
POTOSI – Koloniale Pracht & Silberminen wie aus den 18 Jahrhundert – die Zeit ist stehengeblieben!
Mittwoch, 28.11.2018
Potosi
MEIN MOTTO FÜR HEUTE:
VERGANGENHEIT LEBEN & REINFÜHLEN IN DAS DAMALS
Sonnenschein in Potosi – Silberminentour – Museum & Kloster San Francisco – Marktleben – Bummel durch die Altstadt – Relaxen
Gestern noch strömender Regen und heute wieder herrlicher Sonnenschein. Da sieht die Welt gleich ganz anders aus! Nach einem ausgiebigen Frühstück ziehe ich los um Rafael zu treffen. Potosi in den frühen Morgenstunden ist einfach total entspannt! An jeder Ecke sitzen Mamis und häkeln, stricken oder quatschen und genießen die Morgensonne. Alle tragen hier Sonnenhüte. Die Männer sind sehr geschäftstüchtig und sind auch bereits schon auf den Strassen unterwegs. Auch hier werden eifrig die Schuhe der Männer an fast jeder Straßenecke geputzt. Kleine Stände verkaufen frisch gepressten Orangensaft oder Teigtaschen und am Plaza Central herrscht schon einen regen Rummel.
Heute ist für uns eine Silberminentour zum Zerro Rico geplant! Das wird spannend! Die Tour wird von Minenarbeitern durchgeführt, was das Ganze noch interessanter macht! Wir fahren mit einem alten VW Bus Richtung Bergbauviertel, wo wir erstmal einen Markt für die Minenarbeiter besuchen. Sie bekommen dort sämtliche Utensilien, die für den Bergbau wichtig sind, wie zum Beispiel Dynamit, Zündkabel, Coca Blätter, Schaufeln, Schubkarren, Seile und vieles mehr. Auch Opfergaben für die Pachamama (Muttererde), Mitbringsel für die Kumpels und für den Tio (Teufel) können hier käuflich erworben werden. Den Markt liebe ich auf Anhieb – so mexikanisch angehaucht, klein und übersichtlich. Überall Marktfrauen in ihren typischen Trachten und „Hausfrauen“, die ihre Einkäufe erledigen. Von einer alten Kirche aus hat man einen gigantischen Blick auf Potosi. Wir bringen den „AMIGOS“, wie man die Bergarbeiter hier nennt, Geschenke mit, wie beispielsweise Coca oder Getränke und fahren weiter zu einem Platz, wo wir mit Antons, Helm mit Licht & Stiefeln ausgestattet werden, um unsere Tour durch das Bergwerk geschützt anzutreten. In den Klamotten sehen wir mehr als seltsam aus, sie dienen uns aber zur Sicherheit. Wir bekommen sogar Atemmasken für die Gerüche, die in der Fabrik oder Stollen entstehen – Asbest & Quarzstaub. Es sind asbachuralte Bergwerkstollen, die schon seit dem 16 Jahrhundert in Betrieb sind und immer noch ziemlich altmodisch funktionieren. Es gibt keine Schienen, die alles was abgebaut wird zu Tage fördert, geschweige denn einen Aufzug, um einen dort hin zubringen. Eigentlich herrschen hier immer noch die gleichen Bedingungen wie vor hunderten von Jahren. Wir werden um überhaupt mit der Tour anzufangen, erst mal zu einer Fabrik gefahren, in dem der Abbau weiterverarbeitet wird. Sprich Blei, Zink, Quarz und Silber. In der lärmenden Fabrikhalle erklärt man uns, wie aus den Steinen all das gewonnen wird. Früher war Potosi sehr für seinen Silberabbau bekannt, in der Zwischenzeit ist das alles jedoch sehr begrenzt. Die Bergarbeiter üben seit Generationen diesen Beruf aus und sie werden auch nicht sonderlich alt – ca. 50 Jahre. Die Arbeit kann lukrativ sein aber auch nicht, man weiß nie was morgen kommt, sprich, wie der Dollar oder Kurs der Metalle ist. Alles ist eine wortwörtliche Knochenarbeit und ich verstehe wirklich nicht, wie ein Papa Staat so was noch genehmigen kann. Alles unter den miserabelsten Bedingungen! Nachdem wir uns alles angeschaut haben, fahren wir weiter zu den eigentlichen Stollen, die