Santiago de Cuba – Stadt der Revolution
Donnerstag, 14.03.2019
SANTIAGO DE CUBA
MOTTO:
IT IS ALL ABOUT MUSIC…
Fotos auf meiner Facebook Seite Tina Volz unter dem entsprechend genannten Album! Danke!
Über Stock & Stein mit dem Nachtbus nach Santiago de Cuba – mit Muskelpower zum Hostal – über den Dächern von Santiago de Cuba – Tanzschule oder was – die Kathedrale von Santiago: Ort des Wiederfindens – das Museum Velazquez: Begegnung mit dem 16 Jahrhundert – Entdeckung Santiagos – eine leere Markthalle oder Markt? – Hafenrundfahrt mit Traumblicken – das mit der Fussgängerzone und den leeren Läden – Sonnenuntergang über Santiago – Casa de Trova oder tanzen auf der Straße?
Tja, so ist es tatsächlich. Wenn einer eine Reise tut. Irgendwann, wenn es dann heller wird wacht man dann doch im Bus auf, vor allem aber, wenn es über Stock & Stein geht und dann der Nachtbus endlich in nach Santiago de Cuba ankommt. Es ist ca. 7:45 Uhr morgens und ich will nur noch zu meinem Hostal und so schnell wie möglich frühstücken, und da es ziemlich weit weg ist, ca. 3,5 km, steht eins sicherlich fest: ich werde ganz bestimmt nicht zu Fuß dort hingehen. Das aller Erste was ich tue als ich ankomme ist, die Pippibox besuchen. Und dann gleich vorsorgen: mein Busticket mit der Via Azul nach Trinidad kaufen, bevor wieder alles ausverkauft ist und ich auf der Warteliste stehe…Und so treffe ich eine Blitzentscheidung und kaufe mir das Ticket zurück nach Havanna für den 21.3. Ich habe also gute 7 Tage Zeit für Santiago oder was auch immer ich tun möchte. Ein Taxi zum Hostal zu bekommen ist immer kinderleicht. Tausende warten schon im Ausgangsbereich auf Dich und Du kannst schön verhandeln. Als ich jedoch rauskomme ist so gut wie keiner mehr da aber ein kräftiger schwarzer Kubaner bietet mir seine Rikscha an. Der Preis passt auch, doch alle Achtung…bitte sehe Dir vorher immer die Rikscha an, bevor Du dich fahren lässt. Grins. Nicht mit Motor betrieben! Es erwartet mich eine Fahrradrikscha. Sozusagen mit Muskelpower zum Hostal! Und der Liebe ist sie bis zur Ankunft an beschweren, wie anstrengend das doch sei, denn es wird auf der Strecke immer hügeliger – dafür kann ich doch nichts! Das letzte Stück muss er dann auch noch schieben und ich gehe neben ihm her. Ich komme mir vielleicht doof vor. Und alle kennen ihn und winken ihm zu während wir durch die wunderschönen kolonialen Altstadtgassen Richtung Hostal düsen. Das Hostal wurde mir ja von Johanna empfohlen. Ein bezauberndes altes, hellblau gestrichenes koloniales Häuschen. Omeira, die Eigentümerin empfängt mich. Ich lucke rein und sehe einen schönen Innenhof und eine goldige (süß) Einrichtung wie in einer Puppenstube. Aber ich bekomme erst gar nicht die Chance das Haus zu betreten. Omeira erklärt mir, dass ihre Gäste verlängert haben, dass sie aber eine Unterkunft bei Juan Carlos, ihrem Nachbar, für mich reserviert hat. Da bin ich aber gespannt. Mein Rikscha Fahrer bringt uns noch schweissüberströmt einen guten Block weiter. Dieses Mal stehe ich vor einem recht herunter gekommenen rosarot gestrichenen Haus mit weißen Fensterläden. Auf einer Messingplatte steht geschrieben, dass hier irgendwann einmal ein bekannter Poet gewohnt haben soll. Eine Dame mit roten langen Haaren öffnet die Türe. Omeira begrüßt sie nur mit Doctora. Sehr freundlich ist sie allerdings nicht. Recht mürrisch. Sie zeigt mir mein Zimmer, dass mir überhaupt nicht zusagt. Ein Kuddelmuddel von alten Möbeln, alles in braun gehaltenund ziemlich düster. Da will ich bestimmt nicht länger als eine Nacht bleiben. Sie offeriert mir Frühstück und führt mich auf ihre Dachterrasse – spätestens da bleibt mir der Atem stehen: über den Dächern von Santiago de Cuba – von hier oben habe ich einen fantastischen Blick über ganz Santiago, seinen Hafen und das Meer. WOW! Wie relaxt! Während ich mein überreichliches Frühstück zu mir nehme stellt sich auch der Mann der Doctora vor. Juan Carlos. Ein sehr freundlicher, schwergewichtiger Mann. Als