Taipeh – wenn Dich eine Stadt nicht mehr loslässt

Taipeh – wenn Dich eine Stadt nicht mehr loslässt

1.März 2023, Mittwoch

Taipeh – Banken & ihre Kommissionen – Quarantäne und Maskenpflicht – Planung Weiterreise Shifen – Gedenkstätte von Taiwans Nationalheld Chiang Kai-Shek – Freiheitstore – Nationale Konzerthalle – National Theater – Historische Museum – Longshan Tempel – Daan Park – Elephant Hill

Motto:
Wenn Du Deine Neugierde auf Neues in der weiten Welt sättigen kannst, ist das eines der schönsten Belohnungen, die Dich im Leben immer wieder wachhalten und vorwärtstreiben.

Vom Jet Lag keine Spur – er war nie da. Ganz im Gegenteil, ich bin um 7 Uhr morgens schon hell wach. Die Zeitverschiebung zu Europa ist plus 7 Stunden. Als ich aufstand, ging der Tag von gestern gerade zu Ende, seltsames Gefühl. Mit einer großen Dankbarkeit beginne ich den heutigen Tag. Eine angenehme Anreise, ein süßes, ruhiges Hotel, mit einem kleinen aber süßem Zimmerchen und bequemen Bett. Das Gute an dem Hotel ist, dass es direkt mittendrin und trotzdem ruhig liegt mit einer perfekten Anbindung zum Haupt- und Busbahnhof, nicht weit von einer kleinen, verkehrsberuhigten Bazarstraße, bei der am Abend bunte Laternen leuchten, die einem gleich den Eindruck „ich bin in Asien“ vermitteln und mehrere Kioske und Supermärkte gleich um die Ecke. Für heute habe ich mir alles Organisatorische in den Morgenstunden vorgenommen, bevor ich Taipeh weiter erobere und meinen Erlebnishunger stille. Aber zu allererst wird gefrühstückt. Da noch keine Straßenstände aufhatten, mußte ich mich mit Mc Donald begnügen. Ein durchaus leckerer Burger mit einem Omelette, knusprigen Speck und einer leckeren, undefinierbaren Soße und dazu einen Chai Latte, der hier einfach vorzüglich schmeckt. Dann ging es zur Bank Geld wechseln. Was sich aber herausstellte ist, dass es in Taiwan sich besser macht Geld an Geldautomaten zu ziehen, denn die Gebühren bei Bargeldwechsel sind deutlich höher – man zahlt grundsätzlich ab 50 Euro ca. 6 Euro Kommission, die mit der Höhe des zu wechselnden Betrages steigt. Mein Hotel für die Weiterreise nach Norden wollte ich auch noch organisieren, denn Gott sei Dank brauche ich keine Quarantäne von sieben Tagen im gleichen Hotel, wie es von den Taiwanesischen Autoritäten festgelegt wurde und mir auch von Generalkonsulat von Taiwan in Frankfurt mitgeteilt wurde. Jeder hat mir was anderes erzählt. Sogar im Flieger teilte eine Ansage vom Flugpersonal das Einhalten von sieben Tage „Selbstquarantäne“ mit. Maskenpflicht gilt nur in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Krankenhäusern aber das ganze Volk rennt immer noch wie bekloppt mit Maske rum, selbst wenn weit und breit keiner zu sehen ist oder sie in Parkanlagen spazieren gehen. Sogar für das alltägliche Leben steht die Maske immer noch auf den Plan und jeder hält sich eifrig daran obwohl offiziell seit dem 9. Februar keine Maskenpflicht mehr gibt. Die Leute starren mich doof an, denn ich renne ohne rum und nur da, wo es von mir verlangt wird. Mein Hostel in Shifen, im Norden von Taiwan ist schnell gebucht. Der eigentliche Tag konnte somit beginnen. JUHU!!! Was ich mir so einfach vorstellte, wurde zur Tragödie. Mit der Metro zu fahren ist hier gar nicht so leicht, wie ich ja bereits schon gestern erwähnt hatte. Ein Labyrinth aus tausenden von Ebenen mit unzähligen Ein- und Ausgängen, mehreren Metrolinien und dann noch alles auf Chinesisch und wenn man Glück hat auch mit lateinischen Buchstaben. Ohne den Straßennamen zu wissen, wo man eigentlich raus möchte,  ist es so gut wie hoffnungslos wieder rauszukommen. Teilweise steht alles nur auf Chinesisch. Ich wusste jetzt schon, dass der Tag von mir mit Fußgeld bezahlt werden wird. Man kommt sich vor wie in einen Ameisenhaufen, jeder rennt in eine andere Richtung und wenn es darum geht die Rolltreppen zu begehen oder in die Metro zu steigen geht alles nach Reih und Glied und in Warteschlangen vorwärts, sogar an den Rolltreppen und beim Besteigen der Metro und jeder hält sich daran – ganz diszipliniert.

