Die Silberstadt Potosi – Unesco Weltkulturerbe

Die Silberstadt Potosi – Unesco Weltkulturerbe

Dienstag, 27.11.2018

 

Sucre – Silberstadt Potosi, Unesco Weltkulturerbe

 

MEIN MOTTO FÜR HEUTE:

BILDE KEIN URTEIL UND ÜBERZEUGE DICH IMMER ZUERST SELBER!

MANCHMAL LÄSST MAN SICH ZU SEHR VON DEN MEINUNGEN ANDEREN BEEINFLUSSEN! ICH HABE MICH SCHON IMMER NICHT DARAUF VERLASSEN UND MACHE MIR LIEBER MEIN EIGENES BILD!

 

Abschied von Sucre – Fahrt mit dem Bus nach Potosi – altes koloniales Hostal mit Flair – Treffpunkt Plaza Central mit Rafael – Kloster Santa Teresa – Wandeln durch Potosis Altstadt – Museum Casa de la Moneda (königliches Münzhaus Bolivien) – Suppenkaspar – frühe Nachtruhe in feuchten und eiskalten Gefilden

 

Leider werde ich heute das einmalige Sucre verlassen und mich auf den Weg nach Potosi begeben.

Ich nehme ausnahmsweise mal ein Taxi, denn heute spielt mein Magen mir einen kleinen Streich und ich habe irgendwas Falsches gegessen. Wird schon wieder werden! Am Busterminal bin ich kurz vor 11 Uhr und ich habe wirklich sehr großes Glück, dass wirklich Minuten später ein Bus nach Potosi fährt. Da ich die Letzte bin, die in den Bus einsteigt, sitze ich direkt ganz vorne neben dem Fahrer. Mehr Platz gibt es nicht mehr! Was für einen genialen Panoramablick! Man muss allerdings davon absehen, dass ich die ganze Raserei von dem Busfahrer mitbekomme, was teilweise wirklich schwindelerregend ist! Dazu kommt, daß unterwegs noch zwei Jalqa Frauen einsteigen, die mit mir ganz vorne sitzen. Eine hat sich neben mich auf die Treppe gesetzt und die andere quetscht sich vor meine Füsse. Während der Fahrt werden wir ordentlich hin- und hergeschleudert, denn an Kurven mangelt es auf dieser Strecke nicht. Die Fahrt nach Potosi dauert ca. 3 gute Stunden. Die Strassen winden sich serpentinenartige die Berge hinauf und das Landschaftsbild ist sehr, sehr eindrucksvoll.

Es sind immer noch Ausläufer der Kordillieras de los Frailes, unheimlich weitläufig und in den schönsten Farbtönen. Unterwegs sehen wir viele kleine Dörfer, Schafs & Lamaherden und einige kleine Märkte. Die Jalqa Frauen unterhalten sich ein wenig mit mir über Europa, sie sind wirklich interessiert. Heute sind sie nur für den Markt nach Sucre gefahren und sind wieder auf dem Rückweg nach Potosi.

Kurz bevor wir in der Silberstadt Potosi ankommen, fängt es an in Strömen zu schütten und wir sehen Blitz und Donner über der Stadt. Der Himmel ist rabenschwarz. Der Aufstieg von Sucre hing eng mit der Bergwerksstadt Potosí zusammen, die wegen ihrer Silberförderung in der Kolonialzeit die bedeutendste Stadt Boliviens war. Wegen der sehr hohen Lage von Potosí auf über 4.000 Metern, siedelten sich die spanischen Herrscherfamilien jedoch in Sucre an. Auch deshalb ist die Kolonialarchitektur der Stadt Potosí äußerst sehenswert. Da bin ich auf alle Fälle mal sehr gespannt, denn die Meinungen gehen da sehr auseinander. Als ich im strömenden Regen den Bus in die Stadt nehme, begeistert mich das Ganze gar nicht. Noch sind wir allerdings in den Außenbezirken unterwegs. Als wir uns dann immer mehr der Altstadt nähern, bin ich total begeistert. Potosi liegt an einem Hang und über der Stadt thront herrschaftlich der „Silberberg“ der Cerro Rico, wo sich die ganzen Minen befinden. Mein Hostal liegt nicht unweit vom Hauptplatz der Stadt und ist ein altes, riesiges koloniale Gebäude mit Innenhof. Mein Zimmerchen liegt auch an einem kleinen Innenhof und hat ein bemaltes Gewölbe – ich komme mir vor wie in einem Kloster. Kaum in meinem Zimmer ziehe ich gleich wieder los, denn ich will Rafael treffen, den ich in meinem Hostal in Sucre kennengelernt habe. Er kommt aus Cartagena, Spanien, und ist für ca. 4 Wochen auch alleine in Bolivien unterwegs.

Wir beschliessen das Kloster Santa Teresa anzuschauen. Hier kann das abgeschottete Leben der Nonnen auf beeindruckende Weise nachvollzogen werden. Das Kloster entstand im Jahr 1685 und zählte einst zu den angesehensten Klöstern Boliviens. Nur sehr wohlhabende Familien konnten es sich leisten, ihre Töchter hier unterzubringen, die in völliger Isolation bis zu ihrem Lebensende in diesem Kloster lebten. Das Kloster ist sehr, sehr schön, mit unheimlich viel Kunsthandwerk, Innenhöfen & Gärten. Die Führung dauert ca. 1,5 Stunden aber es lohnt sich auf alle Fälle mehr über das Leben der Nonnen zu erfahren. Da bin ich heilfroh, dass mich keiner in meinen Jugendjahren dazu gezwungen hat – das wäre absolut nichts für mich gewesen.

In der Zwischenzeit scheint auch draußen wieder die Sonne und wir schauen uns gemeinsam die Altstadt von Potosi an. Ich fühle mich sehr wohl hier und kann mir einfach nicht vorstellen, warum sie so negativ von vielen beschrieben wird. Sie hat was sehr gemütliches & relaxtes an sich. Überall sieht man die Einheimischen gemütlich auf Bänken sitzen und tratschen. Man kommt regelrecht in Berührung mit ihnen. Das bekannte Museum Casa de la Moneda ist leider geschlosssen! Es ist eine ehemalige Münzprägeanstalt, die heute als Museum besichtigt werden kann. Damals war das Museum ein wichtiges Zentrum des spanischen Kolonialhandels in Südamerika und gilt heute als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Potosí. Vielleicht lässt sich da noch irgendetwas arrangieren, denn das Museum zählt zu den absoluten Sehenswürdigkeiten in Potosi und ist regelrecht ein Muss.

Wir ziehen weiter und versorgen uns heute mal ausnahmsweise mit Suppe – kein Menu. Eine Hühner- und eine Maissuppe. Zwei Suppenkasper sozusagen, um unsere Mägen zu schonen in dieser unheimlichen Höhe. Ich schnaufe echt bei jedem Schritt wie eine charmante, alte Frau! Rafael zeigt mir noch sein nostalgisches Hotel und den Blick von seiner Dachterrasse auf ganz Potosi bei Nacht – was für ein Lichtermeer. Es ist für mich heute eine frühe Nachtruhe angesagt und ich wetze zurück zu meinem Hostal, um mich in meinen eiskalten Gefilde mit ewig vielen Decken zum Schlafen zu legen. In Potosi kann es bei Nacht eiskalt werden…das merke ich…kein Wunder, bei 4000 m Höhe!

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