in ca. 4400 m Höhe liegen. Die Auffahrt mit dem VW Bus ist spektakulär – alleine des Ausblicks wegen! Bald begehen wir die Minen – nichts da mit aufrecht gehen, wir müssen uns regelrecht bücken und trotz Helm schlage ich immer wieder gegen die Felswände. Unser Guide geht vor – ein wirkliches Labyrinth da drin – ich würde nie mehr dort herausfinden. Es ist alles ziemlich staubig innendrin. Eine Sauerstoffzufuhr gibt es hier nicht – nur eine ganz natürliche Filtration der Luft. Nichts da für Leute mit Klaustrophobie, Asthma & Atemwegsbeschwerden. Uns kommen immer wieder AMIGOS mit Schubkarren entgegen, die das abgebaute Material nach außen befördern, dass dann in Säcken verstaut und zum Abtransport mit Lastwägen bereit gemacht wird. Wirkliche Muskelarbeit! Man führt uns zu den Bergarbeitern, die gerade Dynamit vorbereiten und zu Stellen, wo sie gerade das Material abbauen und mit Eimern und Winden nach oben ziehen müssen – nichts da mit einem automatischen Zug oder Winde! Einige Meter weiter bohren sie Löcher in die Felswände um zu überprüfen, ob wertvolle Gesteine und Mineralien vorzufinden sind bevor sie sich entscheiden Dynamit zu legen. Geologen sind mit an Bord um das ganze zu beurteilen und wenn es nicht ersichtlich ist, wird Labortechnisch ein Test gemacht. Sobald wir hören, dass gesprengt wird, eilen wir unter Felsbögen, die uns vor Steinbruch schützen. Da drin kommt man ganz schön ins Schwitzen, wenn man mit seiner gesamten Montur durch die Gegend jagt, zudem macht der Höhenunterschied einem ganz schön zu schaffen. Es gibt sogar Altäre mit Tios (sehen aus wie Teufel), die sie zusammen mit der Pachamama (Muttererde) anbeten. Man reicht ihnen täglich Opfergaben, wie zum Beispiel Alkohol oder Coca Blätter. Ich kann das alles nicht glauben! Nach guten 2 Stunden kommen wir wieder ans Tageslicht. Früher sind die Bergleute fast ein halbes Jahr im Stollen geblieben ohne herauszukommen – manche wurden dann sogar im Tageslicht blind. Heutzutage gehen sie jeden Tag nach Hause. Noch ein paar nette Bilder mit den „Amigos“ und unsere Fahrt geht zurück nach Potosi.
Nach einem kurzen Ausschnaufen, entspannen & Mittagessen, geht unsere Tour weiter zum Museum & Kloster San Franciscos, eines der ältesten Kloster Boliviens. Wirklich einen Besuch wert! Hier gibt es viel religiöse Kunst zu sehen und auch Katakomben. Auf die Dächer des Klosters gehen wir morgen, denn gerade regnet es und wir wollen schließlich eine geniale Aussicht haben.
Trotzalledem lassen wir uns vom Regen nicht abbringen und gehen auf den örtlichen Markt. Ganz anders als sonst in Bolivien, werden hier ganze Tiere aufgehängt, samt Fell, und aufgeschnitten. Wirklich ekelhaft. In einem Eimer daneben sind dann ganz Haxen mit Fell und Hufen zu erstehen. Alles ohne gekühlt zu sein. Damit es länger haltbar bleibt, wird es ordentlich gesalzen. Ansonsten gibt es auf dem Markt querbeet alles. Drum herum sind auch bazarartige Gassen, in denen Klamotten und Schuhe verkauft werden oder Haarzöpfe. Dieser Art Markt erinnert mich ein wenig an Asien. Wir ziehen Stunden durch die Strassen und suchen nach passenden Fotomotiven. In der Zwischenzeit scheint auch wieder die Sonne – es lohnt sich also durch die Gegen zu ziehen um Neuentdeckungen zu machen. Potosi hält in jedem Winkel etwas für einen bereit.
Nach einem kurzen Abendessen – dieses Mal gibt es lediglich nur Hühnebrühe, da wir beide Probleme mit unserem Magen haben, gehen wir recht früh in unsere Hostals. Wir wollen fit für den nächsten Tag sein und die Höhe macht müde.