BURMA – Reisereports Teil 4, 11.03. – 14.03.2013 Pyin U Lwin – Zurück in die Kolonialzeit oder ein lebendiges Museum?
Fotos auf meiner Facebook Seite Tina Volz unter dem genannten Album Thailand! Danke!
- Maerz 2013, Montag, Inle See – Teakwood Hotel Abschied vom Inle See
mit dem Rad unterwegs – Abschied – ueber die Berge nach Pyin U Lwin
Koffer packen und am Empfang des Hotels abgeben und die Zeit bis 14h nutzen, bis wir mit dem Tuk Tuk fuer unsere Bustour nach Pyin U Lwin , der Umgebung von Mandalay, abgeholt werden. Eine Busfahrt von 10 Stunden erwartete uns. Uns trieb es in den fruehen Morgenstunden nochmals zu den S Schwimmenden Maerkten vor Ort, wo wir in aller Ruhe das Treiben beobachteten wie Ware auf dem Fluss gebracht und geloescht wurde und wie Burmesen zum Markt kamen und gingen und geduldig in ihren Taxibooten warteten, bis das Boot voll wahr. Mit dem Fahrrad machten wir noch eine kleine Radtour um uns von all den Menschen zu verabschieden, die wie hier waehrend unseres Aufenthaltes kennengelernt hatten. Ein Tuk Tuk holte uns dann um 13 Uhr ab und brachte uns zum Busterminal, wo uns unser Bus nach Pyin U Lwin brachte. Die Fahrt war wie ueblich wieder einzigartig. Dieses Mal durch die Berge mit saemtlichen Serpentinen und abwechslungsreichen Landschaftsbildern. Um diese Jahreszeit werden viele Waelder gerodet und so sahen wir viele in Brand. Pagoden kroenten die Berggipfel und auf den engen, zum groessten Teil unbefestigten Strassen war reger Verkehr. Im Bus wurden wir mit den Burmesischen Comicawards unterhalten – stundenlang – was uns irgendwann tierisch auf den Nerv ging. Das ganze war ziemlich laut und alle lachten lauthalt. Schoen und gut, aber nach 4 Stunden hat man dann die Nase voll – wir verstanden eh nichts und nicht mal unser eigenes Wort weil es viel zu laut war. Der dramatische Liebesroman danach war da schon besser – auch ohne Birmesisch zu wissen verstand man um was es ging. Leider wussten wir nicht, wann wir aussteigen mussten…denn wir kannten unser Ziel nicht und hatten echt die Panik, dass wir zum Schluss bis zum Ende mitfuhren, ohne es eigentlich zu wollen – das haette bedeutet bis morgens um 4 Uhr den Bus zu hueten. Um 23 Uhr hielt dann aber der Bus und sagte uns, wir waeren am Ziel. Eine Stadt ohne Lichter – wo waren wir gelandet? Nicht mal ein Taxi, das uns zum bereits reservierten Hotel brachte…Nur irgendwelche Bettelnuss-verkaeufer und Motorradtaxis, die nicht wussten wo unser Hotel war. Das Hotel anzurufen um uns abzuholen nutzte auch nichts…denn es war staendig belegt und so landeten wir schliesslich in einem Hotel, dass direkt da lag, wo wir vom Bus ausstiegen…mitten in der Stadt, von der man nicht sah…nichts von der so wunderschoenen Kolonialstadt…waren wir ueberhaupt richtig…? Wie es aussah ja…aber zu muede um uns fuer mehr zu interessieren fielen wir ins Bett und erwarteten gespannt den Morgen…allerdings etwas unruhig, denn mein Magen versagte und gab das Abendessen Huhn von sich…und anscheinend gab es hier zahlreiche Moscheen…denn die Gebete liessen mich gar nicht erst zum Tiefschlaf kommen…
- Maerz 2013, Dienstag, Pyin U Lwin (Maymo) – Bravo Hotel Alles ist anders & wie ein Traum…
Fruehstueck auf der Dachterrasse – Leben wie in der Kolonialzeit oder lebendes Museum Pyin U Lwin? – Marktgeschehen – Shwezigone Pagode – mit dem Motorradtaxi zum Botanischen Garten Kandawgyi – mit der Kutsche zum Bahnhof & zum Hotel – Abendessen einmal anders – Pyin U Lwin bei Nacht
