SILVIA – Kunterbuntes Marktleben oder Royalblaukäppchen lassen grüssen
Dienstag, 15.01.2019
SILVIA
MOTTO:
EINFACH MAL NICHT NACHDENKEN & SICH ÜBERRASCEN LASSEN, WAS HEUTE ALLES PASSIERT
UND EINTAUCHEN IN DAS LEBEN EINER ANDEREN WELT, SEINEN BRÄUCHEN UND TRADITIONEN!
FOTOS AUF FACEBOOK – TINA VOLZ! DANKE! UNTER ALBEN UND NAMEN DER BESUCHTEN ORTE!
Markttag in Silvia in den frühen Morgenstunden bis zum Nachmittag – Masaks & ihre Tracht –der Markt & seine Waren – Umtrunk Bar mit Einheimischen – traditionelles Mittagsessen & Dessert – Souvenirkauf – Ausflug auf dem Motorradtaxi auf der Suche der Minderheiten – Guide Organisierung über das Fremdenverkehrsamt! – Einladung von Minderheiten Misaks zum Punsch – gemütlicher Abend bei der Gastfamilie
Heute ist der große Tag: Markttag in Silvia. Ich bin schon um 7 Uhr wach um alles aus erster Hand mitzubekommen und draußen erwartet mich schon der Anfang des Tages in einem wunderschönen goldenen Licht – perfekt für atmosphärische Aufnahmen in der Natur in der Morgensonne. Danach mache ich mich auf dem Weg zum Markt. Um 7:30 Uhr ist zwar schon voll der Trubel, aber der Markt, man denkt es kaum, ist immer noch am Aufbau. An der Straße am Marktplatz stehen bereits kunterbunte Chivas, die die ganzen Minderheiten wie Misaks, Ambalos, Kizgos und Nasas von den umliegenden Dörfern nach Silvia gebracht haben um Ware zu verkaufen, einzukaufen oder zu tauschen.
Hauptsächlich Masaks sind unterwegs und tauchen Silvia in royalblaue Farbe. Lauter Royalkäppchen, wie ich die Masaks nenne, denn alle haben eine einheitliche Tracht. Die Frauen tragen schwarze Faltenröcke mit ganz feinen rosaroten, weißen und royalblauen Querstreifen, weiße Blusen, traditioneller Schmuck aus winzig kleinen, bunten Perlchen gearbeitet, einen Umhang aus royalblauer Wolle, der rosarot umhäkelt ist und einen runden, kleinen Strohhut oder eine schwarze, kleine Melone. Momentan ist ein Pagenschnitt mit Pony in, was vor allem die älteren Damen tragen und die Mädels binden ihre langen, schwarzen Haare mit handgewobenen Bändern zusammen oder tragen ihre einmalige Haarpracht offen. Die Männer tragen einen langen, dunkelbraunen Wickelrock, ebenso einen Umhang aus royalblauer Wolle und eine schwarze Melone. Der Kurzhaarschnitt ist mit einem Pony, was ein wenig seltsam aussieht. Mich fasziniert dieser Menschenschlag, denn sie sind so unheimlich freundlich und nett und haben immer ein Lächeln im Gesicht!
Ich schaue dem Treiben außerhalb der Markthalle zu, wie Jeeps, Chivas, Lastwägen und Pferdekutschen ent- und wieder beladen werden und die schwere Ware in die Markthalle geschleppt wird.
Danach begebe ich mich in die Markthalle um mir das Warenangebot näher anzuschauen. Linkerhand wird Gemüse verkauft und Säckeweise Kartoffeln – erstaunt schaue ich auf die vielen verschiedenen Kartoffelsorten, die dort angeboten werden. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass es so viele gibt. Vor allem Kartoffeln werden massenweise auf dem Markt angeboten – man kann sich gar nicht vorstellen, dass das alles heute verkauft werden soll! Dahinter kommen Stände mit Regalen und Säckeweise Reis, Getreide, Gewürze und Hausrat. Im hinteren Eck sind Garküchen, die Essen & Heißgetränke anbieten. Ganz auf der rechten Seite ist eine riesige Halle, wo massenweise Früchte angeboten werden. Dahinter eine kleine Ecke mit Metzgern und daneben Teigwaren. Viele bieten lauthals ihre Ware an „a su servicio“ (zu ihren Diensten) und werben mit den angeblich besten preisen. Frauen schleppen schwerste Einkaufskörbe auf den Schultern und Männer tragen massenweise gefüllte Säcke mit den Einkäufen zu ihren Chivas. Für mich ist dieser Markt was Besonderes – eben wegen des Multi Kultis.
