SUCRE – DIE HEIMLICHE HAUPTSTADT & UNESCO WELTKULTURERBE

SUCRE – DIE HEIMLICHE HAUPTSTADT & UNESCO WELTKULTURERBE

Freitag, 23.11.2018

 

Santa Cruz – Sucre, Bolivien

 

MEIN MOTTO FÜR HEUTE:

MANCHMAL ERGEBEN SICH GELEGENHEITEN, DIE MAN EIGENTLICH NIE WAHRNEHMEN WÜRDE, WENN SIE SICH NICHT ANBIETEN WÜRDEN

 

Nachtfahrt nach Sucre auf Umwegen – Ankunft in Sucre  – Taxifahrt ins Nirgendwo  – zuckersüße Herberge mit Innenhof & herrlichem Frühstück im Garten – “Ausschnaufspause” oder Mittagsschlaf – Auf den Spuren der Vergangenheit im Regen – Besichtigung der Kathedrale am Platz des 25. Mai – Polizeiwache oder Theater? – Ethnische Folklore Museum – Marktbesuch – Nacht der Museen -Tribute to the Queens Konzert – Ohnmacht oder Müdigkeit

 

Die Zeit vergeht wie im Fluge und so gegen 7 Uhr fahren wir bereits in Sucre im Busbahnhof ein. Ich bin total müde und hoffe nur, dass ich mein Zimmer im Hostal frühzeitig beziehen kann! Nachdem ich genügend & ausführliche Info von dem Fremdenverkehrsamt am Busterminal bekommen habe, mache ich mich ausnahmsweise mit dem Taxi in Richtung Hostal. Der Taxifahrer weiß leider nicht so richtig wo die Fahrt hingeht und ich erkläre ihm anhand von dem App MAP.ME wo er hin muss. Aber irgendwie kann er nicht lesen und ich sehe den Kursor auf meinem MAP.ME ganz wo anders, als eigentlich mein Hostal ist. Das macht mich ziemlich unruhig. Wo fährt der mich denn hin? Ich versuche es anhand von einer Stadtkarte vom Fremdenverkehrsamt und irgendwann fällt dann auch mal bei ihm der Groschen und nach einer ziemlichen Irrfahrt liefert mich das halbverfallene Taxi vor meinem Hostal ab. Ein total nettes Hostal mit einem Innenhof und neu renoviert. Mein Zimmer ist wie erfreulich bereits bezugsfertig und ist im 1. Stock mit einem riesen Balkon und Blick in den Garten. Erst mal frühstücken. Im Garten ist ein kleines Büffet aufgebaut mit Papaya und Ananas. Mir wird Kaffee serviert, 2 frische Brötchen und Rühreier. Die Sonne scheint – strahlend blauer Himmel um 9 Uhr morgens.

Heute Abend wird in Sucre ein riesiges Event sein: Die Nacht der Museen. Deswegen nehme ich mir vor, mich erst Mal hinzulegen und ein wenig zu schlafen, denn sonst packe ich den Abend nicht.