Mit einem wunderbares Fruehstueck auf der Dachterrasse des kolonialen Hotels Bravo.gegannen wir unseren Tag. Wenn man im historischen Pyin U Lwin durch die Strassen zieht, kommt man sich vor wie unter der britischen Kolonialzeit um ca. 1885 Viele Gebaeude zeugen noch von dieser Zeit. Es gibt sogar den sogenannten Purcell Tower, ein Geschenk der Koenigin Viktoria, dessen Stundenschlag wie der Big Ben in London klingt! Die Briten hatten hier ihre Garnison und ihre sogenannte „Hilllstation“ (Gebirgsstation) um hier Schutz vor der Hitze zu suchen – denn Pyin U Lwin liegt in 1100 m Hoehe, 67 km oestlich von Mandalay am Rande der Shan Berge. Aufgrund der Britischen Kolonie von dazumal ist die Bevoelkerung bunt gemischt, vor allem Inder und Nepalesen und es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Religionen vertreten. Die Briten hatten als Zoelltner die Inder und Nepalesen, die Tuerken dienten als Zwangsarbeiter. Wie auch immer, nachdem wir einen kleinen Spaziergang durch dieses lebende Museum gemacht hatten landeten wir wie ueblich auf dem Markt. Dieser Markt ist wirklich etwas besonderes, denn hier findet man alles, was bei uns schon laengst auf dem Muell gelandet waere: aus alten Blechdosen werden Giesskannen gezaubert, aus alten langen Naegeln Rechen, aus Keksdosen Sparbuechsen, aus Reifen Muelleimer und vieles mehr. Importware aus Thailand und China im reichlichen Ueberfluss und zu Spottpreisen und Lebensmittel, die noch nicht in Fabriken hergestellt sondern noch mit Hand in Familienbetrieben „gezaubert“ werden wie Nudeln, Kartoffelchips, Gebaeck, Soja, Gewuerzmischungen – in grossen Koerben oder Behaelter versteht sich und individuell nach Bedarf abgewogen und verpackt – nicht wie bei uns alles schon Tetraverpackt und bereitgestellt. Natuerlich gibt es auch Obst & Gemuese, Fisch & Fleisch, Haushaltswaren und Klamotten und vieles mehr. Auf dem Markt sind auch saemtliche Bergvoelker Burmas zu finden…Nach dem Marktbesuch zog ich alleine zu der Shwezigone Pagode. Mehr oder weniger eine kleine heilige Staette. Ich wurde sofort von einem Moench in den Tempel gefuehrt, der eifrig seine Buddhas fuer mich mit Obst und Blumen schmueckte und mich aufforderte, sie zu fotografieren. Den Shwezigonebuddha aus Messing durfte ich sogar beruehren was Glueck & langes Leben bringt. Mit dem Motorradtaxi fuhren Colin und ich dann anschliessend zum Botanischen Garten, der uns wortwoertlich mit seiner Schoenheit, seiner Farbenpracht und seiner Lage direkt an einem See ueberwaeltigte. Es gibt dort sogar eine Auststellung von versteinerten Baeumen, die einzigartig ist! Da momentan in Burma Schulferien sind war der heutige Dienstag wie ein Sonntag und saemtliche Familen waren im Botanischen Garten unterwegs, flanierten & picknickten. Das war woertwoert-lich goettlich, den Birmanesen zuzusehn – und es machte Spass „das Fotomotiv Auslaender“ fuer sie zu spielen. Es war alles so entspannt. Sogar drei Moenche kamen mit mir ins Gespraech! Es gab sogar einen Aviary (zugaengliches Vogelgehege) mit Pfauen, sogar einen weissen Pfau, Rebhuehnern und saemtlichen Papageienarten. Ein Orchideen-garten und ein Schmetterlingsmuseum durfte natuerlich nicht fehlen. Der Aussichtturm in ca. 80m Hoehe verschaffte uns einen Ueberblick ueber den Botanischen Garten (384 ha) und der Stadt. Das war ein WOW Effekt. Mit der Pferdekutsche aus der 4 Generation (ueber 100 Jahre alt) ging es dann ab zum Bahnhof von „gestern“ Ano 1907 und wir kauften uns Zugticket nach Hispaw, wohin die Reise morgen gehen sollte. Auf dem Bahnsteig von „gestern“ tummelten saemtliche Kulturen vor dem kurz vor der Abfahrt stehenden alten Zug und verabschiedeten sich von Familein und Freunden…wir kamen uns vor wie in einer Zeitmaschine…diese alte Lokomotive, der Bahnsteig, die Menschen in ihren Trachten – unglaublich! Die Kutsche brachte uns zurueck ins Hotel und wir passierten Strassenzuege wie aus Alt Englandzeiten. Zum Abendessen gab es heute „chinesisch“, einfach nur Gemuese…da kann man hoffentlich nichts verkehrt machen – nach dem gestrigen Misserfolg Huhn! Abschied von Pyin U Lwin bei Nacht – tschuess zur Zeitreise in die Vergangenheit der Kolonialzeit der Briten und mal sehen was uns morgen erwartet!