Außerhalb des Marktes gibt es noch weitere Marktstände, die allen möglichen Krims Krams anbieten. Auf dem Marktplatz ist noch ein kleiner Kunsthandwerkermarkt, auf dem die Minderheiten ihre Artesanias anbieten, wie Halsketten, Armbänder, Hüte, gehäkelte Taschen und vieles mehr.
Mir tut der Rücken weh…immer noch Nachwehen meines Sturzes und ich gönne mir eine kurze Pause in einer Bar, wo ich glatt von fünf Einheimischen Männern zu einem Umtrunk eingeladen werde. Die trinken den Anisschnaps weg wie Wasser! Mir genügt ein Säftchen. Wir tauschen uns ein wenig aus, was äußerst schwierig ist bei einer betrunkenen Männergesellschaft, aber es ist lustig und bereichernd so willkommen zu sein!
Gleich danach begebe ich mich nochmals zum Marktplatz, denn dort haben sich zwischenzeitlich sämtliche Royalkäppchen versammelt, um sich eine kleine Pause zu gönnen, an Essenständen essen zu kaufen oder um auf ihre Transportmöglichkeiten zu warten.
Da es schon 13 Uhr ist – wie doch die Zeit vergeht, gönne ich mir ein Mittagsmenu mit Lachsforelle, bevor ich mir noch frische Erdbeeren mit Sahne gönne.
Noch ein Souvenirkauf für mich, einer dieser gehäkelten Taschen in Pastellfarben von den Misaksfrauen und dann los auf einen Ausflug auf dem Motorradtaxi auf der Suche nach Minderheiten und ihren Dörfern. Im Touristenverkehrsamt gab man mir ja gestern Tipps und ich will mich einfach mal auf den Weg machen und schauen, was es hier so interessantes gibt. Wir düsen raus aus Silvia Richtung Berge. Man sagt mir, alles, wo ich hinmöchte sei nur ca. 5 Minuten mit dem Auto weg – aber da ich nicht weiß wie weit das wirklich ist und ich schon meine Erfahrungen in San Agustin mit „10 Minuten“ gesammelt habe, lasse ich mich lieben auf ein „Motorradtaxi“ ein. Wie herrlich, das Landschaftsbild wird immer grüner und schöner und wir fahren bergauf. Aus Strassen werden plötzlich Pisten mit Schlaglöchern und kurvenreiche Wege. Von wegen 5 Minuten. Wir finden das tolle Museum, das kein Museum ist sondern eher ein Versammlungshaus und die Universität, ein Highlight in der Region und ein traditioneller, achteckiger Bau, der jedoch nicht begehbar ist…warum besuche ich dann überhaupt diese hochempfohlenen, angeblichen Highlights wenn kein Besuch erwünscht ist? Keiner weiß angeblich wo das Schamanenhaus für Rituale ist, und das hätte mich am meisten interessiert! Wir fragen ewig viele Leute und alle schauen uns nur seltsam an – Taxifahrer haben hier übrigens nie eine Idee von Nichts…nur zu Info! Eine Hilfe sind sie so gut wie nie! Nach einer guten Stunde Ausflugsfahrt in eine wunderschöne Gegend aber ohne Erfolg der Findung, machen wir uns zurück nach Silvia.
Die Lösung: Guide Organisierung über das Fremdenverkehrsamt! Das Fremdenverkehrsamt ist überrascht über meine Berichtserstattung und erfüllt mir für morgen zumindest den Wunsch, einen Guide zu organisieren, der mich letztendlich zu den Minderheiten begleiten soll. Er vereinbart für mich auch noch für heute ein Treff mit einer Misak Dame, um mich ein wenig mit ihr zu unterhalten. Sie wohnt in einer kleinen WG direkt am See und wie sich herausstellt, leben auch die Damen mit ihr, die mir heute meine Tasche verkauft haben – so ein Zufall! Ich bin sogar von ihnen auf einen Punsch eingeladen, der aus Weintrauben hergestellt wird und mit Rohrzucker gesüsst ist! Super lecker – das ist es wert es selber auszuprobieren, denn der soll super gesund sein!
Mein Tag geht mit einem gemütlichen Abend bei der Gastfamilie zu Ende! Wir sitzen einfach zusammen und erzählen über uns und unser Leben, aber hauptsächlich über die Traditionen & Bräuche in Silvia und Umgebung.