TIERRADENTRO – EINTAUCHEN IN DIE VERGANGENHEIT, FELSENGRÄGER AUS 400 – 700 AC
Freitag, 18.01.2019
TIERRADENTRO
MOTTO:
ENERGIE DER VERGANGENHEIT SPÜREN & NATUR PUR ERLEBEN! IM KREISE VON NETTEN MENSCHEN DEN TAG VERBRINGEN UND GEMEINSAM ERFAHRUNGEN TEILEN! MANCHMAL IST ES AUCH SINNVOLL IM TEAM ZU SEIN UND NICHT IMMER AUF EIGENE FAUST! AN MANCHEN TAGEN SOLLTE ICH VIELLEICHT WIEDER DEN SOZIALEN KONTAKT „GENEHMIGEN“ – DAS KANN AUSSERORDENTLICH BEREICHERND SEIN WIE DIESER TAG MIT DIESEN WERTVOLLEN & INTERESSANTEN WEGBEGLEITERN!
Fotos unter Tina Volz, Facebook unter dem entsprechendem Album.
Museum des Archäologischen Parks – Alto de Segovia – Alto del Duende – El Tablon – San Andres Mittagessen – Alto de San Andres – Grillabend
Ein straffes Programm ist für heute angesagt! Das heisst früh ausstehen, frühstücken und los geht es. Eine archäologische Tour durch die Höhlengräber (300 – 700 ac) des Unesco Weltkulturerbes „Tierradentro“ (ca. 100 an der Zahl). Eine Einmaligkeit in der Welt und einzigartig. Das Museum des Archäologischen Parks öffnet um 8 Uhr. Punkt 8 Uhr bin ich im Museum um mehr über die Gräber zu lernen, bevor ich mich auf den Weg mache. Selbst Forscher können nicht sagen was es mit dieser Kultur auf sich hat oder welche Ritualien im eigentlichen Sinne hier vollbracht worden sind. Es bleibt immer noch ein Rätsel. So ist das Museum auch nicht unbedingt aufschlussreich, lässt mich aber wissen, dass dieser Rundgang durch die Gräber körperlich sehr anspruchsvoll ist, weil sie durch das ganze Teil verstreut sind und es steil bergauf und wieder bergab geht. Ich freue mich riesig darauf, schon seit ich mich entschieden habe, mir das Ganze anzusehen. Alle warnten mich davor, sogar die Webseite des Auswärtigen Amtes in Deutschland. Von der Anreise bis zum Aufenthalt. Angebliches Guerilla & Farc Gebiet und sehr gefährlich bezüglich der Strassen, weil sie teilweise nicht vorhanden, matschig oder mit extremen Bergrutsch sind, da sie am Rande der Kordilleren entlang führen. Meine Neugierde hat zuletzt gesiegt und ich war bereit, mich dieser Gefahr auszusetzen. Mit auf meinen Weg gehen die beiden Jungs, die auch im Bus mit mir angereist sind und Dirk von meinem Hostal. Das französische Pärchen ist auch mit dabei und so sind wir zu sechst. Das alles hat sich so ergeben und war eigentlich nicht geplant. Aber alle sind sehr angenehm und so lasse ich es zu – besser als alleine durch die „Prärie“ zu ziehen und Opfer der Guerillas oder Farc zu werden, die vielleicht schon ungeduldig im Dschungel ausgerechnet auf mich warten, um ein Lösegeld von der deutschen Regierung für die liebe Tina zu erpressen…oder auch Spanien, da ich ja Residentin in Spanien bin?