- Maerz 2013, Mittwoch, Pyin U Lwin (Maymo) – Bravo Hotel Reisen einmal anders – eine Zugfahrt ins Ungewisse
Mit dem Zug nach Hsipaw – Gokteik Viadukt – Relaxen in Hsipaw
Jetzt haben wir fast alle Verkehrsmittel durch – das einzigste was uns wortwoertlich noch fehlte war eine Zugfahrt. Wir suchten uns dafuer die bekannteste & beruechtigste Strecke Burmas aus: von Pyin U Lwin nach Hsipaw. Auf der Strecke liegt die beruehmteste Eisenbahnbruecke Myanmas. 1899 wurde ihr Bau von den Briten in Auftrag gegeben. Damals war dieses Viadukt weltweit eine technische Perfektion. Als wir darueber mit dem alten Zug „humpelten“ war uns etwas mulmig zumute – denn den besten Zustand hat diese Bruecke nicht mehr und es knackste und ratterte und fuer mich sah der Brueckenbau gar nicht mehr stabil aus. Frueher hielt der Zug sogar auf der Bruecke – aber die Plattformen aus Holz sind zwischenzeitlich dem Verfall preisgegeben…Und selbst die Plattformen, die noch einigermassen erhalten sind, wuerde ich persoenlich nicht betreten, denn die sehen mehr als morsch aus. Die Zugfahrt in dem asbachuralten Zug in der „Upper Class“ (gehobene Klasse) war ein absolutes Vergnuegen. Wir hatten super grosse & gemuetliche gepolsterte Sitze wohin gegen man in der „Holzklasse“ wie der Name schon sagt, auf Holzbaenken sass…bei einer Fahrt von 8.30h bis 16:30h (8 Stunden!)
Ist das ganz und gar nicht gemuetlich. Der Zug bummelte in aller Ruhe langsam vor sich hin, sozusagen zum Blumenpfluecken bestens geeignet, und fuehrte uns durch das beeindruckende Shangebirge entlang an Flusslaeufen, Doerfern und Feldern und stoppte unterwegs mehrmals, um noch mehr Leute aufzusammeln. Reger Betrieb herrschte sobald der Zug anhielt, denn dann kamen fliegende Haendler und versuchten uns wortwoertlich alles zu verkaufen, Natuerlich auch Lebensmittel und Getraenke, denn im Zug gab es natuerlich kein Restaurant. Wir holperten und polterten so vor uns hin und staunten immer wieder ueber die gutgelaunten und froehlichen Birmanesen, die uns nach einem Gruss ein verzaubertes Laecheln schenkten. Fuer uns eine der gemuetlichsten Reisen bisher und einfach relaxt. In Hsipaw angekommen hatten wir nicht so viel Glueck mit unserem Wunschhotel bei Mr. Charlie, bekamen aber ziemlich schnell ein zentral gelegenes wortwoertlich neues preisguenstiges Hotel als Ersatz. Colin legte sich gleich zum relaxen ab, waehrend ich die Mahamyatmuni Pagode an einem kleinen See besuchte und passend zum Sonnenuntergang fotografierte. Danach machten wir einen kleinen Spaziergang durchs Ort, assen typisches Essen der Region und entspannten in unserem netten Hotel. Uebrigens, weswegen wir Hsipaw besuchen? Es soll ein einfach nettes Fleckchen mitten in den Shan Bergen sein das zum relaxen und erkunden bestens geeignet ist. Man kann schoene Trekkingtouren in die Bergdoerfer unternehmen, in heissen Quellen entspannen oder Bootstouren unternehmen. Zudem ist Hsipaw mit der Nordoestlichste Punkt, den man in Burma bereisen darf…alles andere danach ist nicht erlaubt und obliegt einer Sondergenehmigung durch die Regierung.
