POPAYAN – DIE WEISSESTE STADT KOLUMBIENS
Samstag, 12.01.2019
SAN AGUSTIN – POPAYAN
MOTTO:
1000 Jahre Einsamkeit – Es gibt Orte auf dieser großen, weiten Welt, mit denen man sich spirituell verbunden fühlt und die Energie sich mit einem vereinigt. Auf meiner Reise von Land zu Land und von Ort zu Ort wechselt sich jeden Tag das sich „wohlfühlen“. In San Agustin war die Magie, ich fühlte mich rundum wohl alleine zu sein und spirituell geborgen. In Popayan empfinde ich trotz des Trubels und der wunderschönen Stadt ein Alleinsein, das mich traurig macht und Sehnsucht nach „mehr“ erweckt…Aber wie heißt es so schön? Annehmen & weitergehen, loslassen und abwarten was kommt. Den Moment kann man eh nicht beeinflussen außer bewusst zu erleben und so geniesse ich einfach mein Dasein…und mein Hier und Jetzt mit Meditation…
San Agustin – Fahrt nach Popayan – Stadtrundgang – Free Tour vom Fremdenverkehrsamt – Legenden einer Stadt – El Morro del Tulcan – Tagesausklang
San Agustin. 5:30 Uhr. Es hat die ganze Nacht geregnet aber jetzt ist es trocken – zum Glück. Denn heute geht es nach Popayan – auf zum grösstenteil unbefestigten Strassen brauchen wir für gute 126 km 5 Stunden! Am Empfang ist keiner, der mir meinen bereits abgestellten Koffer geben kann und der Bus, der mich abholen soll, ist auch nicht da! Geduld will Gut Weile haben. Vielleicht bleibe ich ja noch ein wenig – grins. Der Abschied fällt mir echt schwer und ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob ich mich freuen soll oder nicht, dass keiner mir meinen Koffer geben kann und der Bus mich immer noch nicht abgeholt hat? Mit guten 20 Minuten Verspätung hat man mich dann (Gott sei Dank?) doch nicht vergessen! Puhhh… Die Fahrt geht los. Mit viel Beinfreiheit sitze ich zum ersten Mal hinten im Minibus. Die Fahrt ist super holprig und wir können und kaum auf unseren Sitzen halten. Dafür haben wir einen genialen Blick auf das Gebirge und einen immer noch aktiven Vulkan, an dem wir vorbeifahren. Unser Fahrer rast wie verrückt, sobald wir die Schotterpisten hinter uns haben. Serpentinen hoch drei und ringsum kein Dorf oder Menschenseele. Die Strecke ist bekannt & berüchtigt für FARC Überfälle und Guerrillas aber das ist schon seit Jahren nicht mehr der Fall. Landschaftlich ist die Strecke ein Traum, wie alles hier was die Natur anbetrifft. Nach einer kurzen Frühstückspause was in Kolumbien eigentlich ein Mittagsessen ist, geht es weiter. Um 11 Uhr kommen wir in Popayan an und kurze Zeit später bin ich in meinem Hostal, 500 m vom kolonialen Altstadtkern entfernt.
Nach meinem Mittagessen bin ich schon total neugierig auf die Altstadt von Popayan – die weißeste Stadt Kolumbiens! Ein kolonialer Traum, der mich an Trujillo, Peru errinnert, wenn auch alles hier in weiss getüncht ist. Ich durchstreife einen schönen, kleinen Handwerkermarkt, der heute stattfindet und schaue mir zwei alte legendäre Brücken an, die in einem kleinen Park einen Fluss überspannen. Früher mussten an Marktagen alle Bauern einen kleinen Hügel erklimmen, bevor sie in die Altstadt kamen. Man durfte alles nur tragen, Fuhrwerk war nicht erlaubt, so baute man eine kleine Brücke und später zur Erleichterung des Transports eine längere Brücke, die das Flusstal und den kleinen Hügel überspannte und so gleichzeitig der Hauptzugang zur Stadt war (1873).
Danach besuche ich das Altstadtzentrum, mit einer riesigen Kathedrale mit Kuppel, die nach 4 Erdbeben bereits schon zum vierten Mal erbaut worden ist!
Heute gibt es vom Fremdenverkehrsamt eine gratis Tour, in der man uns Popayan mit seiner Geschichte & Legende ein wenig näher bringt. Die Prozessionen zur Osterwoche wurden von UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Weiß wurde die Kolonialstadt aus hygienischen Gründen, da man mit einer Art Laus kämpfte, die die Füße der dort lebenden Menschen befiel. Viel Leute liefen in diesem Jahrhundert barfuss und um sich nicht dieses Laus einzufangen, liefen viele auf den Fersen, was ihnen wiederum das Schimpfwort „Patufos“ einbrachte, was bedeutet „Enten“.
Kalk verhinderte die Verbreitung dieser Last und so strich man kurzer Hand die ganze Altstadt weiss, was zwischenzeitlich kurz vor der Osterwoche jährlich zum Brauch wurde. Man findet teilweise immer noch an den Ecken der Kolonialbauten Steinmauern, damit die Popayaner sich die Füsse kratzen konnten ohne Blutspuren an den weißen Wänden zu hinterlassen. Es gibt auch unweit von der Stadt einen Hügel, El Morro del Tulcan. Man stellte fest, dass es sich hier um eine Pyramide aus der präkolumbianischer Zeit handelt. Eine sogenannte Nekropole. Die Regierung verbot jedoch weitere Ausgrabungen. So durchstreifen wir die koloniale Altstadt und erfahren Stück für Stück mehr über dieses Kleinod…Nach zwei Stunden allerdings reicht es noch lange nicht, alles hier zu kennen und so nehme ich mir vor, morgen nochmals loszuziehen und die wunderschöne Altstadt zu geniessen.
Jetzt erst mal ein wenig den Muskelkater von gestern auskurieren – in der Hängematte im Garten vom Hostal.