Wie auch immer, ich lasse es zu in Begleitung zu sein und bin überrascht, wie angenehm diese Menschen sind, die mit mir heute das gleiche Interesse teilen. Wir bewältigen in guten 40 Minuten einen steilen Berghang, der uns den Blick auf die herrliche Natur & den Nebelwald freigibt. Unterwegs haben wir ganz schön mit dem Atem zu kämpfen. Vor den ersten Gräbern ist eine Aussichtsplattform, die wir erst einmal zum „ausschnaufen“ nutzen, bevor es weiter geht zum größten Highlight der Tour, dem Alto de Segovia. Hier befinden sich mit die schönsten Höhlengräber, 28 Stück an der Zahl. Die meisten der Gräber sind noch super gut erhalten und man kann die Bemalungen noch sehr gut sehen. Ich bin schon sehr gespannt. Alle Gräber und ihre Zugänge sind so belassen worden, wie sie vorgefunden wurden. Lediglich was man in den Gräbern fand, ist im Museum aufzufinden! Zum ersten Grab führt eine große, weiße und sehr schmale Wendeltreppe ohne Geländer (!) hinunter. Jede Stufe ist ca. 1,10 m hoch. Da alle Gräber in Vulkangestein gehauen wurden, sind die Zugänge sehr beschwerlich bis zu den Grabkammern selber, die teilweise sogar mit Säulen und Nischen sind. Was so leicht von oben aussieht, bringt mich auf der Hälfte ordentlich in Schwitzen. Mit einer großen Angst, in die Tiefe von 9 m abzustürzen, da hier absolut nichts abgesichert ist. Ich entschliesse mich umzukehren – meine Höhenangst lässt keinen weiteren Schritt zu. Aufgeben, auf was ich mich schon so lange freue! Gar nicht so leicht. Bleibt die Hoffnung, dass das nächste Grab einfacher zu begehen ist – aber auch da muss ich aufgeben! Das macht mich sooo traurig und hoffnungslos. Vor den Gräbern ist immer eine Erklärung angebracht und so entschliesse ich mich, es zumindest bei den schönsten Gräbern zu versuchen. Maura, die Französin, gibt mir beim Herabsteigen die Hand und gibt mir Anweisungen, wie tief die Treppe sind, weil die Zugänge nicht beleuchtet sind. Wenige Minuten später stehe ich in einer der schönsten, bemalten Gräbern. Ca. 4 m hoch, 10 m breit und 3 m tief wird sie von 2 Säulen gestützt. Die Säulen sind oben mit eingemeiselten Gesichtern, wie die Grabkammer Abu Simpel in Ägypten. Drumherum ist alles mit roten und schwarzen Mustern ausgemalt – nicht so kunstvoll wie Abu Simpel aber trotzdem überwältigend. In den Steinboden sind teilweise nochmals kleine Nischen gegraben, in denen ursprünglich die Keramiken mit der Asche der Bestatteten vorzufinden war, die jetzt allerdings im Museum aufzufinden sind. Atemberaubend! Der Aufstieg nicht alle Muskelkraft in Anspruch und kein Fehltritt. Was für andere ein Klettervergnügen ist, ist für mich kein Spass und höchste Konzentration. Mauras Mann, Joel, hat das gleiche Problem wie ich – so bin ich nicht alleine und wir ermutigen uns gegenseitig. Teamgeist schweißt zusammen! So erobern wir von 28 Gräbern ca. 8, einige andere sind geschlossen und für uns beide aufgrund unserer Höhenangst nicht begehbar. Aber immerhin haben wir es letztendlich geschafft, einige der Höhlengräber zu sehen. Wir trekken weiter über Berg & Tal.
Alto de Duende ist das nächste Ziel mit 8 weiteren Gräbern. Nach guten 45 Minuten erreichen wir es und das ganze Geklettere & der Angstschweiß beginnt von vorne. Zwei der Gräber können Joel und ich nicht begehen – alle anderen besuchen wir. Irgendwann habe ich den Trick raus und klettere auf meinen Hintern Stufe für Stufe hinab und auf allen vieren wieder hinauf. Man darf allerdings generell kein Rucksack oder sonstige Taschen bei sich haben. Sie behindern einem am Auf- und Absteigen. Die Höhlen sind nicht ganz so spektakulär aber dafür um so mehr der Abstieg. Er erinnert mich an „Caracol“ – Muschel. Das Ganze ist ganz schön zeitaufwendig aber die haben wir ja. Das Gefühl in Berührung mit einer solchen Vergangenheit zu kommen und Zeuge davon zu werden, treibt einem Tränen in die Augen. Wir alle spüren die Energie.
Nach einer guten Stunde Fußmarsch kommen wir zum El Tablon. 6 Steinskulpturen wie in San Agustin, sind unter einem Strohdach aufgestellt und zu bewundern.
Nach einer weiteren Stunde erreichen wir San Andres und es wird Zeit uns mit einem Mittagsessen zu stärken bevor es weitergeht!
Auf zu den letzten Gräbern, dem Alto de San Andres! Die anderen geben auf uns sind zu erschöpft. Nur noch John und ich klettern weiter auf schwindelnde Höhen, überqueren wacklige Bambusbrücken und nach guten weiteren 40 Minuten stehen wir auf einer riesigen Plattform, auf der weitere 6 Gräber auf uns warten. Einige sind allerdings nicht mehr so farbenprächtig, aber trotzdem beeindruckend, welche Mühe sich diese Kultur damals für den Totenkult gemacht hat. Während wir die letzten Gräber besichtigen, regnet es in Strömen, aber als wir unsere Mammuttour beendet haben, scheint bereits wieder die Sonne. Der Weg zurück ist in guten weiteren 40 Minuten geschafft. Genug für heute! Ich will nur noch duschen und nichts tun!
Kurze Zeit später, rundet ein gemeinsamer Grillabend unser Tag ab. In gemütlicher Runde gibt es frisch gegrilltes Huhn & Salat und reichlich Cuba Libre & Anisschnaps. Wir schnattern bis spät in die Nacht und dann heißt es Abschied nehmen von diesen einmaligen Menschen – für mich geht es alleine weiter, aber wir werden in Kontakt bleiben.