ich wieder zurück zu meinem Zimmer gehe, schaue ich, nasenweiße wie ich bin, noch in ein paar andere Zimmer an, denn der Schlüssel steckt von außen. Eins davon ist herrlich kitschig mit weißen Chippendale Möbeln & französischen Bett und sonst alles in Rosa. Wie bezaubernd! Das will ich haben. Da verzichte ich lieber auf die Klimaanlage und einen großen Flachbildschirm. Schnell suche ich Juan Carlos auf und sage ihm, dass wenn er mir dieses Zimmer geben sollte ich auch 3 Nächte bleiben würde und ein paar Sekunden später wechsle ich das Zimmer und bin überglücklich! Der Tag & die Eroberung Santiagos kann beginnen! Das New Orleans Kubas! 1524 noch war Santiago die Hauptstadt Kubas. Ab 1607 wurde es Havanna. Santiago wäre danach fast in Vergessenheit geraten, wäre nicht die Revolution in Haiti gewesen. Viele Kaffee- und Zuckerfarmer flüchteten mit ihren Sklaven in das nicht allzu weit entfernt liegende Kuba…nach Santiago de Cuba, was vor Haiti liegt. Und so wurde diese Gegend bekannt für seinen Kaffee- und Zuckerrohranbau und natürlich auch ihren Traditionen, Kulturen & Musik –it is all about music! Was letztendlich Santiago aber noch bekannter machte ist, dass Santiago die Keimzelle der Revolution war. Die Wiege der Revolution! Fidel Castro ist hier geboren & begraben! Wie ich sehe erwartet mich so allerhand, was ich vor guten 20 Jahren nie zu sehen bekam! Kaum habe ich das Hostal verlassen, begegnet mir auch schon das erste Highlight. Ich höre tolle Mambo Musik aus einem Kolonialgebäude kommend. Als ich vorbeilaufe, sehe ich hinter hohen, gewaltigen Gitterfenstern einen großen Tanzsaal, eine Tanzschule oder was? Ca. 20 Schüler lernen unter Anweisung eines Tanzlehrers Mambo tanzen. Ich klemme mich an die Gitter und schaue eine Ewigkeit zu, mache sogar einen kleinen Video, damit ich mir die Schritte vielleicht bei Gelegenheit selber mir beibringen kann. Mein Blut wallt auf, was grundsätzlich immer passiert, wenn ich nur derartige Musik höre. Am liebsten will ich gleich darein und mit tanzen aber ich bekomme bestimmt heute Abend die Gelegenheit dazu! Denn Santiago ist schließlich bekannt dafür. Jetzt erst einmal auf Sight Seeing Tour. Der erste Halt ist die Kathedrale von Santiago: ein Ort des Wiederfindens und zugleich auch der Mittelpunkt der Stadt, denn die Kathedrale thront wortwörlich auf einer kleinen Anhöhe über Park Cespedes, wo auch das Regierungsgebäude liegt, wo Fidel seine erste Ansprache nach der Revolution hielt. Am selben Platz befindet sich auch das Museum Velazquez, eine Begegnung mit dem 16 Jahrhundert, dessenBesichtigung ich mir für einen anderen Tag vornehme.Erst einmal sehen, was sich hier sonst noch alles getan hat, bevor ich ans Eingemachte gehe!Mein nächster Weg führt mich zu Calle Padre Pico und dem Aussichtspunkt Velazquez. Auf dem Weg dorthin komme ich allerdings an einer Markthalle vorbei – eine leere Markthalle oder Markt? Denn als ich mich hinein begebe bin ich ein wenig erschrocken, wie leer die Marktstände sind. Viel zu sehen gibt es da nicht, denn viel da ist nicht! Immerhin gibt es hier ein kleines Lokal, das Mittagstisch verkauft und so esse ich leckeren Reis mit Huhn für sage und schreibe 40 Cent! Calle Padre Pico und der Aussichtspunkt Velazquez sind gleich dahinter. Diese Strasse ist bekannt für seine ewig langen Treppen, die hinab in ein anderes Viertel von Santiago führen und einen einzigartigen Blick über Santiago freigeben. Leider verliert so manches nach einer Renovierung seinen Charme – so auch diese Treppen. Vor 20 Jahren fand ich es einfach romantisch schön, jetzt ist alles einfach überrenoviert und mich reizt es absolut überhaupt nicht mehr. Von diesem Ort aus ist es zumindest nicht mehr weit bis zum Hafen und ich entscheide mich spontan für eine Hafenrundfahrt mit Traumblicken auf die Umgebung und die Bucht von Santiago mit Blick auf die waldreiche Sierra Maestra. Santiago ist die zweitgrößte Hafenstadt Kubas mit viel Industrie und liegt in einer Naturbucht.
