importiert vor dem Embargo) für nichts mehr Nutze und die Felder lagen brach, zudem natürlich noch hinzukam, dass die Sklaverei seit langen schon verboten war. Dieser Cafetratsch wird mir von einer netten Dame erzählt, die unweit dieses Glockenturms wohnt und nicht aufhört mit mir zu schnacken (reden).Irgendwann kann ich mich von ihr losreißen und gehe Richtung Glockenturms, wo mich das ehemalige, riesige koloniale Haus des Zuckerrohrbarons in Empfang nimmt, um in die Geschichte des Zuckerrohranbaus einzutauchen. Viele Gemälde der damaligen Zeit geben mir einen Einblick. Von dort aus sieht man auch den Glockenturm, der aussieht wie der schiefe Turm von Pisa? Als ich erfahre, dass man ihn besteigen kann bin ich natürlich gleich dabei! Auf dem Weg dorthin ist alles gesäumt mit Souvenirständen und Frauen versuchen ihre Handarbeiten an den Mann (Frau) zu bringen. Überall hängen umhäkelte Tischdecken oder bestickte Blusen. Eine Leine nach der anderen. Alles sieht aus wie ein Waschwettbewerb von Ariel oder Persil, wer wohl die weißeste Wäsche hat. Man vergisst fast schon den Turm vor lauter Stickereipracht der Kubanerinnen. Das mit dem Turm ist übrigens auch nicht so leicht, denn es gibt nicht einfach eine Treppe, die hinaufführt sondern mehr oder weniger hölzerne Leitern. Ganz so stabil sieht mir das Ganze auch nicht aus und mir wird beim Besteigen des Turmes schon ganz mulmig. Nur der erstaunliche Ausblick lässt mich das ganze Drama vergessen – denn der ist unheimlich gigantisch und wird immer besser, desto höher ich steige. Auf dem Weg in die Höhe, muss ich allerdings immer wieder warten, denn die Treppen sind sehr schmal und immer nur einer kann hoch oder runter. Ganz oben angekommen halte ich es allerdings nicht lange aus…die Panik, dass der ganze Turm wie ein Kartenhaus zusammenbricht, ist zu groß und nach einem kurzen Aufenthalt in luftiger Höhe begebe ich mich bereits schon wieder nach unten.

Nachdem ich nicht widerstehen kann, kaufe ich mir schließlich ein wunderschönes handgenähtes rosa Blüschen mit aufgestickten Blumen. Celia, die kubanerische, schwarze Verkäuferin in ihrer typischen Tracht, freut sich riesig. Für sie sind 10 Euro viel Geld, für mich ein Schnäppchen. Nach mehr als einer guten Stunde bin ich bereit weiterzuziehen. An kleinen Fruchtständchen vor den Häuschen der Einheimischen vorbei, schlendere ich Richtung Hauptverkehrstrasse. Als nächstes möchte ich gerne einen Einblick in die Verarbeitung von Zuckerrohr oder eine Technik von gestern bekommen. Gute 7 km weiter soll die Zuckerrohrfabrik sein. Allerdings ist der Zug schon weg und das Weiterkommen ohne Zug, Bus & Pferdekutsche ist mir hier draußen sehr fraglich aber siehe da bald kommt der lokale Bus, der mich jedoch nur bis zu der nächsten Abzweigung mitnimmt und mir stehen noch gute 2 km bei brütender Hitze bevor! Laut der Info einer jungen Dame, die Jetaime heißt, soll ein Bus bald kommen aber nach guten 10 Minuten ziehe ich vor zu Fuß zu gehen und sie begleitet mich! Bevor ich warte kann ich auch gleich gehen und es stellt sich als eine sehr gute Entscheidung heraus, denn der Bus kommt erst kurz bevor wir ankommen. Jetaime heißt ich liebe Dichwas für ein schöner Name. Die Kubanerin weiß nicht einmal welche Bedeutung ihr Name hat bevor ich es ihr erkläre. Mit einem Lächeln verabschiedet sie sich etwas später von mir und marschiert stolz davon. Das mit