Ich lege mich in mein kuscheliges Bett und düse auch gleich weg. Gegen ca. 12.30 Uhr bin ich wieder wach und mache mich auf den Weg in die koloniale Altstadt von Sucre. Das Hostal ist nicht weit weg, ca. 700m, sozusagen direkt vor der Haustüre – die perfekte Lage! Wie Du dir vorstellen kannst, komme ich nicht weit – keine 300 m weiter sehe ich ein Thai Restaurant, das ein Mittagsmenu anbietet mit einer Gemüsesuppe mit Soja, rotes Curry, einen Fruchtsalat mit Salat mit Sahne und selbstgemachter Ingwer Soda. Wer kann da widerstehen? Welch ein Genuss. Gemütlich sitze ich mit Ausblick auf einen Säulengetragenen Innenhof und studiere meinen Stadtplan und welche Museen ich in der heutigen Museumsnacht sehen möchte. Der Zeitpunkt zum Entspannen ist genau richtig angesetzt, denn zwischenzeitlich regnet es draußen in Strömen! Als ich mit dem Mittagstisch fertig bin, ist es zwar bewölkt, aber es regnet nur noch ein wenig. Ich mache mich auf den Weg in die Spuren der Vergangenheit. Sucre! Die eigentliche Hauptstadt Boliviens, die 1538 gegründet wurde, liegt auf etwa 2850 m Höhe und ist bekannt für ihre zahlreiche Kolonialbauten weswegen sie zum Unesco Weltkulturerbe ernannt wurde. Ich liebe die zentralen Plätze einer jeden Stadt in Peru als auch in Bolivien, denn hier befindet sich drumherum immer alles. Hier ist der Mittelpunkt eine große Parkanlage, der Platz des 25. Mai, mit vielen Palmen und riesigen Bäumen, direkt daneben die Kathedrale, die ich zuerst besuche, dann die Polizeihauptwache, die eher wie ein Theater aus den 19 Jahrhundert anmutet und einen wunderschönen, gigantischen Innenhof hat. Durch ein überdimensionales geschnitztes Holzportal kommt man ins Innere, wo riesige Marmortreppen parallel voneinander in den ersten Stock führen. Die Wände sind unendlich mit Stuck verziert und überall stehen enorme Grünpflanzen in gigantischen Terrakotta Übertöpfen. Ich bin echt überwältig und fühle mich in ein komplett anderes Zeitalter zurückversetzt. Mein nächster Weg führt mich ins Ethnische Folklore Museum, wo Traditionen & Kulturen Boliviens vorgestellt werden.  Der Besuch lohnt sich schon allein um dieses prachtvolle  koloniale Gebäude zu sehen. Der Markt ist nicht weit davon entfernt und auch hier mache ich einen Abstecher, um den ersten Eindruck zu gewinnen. Da es in der Zwischenzeit schon ziemlich spät ist, beschließe ich ihn morgen nochmals zu besuchen und mir dann ausgiebig Zeit dafür zu nehmen. In einer knappen halben Stunde, um 18 Uhr, fängt die Museumsnacht an und ich wetze nach Hause um mich von meiner Kameraausrüstung zu befreien, denn in fast keiner der Museen darf man, zumindest in Peru, fotografieren. Wieso also die schwere Ausrüstung mitschleppen. Um ca. 18.20h bin ich dann zuerst in der Convent Santa Clara und schaue mir dort die Sakristei & ihr Museum an und höre ein Orgelkonzert auf einer der ältesten Orgeln Boliviens von 1635. Wahnsinn, was für eine Akustik! Ich kaufe noch von den Nonnen göttliche, mit Hühnerfleisch gefüllte Teigtaschen und gehe direkt neben an zum Kulturhaus, in Boliviens so ähnlich wie bei uns die Volkshochschule. Im Innenhof ist ein herrliches Streichkonzert, das ich mir ein wenig anhöre bevor ich mich direkt in das Herrschaftshaus vom 19 Jahrhundert von Dr. Alfredo Gutierrez Valenzuela begebe, das im Stil von Luis XIV, Luis XV und Luis XVI eingerichtet ist. Was mich begeistert ist, dass an diesem Abend Bolivianer, sowohl Männer als auch Frauen, in den Kostümen der damaligen Zeit angeheuert wurden, die einfach in den palastartigen Räumlichkeiten umherlaufen und einem einfach komplett in die Zeit zurückversetzen lassen – mich zumindest. Um die Ecke ist dann auch gleich das Kunstmuseum mit großartiger Kunst vom 16 – 19 Jahrhundert, vor allem Gemälde aus Kirchen, Kloster oder von Privatbesitzen. Es gibt auch zahlreiche Skulpturen und Reliquien von Kirchen aus der Umgebung von Sucre. Nichts wie ins Kostümmuseum – da ist keine Schlange, bei all den anderen Museen ist es bereits hoffnungslos noch vor 24 Uhr rein zu kommen. Ich habe noch nie im Leben so viele wundervolle, originale Kostüme aus dem 19 Jahrhundert gesehen. Damals war Pariser Mode der letzte Schrei, man lies sie von Paris importieren oder aus Madrid, da man in Bolivien nicht die Stoffe oder die Kunstfertigkeiten hatte, geschweige denn Modistinnen oder Nähmaschinen! Auf Sage & Schreibe drei Stockwerken wird man mit einer Führung, die ebenso ein Kostüm aus der damaligen Zeit anhat, durch die Räume geführt, Nach einer guten Stunde verlasse ich voller Begeisterung das Museum und mache mich mit eilendem Schritt auf in das Völkermuseum, wo sämtliche Trachten der ethnischen Minderheiten in Peru ausgestellt sind und einem mit einer Führung die Kulturen & Traditionen näher gebracht wird. Für mich mit eines der bedeutendsten Museen, weil es immer noch Gegenwart ist, was ausgestellt wird und man es immer noch in Bolivien vorfindet. Wow…ich glaube das wäre es mal für heute Abend. Um 23 Uhr fängt das Konzert „Tribute to the Queens“ an. Bis das endlich losgeht, schlafe ich fast ein! Zwei Brüder laden mich auf einen Whiskey ein – der macht mich auch nicht mehr wach. Ich warte ungeduldig darauf, dass es endlich anfängt. Als dann plötzlich die Band auf der Bühne steht und eine Bolivianerin anfängt zu singen, bin ich echt super enttäuscht – das passt einfach nicht. Eine super klare Stimme, wenn auch ab- und zu ein wenig schief, versetzt sie in Kürzester Zeit alles in Partystimmung. Mich nicht. Nach einer guten Stunde bin ich einfach zu müde, ihr noch weiter zuzuhören und beende einen sehr ausgefüllten, einmaligen Tag. Es ist 1 Uhr Nachts!

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