Als wir mit einem kleinen Boot die Bucht hinausfahren, fahren wir linkerhand an vielen kleinen Fischerorten vorbei und auch an einem Yachthafen. Kurz danach sehen wir von Weitem schon ein Kliff, auf dem das Fort San Pedro de la Roca del Morro ist, dass zum Schutz vor Angriffen auf Santiago erbaut wurde. Einfach herrlich in so gelassener Stimmung und mit Salsa Musik über den Hafen bis fast hinaus aufs Meer zu gleiten. Auf der Rückfahrt kommen wir dann auch noch an einer kleinen Insel vorbei, der Cayo Gramma, und fahren an ihren vielen kleinen Stegen, Fischerbooten & Häuschen vorbei. Linkerhand davon der große Industriehafen. Eine wirklich superschöne Tour, die richtig gut tut und entspannt. Nach guten zwei Stunden sind wir zurück und ich mache mich auf den Weg zurück nach Santiago. Dieses Mal durch die Fußgängerzone hinauf in die Altstadt – ich frage mich allerdings warum Fußgängerzone, denn die Läden sind eigentlich so gut wie leer…das mit der Fussgängerzone und den leeren Läden…hmmm.Klar doch, Sozialismus.Wennich ganzehrlich bin, gibt für mich die koloniale Stadt Santiago de Cuba nicht mehr das wider, was sie vor 20 Jahren noch für mich war…sie hat für mich den Charme in Renovierungsarbeiten und Erneuerungen verloren und ihren Liebreiz verloren – für mich hat immer noch Trinidad seinen Reiz und es bleibt einfach ein Highlight in Kuba für mich zusammen mit Havannas Altstadt. Aber wer weiß was ich auf meiner Reise noch alles in Kuba zu sehen bekomme? Die Hoffnung stirbt zuletzt! Noch ne kleine Pizza unterwegs und dann nichts wie zum Hostal, denn hier erwartet mich ein genialer Sonnenuntergang über Santiago. Herrlich, einfach herrlich. Und nach einer herrlichen Dusche ziehe ich los – schließlich liegt mein Hostal direkt in der Altstadt und nur ca. 500 m weiter sind die ganzen Bars mit Live Musik und die Casa de la Trova, die aber immer erst ab 22 Uhr mit seinen Live Konzerten beginnt.Aber macht nichts – ich kann mich auch so vergnügen, denn in einer Bar nebenan ist Live Musik. Ich gehe hinein, trinke einen alkoholfreien Mojito, genieße die Salsa Live Musik, tanze mit einem Dänen und fühle mit einfach pudelwohl! Nach guten zwei Stunden ist das Konzert vorbei und in der Casa de la Trova spielt in der Zwischenzeit auch eine Salsa Band und gibt ihr Bestes preis. Und ich wirbele mit einem schwarzen Kubaner zu heißen Salsa Rhythmen und wir tanzen auf der Straße? Ja, wir tanzen auf der Straße…einfach so…das gehört in Kuba dazu…Was für ein genialer Tag, jetzt bin ich allerdings hundemüde und will nur noch in mein Bettchen.