
TUPIZA – WILDER WESTEN ODER WAS?
Donnerstag, 06.12.2018
TUPIZA
MEIN MOTTO FÜR HEUTE:
ALLEINE DER NATUR & DER SCHÖPFUNG GEGEGNEN UND DIE WEITE DER GROSSEN WEITEN WELT SPÜREN – EIN MAJESTÄTISCHES GEFÜHL SICH WIE EIN VOGEL ZU FÜHLEN: FREI!
Tupiza- der Wilde Westens Boliviens
Es ist einfach herrlich in einem großen Bett in einem großen, hellen Zimmer aufzuwachen, wo schon um 8 Uhr morgens der strahlend blauer Himmel und Sonnenschein zu sehen ist! Mich aufraffen und los geht’s auf meine gebuchte Tagestour, natürlich ohne vorher das Frühstücksbüffet zu verpassen mit reichlich Auswahl! Frische Früchte, Saft, Heißgetränke, Brot, kleine Pfannkuchen, Eier nach Wahl, Marmelade und Butter. Das ist schon sehr großzügig für hiesige Verhältnisse. Punkt 9 Uhr steht ein alter Nissan Transporterbus vor dem Hostal, Abde, mein Reiseleiter, wird mir heute die Umgebung zeigen. Ich bin die Einzigste, keiner sonst hat sich auf diese Tour angemeldet. Super! Wieder einmal exklusiv, was gibt es schöneres! Wir fahren in Richtung Bahnhof hinaus aufs Land. In wenigen Minuten wird die Straße zur Schotterpiste und links und rechts von mir sind riesige Ausläufer von Gebirgsketten zu sehen. Rechts neben mir sogar ein leeres, sehr breites Flussbeet, das am Rande mit ewig vielen, grünen Bäumen gesäumt ist. Das Grün tut den Augen wirklich gut nach tagelanger Wüste. Vor uns eine sehr, sehr alte Eisenbahnbrücke, die nicht mal links oder rechts abgesichert ist, lediglich die Gleise, mehr nicht! Bald fahren wir durch winzig, kleine Dörfer mit aus Lehm erbauten notdürftigen Kirchen und viel Ackerbau. Streunende Hunde begleiten unseren Bus, anscheinend sind sie gewohnt, dass immer irgendeiner etwas aus dem Fenster wirft. Wir schlängeln uns eine Serpentinenstraße nach oben mit überwältigenden Ausblicken auf den Monte Rico. Abde lässt mich aussteigen, um das ganze besser in Augenschein nehmen zu können und nach ca. 10 Minuten Fußmarsch, liest er mich wieder auf und wir überqueren ein Flussbeet , Tambrillo, das uns kurz danach auf eine zweispurige Straße führt. Links und rechts von uns befindet sich eine hügelige Felslandschaft die ständig nach oben ansteigt. Links fangen dann irgendwann tiefe Canyons an und eine wirklich zerklüftete, rote Gebirgskette und daneben eine ca. 50m hohe Felsnadel, die anmutend wie ein Pallus nach oben ragt, der Poranga, wie in die Bolivianer nennen. Der Weg zurück gibt den Blick auf das gesamte Tal und auf Tupiza frei. Mir war nicht unbedingt bewusst, in welchen großen Talkessel Tupiza liegt. Der nächste Weg führt uns auf die andere Seite von Tupiza. Als wir Tupiza den Bahngleisen entlang verlassen, biegen wir an einer holprigen Strasse bald rechts ab und landen schon wieder auf einer unbefestigten Straße. Dieses Mal ist die Strecke eben und links und rechts von uns erheben sich riesige, rot tönige Felsnadeln in einem Tal, dem sogenannten Valle de los Machos. Vor uns das Tor des Teufels, zwei parallel zueinander stehende, ca. 2 m breite, emporschießende Felswände. Schon seit Jahrtausenden ist dieser Ort heilig und einmal im Jahr, im August, werden hier bei Zeremonien Opfer dargebracht. Seien es Lamas, Fleisch, Blumen, Obst und vieles mehr. Abde will mir klarmachen, dass die spanische Kolonialmacht damals sogar Menschenopfer dargebracht hat. Am besten lege ich mich nicht mit ihm an, denn ich weiß sehr wohl, dass es die Kultur der Bolivier war und teilweise immer noch ist, das zu tun…wie er jetzt auf die Spanier kommt, keine Ahnung. So religiös wie sie dazumal waren bezweifle ich das total. Wie auch immer, ich lasse ihn reden. Er lässt mich