Der erste Weg führte mich zur Memorial Hall (Gedenkstätte) von Taiwans Nationalheld Chiang Kai-Shek, den Liberty Arches (Freiheits Tore),  der National Concert Hall (Nationaler Konzerthalte) und dem National Theater. Für mich fing an diesem riesigen Platz DAS TAIWAN & DIE KULTUR DES LANDES erst richtig an, denn als ich aus der Metro stieg und durch die wunderschönen, architektonischen Eingangstore ging, wusste ich, ich bin angekommen. Genau das was mich so in den asiatischen Ländern fasziniert. Die alte Architektur und das Ursprüngliche, das einem immer wieder begegnet. Und damit spricht jedes Land für sich – weltweit, aber in Asien ist nochmals alles anders. In diesem Fall die geschwungenen Dächer des Theaters und der Konzerthalle und die langen Treppen, die zu ihren Eingänge führen, und nicht zu vergessen, die reichen, bunten Verzierungen, die Bände sprechen und das Ganze zu einem Blickfang machen. Drumherum der wunderschöne Park mit seinen großen Grünflächen und blühenden Bäumen und daneben die Freiheits Tore, die den eigentlichen Eingang bilden und von denen man einen wundervollen Blick auf alle  dieser drei monumentalen Symbole dieses Platzes hat, ganz am Ende des Platzes mit der Gedenkstätte des Nationalhelden Chiang Kai-Shek gekrönt. Der Nationalheld präsentierte gegen Ende 1949 nach der Niederlage der Kommunisten von Taiwan aus die provisorische Regierung der Republik China. Von Weiten sieht sein Denkmal aus wie eine weiße, strahlende Stufenpyramide. Vom kleinen botanischen Garten aus mit seinem kleinen See, über den ein weißes Brückchen geht, hatte ich nochmals einen herrlichen Blick auf die Gedenkstätte. Im Garten tummelten sich ältere Männer, die Karten spielten oder Frauen und Männer jeglichen Alters, die Tai Chi oder Qi Gong praktizierten.

Weiter geht es – aber zu Fuß, denn die Metrostation ist weiter weg als einmal schnell 1,2 km zu gehen und so landete ich an einem kleinen Theater, wo Taiwanesen sich in der Kunst übten, es auf ein Blatt Papier zu bringen, sei es skizziert, mit Ölfarben oder Aquarell. Ich verweilte ein wenig bevor ich zum Historischen Museum ging, das leider wegen Renovierung geschlossen war. Trotzdem erhaschte ich ein schönes Foto vom Eingangsbereich, der fast wie ein Tempel anmutete.

Auf dem Weg zum Longshan Tempel, der zweifellos einer der inspirierendsten Kultstätte Taiwans und wahrscheinlich der älteste buddhistische Schrein der Insel ist, schlenderte ich noch durch einen Botanischen, weitläufigen Garten, der wie ein Dschungel aussah und von lauten Vögelgezwitscher beherrscht wurde , nahm noch in einem traditionellen Lokal eine leckere Reisplatte zu mir, durchkreuzte eine alte geschichtsträchtige, restaurierte kleine Gasse und kam letztendlich am Tempel an. Farbenfrohe Schnitzarbeiten, geschwungene Dächer, symbolträchtige Bilder und bunte Dachskulpturen in Menschenformen erwarten mich und im Tempel selber tausende von betenden Taiwanesen die Blumen,  Geschenke und Speisen zu ihren Gottheiten brachten, Räucherstäbchen entzündeten und kleine, rote Halbmondhölzchen zu Boden schmiessen, durch deren Wurf sie sich Antworten der Götter auf Lebensfragen erhofften, was übrigens Gang und Gebe in jedem Tempel ist – allerdings war es für mich ein wenig irritierend, laufend diese Geräusche zu hören währenddessen ich andächtig und ganz vertieft an meine Gottheiten betete.

Mit der Metro ging es dann weiter zum Daan Park. Die Gärten sind unschlagbar in Taiwan. Einer schöner als der andere und sehr gut besucht von sämtlichen Altersklassen. Der Daan Park ist sehr weitläufig und mit vielen Blumen und Teichen. Mir fiel heute auf, dass die Taiwanesen es anscheinend lieben Spiele oder Sport in den Parkanlagen zu betreiben, Blumen zu fotografieren oder teilweise ewig lange mit einer professionellen Fotoausrüstung an Teichen oder Bäumen in Massen zu stehen um Vögel zu fotografieren – für mich die sogenannte Vogelpaparazzi, sowas kenne ich sonst nur von meinen Safaris in Afrika oder auf den Galapagos Inseln.

Müde bin ich noch lange nicht und so mache ich mich vor Sonnenuntergang auf dem Weg zu dem Elephant Hill. Steile Treppen führten mich auf ca. 200m Höhe und belohnten mich auf den Weg nach oben mit fantastischen Ausblicken. Ich brauchte gute 30 Minuten, was sich allerdings gelohnt hatte. Die Skyline von Taiwan gefällt mir noch besser als die von Hongkong. Umgeben von hügeligen Grün und dem Blickfang auf Taipei 101, den einstmals bis 2007 mit seinen 509m zum höchsten Wolkenkratzer der Welt zählte. Ich konnte mich fast nicht von dem Blick loslösen. Auf dem Weg zurück gab es noch eine Schale Reis mit Schwein, das hier einfach schmeckt, obwohl ich eigentlich kein Fleischfanatiker bin. Die Taiwanesen der Fressbude freuten sich so über den ausländischen Besuch, dass ich noch eine scharfe Suppe dazubekam, die göttlich war, sich aber nicht definieren lies – oh Gott, was habe ich da bloß gegessen? Fragen nützt nichts, keiner versteht mich und die Speisekarte gibt es nur auf Taiwanesisch. Und so ging auch dieser einmalige Tag zu Ende. Wer weiß wie viele Kilometer ich hinter mich brachte? Ich will es gar nicht wissen – ich weiß nur dass meine Neugierde immer noch nicht gesättigt ist und ich mich schon auf den nächsten Tag freue!

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