- Maerz 2013, Donnerstag, Hsipaw – Guest House Yee Shin
Morgenmarkt – Spaziergang am Flussufer – mit dem Motorradtaxi unterwegs – Shan Palast – Abendessen mit Australiern
Ja wer sagt es denn, der Morgen faengt natuerlich mal wieder mit einem Markt statt. Dieses Mal war er allerdings weniger interessant, da der Markt ziemlich stark chinesisch beeinflusst ist – man beachte, dass China vielleicht gerade mal 250 km Luftlinie entfernt ist! Wir dachten echt wir sind in einem Chinesischen Grosshandel fuer Textilien – ueberhaupt nichts mehr was Handarbeiten oder landestypisches angeht. Schade eigentlich. Die Strassen entlang zum Flussufer baten dann dass, war wir erwartet hatten: Super urspruenglich mit einer kolonialen Atmosphaere, alte Lagerhaeuser und wunderschoene alte Holzhaeuser am Flussufer entlang. Es gab dort auch einen typischen kleiner Morgenmarkt, auf dem Obst, Gemuese, Fleisch und Fisch verkauft worden ist. Das war total interessant, denn hier waren saemtliche Shans und ethnische Minderheiten aus der Umgebung eingetroffen um einzukaufen oder um Ware anzubieten. Wir ruhten uns ein wenig am Flussufer aus, an dem Kinder spielten und Gummi huepften, wie damals, als wir noch klein waren. Da es so super warm war stand fest, dass wir keinerlei Spaziergaenge in die Umgebung machen wollten und so kamen wir auf die Idee mit dem Motorradtaxi. Ich mietete mir einen Motorradfuehrer sozusagen und Colin fuhr mit dem Motorrad hinterher, denn das Problem von der Umgebung ist, dass man alles nur erwandern und nicht mit dem Auto befahren kann, da es nur Feldwege gibt. Das gilt auch fuer die Einheimischen! Es ging so mit dem Motorrad ueber Stock und Stein – was tut man nicht alles um Land und Leute zu sehen. Dafuer wurden wir mit einer faszinierenden und einmaligen Tour ins Shan Gebirge entfuehrt, die uns durch saemtliche Felder, Plantagen und kleine Doerfer fuehrte. Wir sahen die einfachsten Klosteranlagen ueberhaupt, in einem super kleinen, einfachen Kloster gab es einen Buddha aus Flechtwerk, in einem anderen Kloster aus Teakiholz gebaut einen Buddha aus Bambus. Ich sah einer alten Dame beim Faecherflechten aus Palmenwedeln zu und Shans bei der Feldarbeit. Wir besuchten die Mawga Pagode auf einem Huegel gelegen, eines der heiligsten Staette des noerdlichen Shan Staates mit einem wahnsinnigen Ausblick auf das Umland, sahen die Grabstaetten der vorletzten Shankoenige, Klein Bagan (nach Bagan benannt) mit unzaehligen Pagoden auf einem Huegel, wo wir einem Moench beim meditieren zuhoerten und machten Pause in einem kleinen Kiosk fuer einen eiskalten Drink. Zum Abschied fuhren wir zum
Shan Palast. Hispaw war einst Sitz eines Shan Fuersten, der mit einer Oesterreicherin verheiratet war, der sogenannten Shan Prinzessin. Aufgrund der Militaerregierung und politischen Unstimmigkeiten wurde er 1962 aus dem Weg geschafft und kam ins Gefaengnis. Die Shan Prinzessin verlies darauf hin Burma mit ihren 2 Toechtern. Der Palast steht immer noch und wird vom Bruder und seiner Frau in Stand gehalten. Wir hatten das Glueck, dass wir eine private Fuehrung bekamen und wir wurden ein bisschen ueber die Umstaende und die Geschichte des Shan Fuersten aufgeklaert. Das war super interessant, man sieht danach vieles aus einem anderen Blickwinkel was Burma betrifft. Der Palast oder besser gesagt Wohnhaus ist allerdings so gut wie verfallen, da keine Gelder in der Familie vorhanden sind und die Regierung natuerlich „ehmalige Staatsfeinde“ nicht unterstuetzt und sogar verbietet, alles wieder auf Vordermann zu bringen. Fuer uns ein absoluter Hoehepunkt um Einblick in deren Geschichte zu bekommen, denn Shans spielten in Burma eine wichtige Rolle vor der Militaerregierung! Wir waren absolut begeistert von unserem Tagestrip und den weiteren Einblick in das Leben in Burma – sehr eindrucksvoll, vor allem was die Natur, Traditionen & Geschichte Burmas betrifft! Das Abendessen genossen wir in einem idylischen Restaurant direkt am Flussufer mit Australiern, die wir bei der Besichtigung des Shan Palastes getroffen hatten. Was fuer ein herrlicher Tag!!!