ihrem Namen gefällt ihr und sie meinte nur, sie will es gleich ihrer Mama erzählen, denn sie nimmt an, dass ihre Mama es auch nicht weiß. Ich freue mich für sie.Vor mir stehen zwischenzeitlich riesige Fabrikhallen und sämtliche Gerätschaften auf einem riesigen Arenal direkt an einem Fluss.Der Touristenzug steht auch schon abfahrtbereit und lässt lauthals Dampf von sich. Für mich wird es zeitlich nicht reichen mit diesem Bus zurückzufahren, da ich ja gerade erst angekommen bin. Nachdem ich den Eintritt bezahlt habe düse ich durch das riesige Gelände und stelle mir vor, wie es damals wohl gewesen sein mochte. All dieses schwere, körperliche Arbeit, die nur von Sklaven vollzogen wurden und ganz zum Schluss mit der von Amerika importierten Maschinerie. Ganz zum Schluss der Dekade wurde sogar alles von Dampf betrieben. Ein Wärter bietet mir einen Rundgang durch das Gelände an, wo sich auch zwei junge Niederländer anschließen. Da sie kein Spanisch sprechen, übersetzte ich. Er begleitet uns noch auf einen der Silos, von wo aus wir auf das gesamte Tal de Ingenios schauen. Gigantisch. Gott sei Dank haben die beiden Jungs ein Mietauto und als sie mir anbieten, mit ihnen nach Trinidad zurückzufahren stimme ich schnell zu. Schon seltsam in einem neuen, komfortablen Wagen zu sitzen, nachdem ich nach fast 4 Monaten reisen immer nur alte Kutschen hatte – was mich allerdings  n i e  störte! Die Jungs sind genauso abenteuerlustig wie ich, das ist schon mal gut, denn wir nehmen uns vor, noch mehr in diesem Tal zu entdecken und so landen wir nach guten 20 Minuten an einem Ort, der früher zur Destillation von Alkohol dienteaber jetzt lediglich eine Ruine ist. Sklaven haben bei einem Aufstand Ende des 19 Jahrhunderts alles einfach niedergebrannt! Was übrig blieb ist ein Glockenturm in Kleinformat und ein kolonialer Prachtbau mit großen Rundbögen – allerdings leer und ohne jegliche Möbel! Auf der Fahrt zurück nach Trinidad machen wir noch einen letzten Halt mit einem Panoramablick über das Valle de los Ingenios.Nach einem Trink und dem Genuß der Aussicht geht es für uns zurück in Trinidad. Da ich wieder einmal keine Ansprüche habe, lande ich irgendwo in Trinidad oder besser gesagt verirrt in Trinidad. Für mich allerdings immer wieder eine Herausforderung, denn so lernt man eine Stadt, Ort oder Dorf erst richtig kennen – und zu meiner Überraschung gibt es erstaunlicherweise immer noch irgendetwas, dass ich noch nie gesehen habe, was auch dieses Mal wieder der Fall ist. Straßenzüge wie von Dazumal.Wieder einmal sieht es so aus, als ob die Zeit stehengeblieben ist!Mrs Wirbelsturm Volz kann nicht genug kriegen und nach einer kurzen Dusche bin ich bereits schon wieder unterwegs auf einem Spaziergang bei Sonnenuntergang in Trinidads historischen Zentrums. Noch ein kurzer Umtrunk und Tanz mit Carlos, der bereits im Casa de la musica sitzt. Auch Enrico ist da. Aber für mich wird es heute nicht so spät, denn morgen geht die Fahrt von Santa Clara nach Santiago de Cuba, die einige Zeit in Anspruchen nehmen wird: Nachtbus! Als ich zurück im Hostal bin, erwartet mich schon Isla mit ihrer Mama, ihrem hübschen Sohn und ihrer kleinen Nichte und wir geben eine Salsatanzstunde für Gross & Klein und amüsieren uns dabei göttlich. Das kleine Dinge eine solche große Freude machen können? Und kurz danach ab ins Bettchen…

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