SALENTO – KAFFEEPLANTAGEN & KAFFEEBARONE
Mittwoch, 23.01.2019
SALENTO – MEDELLIN
MOTTO:
AUTHENZITÄT – SEI AUTHENTISCH UND NICHT GESPIELT – SEI DAS WAS DU BIST, MIT ALL DEINER LEIDENSCHAFT, MIT ALL DEINEM DU! LASS DEINE AUGEN SPRECHEN, SPRÜHE VOR LEBEN UND JEDER WIRD ES SPÜREN, DEIN WAHRES ICH!
Mit dem Jeep zu den Kaffeefarmen – Busfahrt nach Medellin bei Nacht & Nebel – Wo ist meine Jacke? – Hostal Medellin: eine Oase der Ruhe im Art Deco Stil
So, wenn ich schon in einen der besten Kaffeeanbauzonen von Kolumbien bin, sollte ich auch eine Kaffeeplantage besuchen! Ich habe zwar schon einige in meinem Leben gesehen, aber das hier ist nun wirklich ein muss! Nachdem ich mir das Busticket für meine Fahrt nach Medellin besorgt habe, mache ich mich auf den Weg zum Marktplatz, um einen Jeep zu einer dieser Kaffeeplantagen zu nehmen, die für wenig Geld einen Rundgang anbieten, um einen das Ganze näher zu bringen. Laura will heute entspannen – sie ist echt alle von unserer Tour gestern, was ich absolut nicht verstehen kann…dieses Küken ist immerhin 30 Jahre!!! Jünger als ich! Wer weiß, wo mich der Jeep mit meinen weiteren Insassen hinbringt, ich lasse mich überraschen. Durch unbefestigte Wege fahren wir durch Baumalleen und Wälder hindurch, immer nur bergab. Ursprünglich wollte ich eigentlich zu Fuß hier herkommen. 6 km. Zum Glück sitze ich nun im Jeep, denn unsere Fahrt scheint kein Ende zu nehmen und den Weg hätte ich glaube ich nie im Leben gefunden!
Die Kaffeeplantage! Nach guten 30 Minuten wirft uns der Jeepfahrer an einer Kaffeefarm raus, wo uns schon ein „Kaffeebaron“ erwartet. Er ist total im Safarilook gekleidet, hat Gummistiefel an, einen großen Strohhut, der ihn vor der Sonne schützt und hält eine Manschette in der Hand. Immerhin gibt es dort wo Kaffee angebaut wird auch schlangen. Er muss uns ja schließlich verteidigen. Das Anwesen ist riesig und direkt am Eingangsbereich steht ein altes, hölzernes, bunt bemaltes Häuschen im Kolonialstil. Unser Kaffeebaron ist lediglich ein Kaffeebauer, der uns heute durch die Plantage führt. Der Baron selber ist mit anderen Touris unterwegs. Da er nur spanisch spricht, kläre ich mich bereit, für die anderen 5 Touris, die noch dabei sind, alles auf Englisch zu übersetzen. Die Kaffeeplantage baut seit 80 Jahren auf ursprüngliche Art & Weise Kaffee an und wird von der Unesco unterstützt. Momentan haben sehr viele Kaffeeplantagen eine Monokultur, was mit der Zeit den Boden auslaugt und nicht mehr anbaufähig macht. Unesco legt Wert darauf, dass der Kaffee immer noch wie früher angebaut wird, in Form von Agrarwirtschaft. Die Kaffeebauer pflanzen nicht nur Kaffee an, sondern auch Obst, Gemüse, medizinische Heilpflanzen und vieles mehr und zudem wurden auch vor langer Zeit Bäume um den Kaffee herum angepflanzt. Das Laub der Bäume dient als natürlicher „Dünger“, die Bäume ziehen Vögel, die Obstbäume Insekten an und so bietet das ganze auch Vorteile für Tiere & Insekten, was wiederum dazu führt, dass der Boden nicht auslaugt. Da der angebaute Kaffee aus den arabischen Ländern vor fast 100 Jahren kam, ist er recht anfällig für Krankheiten gewesen und man hat den Kaffeebaum mit Kaffeepflanzen aus Timor, Asien, gekreuzt, das ihn viel widerstandsfähiger gemacht hat und man somit nicht so viele Pestizide benötigt. Der Kaffee auf dieser Plantage wird noch mit handbetriebenen Apparaten geschält und dann fermentiert und nicht in Silos getrocknet sondern unter riesigen, abgedeckten Flächen. Alles ist noch handarbeit, selbst das Rösten des Kaffees. Hochinteressant. Natürlich gibt es drum herum auch Monokulturen mit industrieller Verarbeitung. Es geht also schneller und man verdient in kürzester Zeit mehr aber das macht den Boden kaputt. Der Kaffee von Agrarkulturen wird über Genossenschaften verkauft und erhält das Symbol „Rainbowforest“, was den Kaffee somit hochwertiger und teuerer macht. Solche Kaffeeplantagen existieren nur noch aus reiner Leidenschaft, viel verdienen kann man auf diese Art und Weise leider nicht. Unsere Führung ist wirklich fabelhaft, der Mann ist mit viel Liebe ins Detail mit dabei und bringt uns alles sehr gut den Kaffeeanbau & Verarbeitung nahe. Die Plantage liegt auf einem kleinen Hügel und hat zudem einen wahnsinnigen Aussichtspunkt, der auf ein grasgrünes Tal mit einem Fluss blicken lässt. Wie in einer Fairytale – wie in einem Märchen, mit dem trüben, milchigen Mittagslicht. Es macht wirklich Spass ihm zuzuhören und nach guten 3 Stunden sitzen wir noch alle zusammen und probieren seinen Kaffee. Was für eine Gaumenfreude. Immerhin der beste Kaffee, den ich seit ich in Südamerika bin, getrunken habe.
Um 14 Uhr sind wir zurück in Salento und 2 Stunden später geht meine Busfahrt nach Medellin los. 8 Stunden Fahrt stehen mir bevor. Die erste Fahrt, die ich teilweise in der Dunkelheit fahren werde. Ich sitze in der ersten Reihe. Ganz gut so, denn so kann ich wenigstens die Landschaft bestaunen, bis es dunkel wird. Desto später es wird, desto mehr Lastwägen und Frachtfahrzeuge sind unterwegs und unser Busfahrer entpuppt sich als Rennfahrer, denn Nonstop überholt er waghalsig auf einer sehr kurvenreichen Strecke alles, was ihm nicht schnell genug ist. Da kommt man ganz schön ins Schwitzen, und ich beschließe lieber die Augen zu schließen. Gegen 23.45 Uhr kommen wir dann endlich in Medellin an. Ein Lichtermeer in einem Talkessel. Mit einer Schwarzen teile ich das Taxi nach Medellin Stadt – leider müssen wir dann auch noch umdrehen, da ich meine Trekkingjacke im Bus vergessen habe. Chaos im Busbahnhof. Um die Suche nach meiner Jacke zu beschleunigen, komme ich mit einer Notlüge und sage, dass mein Pass in der Jacke ist. Aber den Busterminal interessiert es reichlich wenig. Gott sei Dank ist meine Begleiterin flinker und hat innerhalb von kürzester Zeit meine Jacke organisiert, während ich immer noch mit der Busgesellschaft diskutiere. So geht es mit 30 Minuten Verspätung in mein Hostal am Rande von Medellin. Mein Hostal, eine Oase der Ruhe im Art Deco Stil. Das tut gut – nach der letzten turbulenten halben Stunde…Ab ins Bett und einmal wieder ausschlafen – das habe ich mir verdient!