alleine dort zurück und weißt mir den Weg zu dem Cañon del Inca, eine fiefe Schlucht, die sich während der Regenzeit ist ein Wasserfall verwandelt, also nicht mehr begehbar ist. Ich bin gute 15 Minuten mit der Natur & Vogelgezwitscher alleine zu Fuß unterwegs, bis ich Abde wieder treffe. Das Hopp off & trek finde ich eine sehr gute Idee – man kommt einfach viel besser mit der Natur in Berührung, was ich sehr genieße. Ich weiß es sehr zu schätzen, man konzentriert sich einfach viel besser auf das Drumherum ganz wie in Asien. Seit meiner Reise hat mir das Alleine sein teilweise echt gefehlt – immer in Begleitung. Das wird mir vor allem heute sehr bewusst! Wir fahren den gesamten Weg wieder zurück und ich bekomme die Gelegenheit, nochmals das Flussbeet zu fotografieren – es ist eine wahre Oase der Ruhe mit dem ganzen Bäumen und bunten Sträuchern – und das kleine Rinnsal, dass während der Regenzeit sich in einen reißenden Fluss verwandelt. Der nächste Anlaufpunkt ist der Cañon del Duende, eine Schlucht mit einem Nadelöhr, das ich zu Fuß durchgehe. In 40 Minuten laufe ich bis zum Ursprung der Schlucht und wieder züruck. Ich bin erstaunt wie still es ist und wie heiß die Sonne auf mich herunterbrennt. Während der Regenzeit ist auch diese Schlucht mit Wasser gefüll. Momentan ist alles super trocken und die Erde reißt teilweise unter meinen Füßen auf. Danach bringen mich wieder steile Serpentinen eine Gebirgskette hinauf, dass uns den Blick über das weite Teil und einem Flusslauf, der ausnahmsweise mal Wasser trägt, freigibt. Der grandiöse Aussichtspunkt nennt sich auch der Mirador de Toroyol. Wir fahren ins Tal hinab über eine Brücke und ich darf wieder mal ein Stück zu Fuß gehen. Dieses Mal zu dem Flusslauf, den wir von oben sahen, der Quebrada de Santa Elena, wo Kinder im Fluß baden und schwimmen. Ein sehr eindrucksvolles, sehr begrüntes Tal. Nach einer kurzen Pause geht es weiter. Alles in einem mutet das Ganze an, wie der große Wilde Westen in den USA. Was ich jetzt aber zu sehen bekomme, raubt mir schlicht den Atem. Wir befahren wieder mal serpentinenartige Straßen hoch hinauf, dieses Mal gibt sich jedoch einen Ausblick auf ein Tal frei, der unschlagbar ist. Soweit das Auge reicht ein riesiger Cañon mit Schluchten links und rechts, die über 600 m in die Tiefe schießen, umringt von schroffen Gebirgskennen, den Sillars. Riesige, bunt blühende Kakteen machen das Ganze noch eindrucksvoller! Der Malboro Werbeslogan aus den USA lässt grüßen, falls Du dich noch daran erinnerst. Der Cowboy, der auf seinem Pferd durch die weite Prärie reitet und hinter ihm massiv aufsteigende Felsnadeln. Ich darf wieder ein ganzes Stück auf dem Rücken dieser Schlucht zu Fuss gehen und weiter unten schnappt mich dann Abde wieder auf. Wie ein Adler, der über die Bergrücken fliegt, genauso komme ich mir vor! Bevor wir die Schlucht verlassen, machen wir noch kurz an der Palala halt, ein Felsenstück, das aussieht wie eine Burg. Das Eingangstor zur Schlucht nennt sich auch Entrada a Torre Huayco, wo ein stillgelegtes Bergwerk liegt. Genug für heute, ich habe mehr als genug gesehen und bin absolut begeistert von der gewaltigen Natur um Tupiza herum. Ich fühle mich wie in den USA aber nicht wie in Bolivien! Heute Abend wird definitiv nicht mehr viel passieren – immerhin bin ich bis zu ca. 10 km bei großer Hitze und auf 2800m Höhe gegangen, das schlaucht und raubt einem den Abend. Es ist auch mal schön nichts zu tun und einfach nur in meinem süßen Zimmerchen zu entspannen – und bevor es soweit ist nochmals eine Runde schwimmen zu gehen im Hotelpool nebenan.