PALENQUE – ODER FAHRT INS UNGEWISSE? EINZIGARTIGER ORT IM NIRGENDWO!
Mittwoch, 30.01.2019
CARTAGENA – PALENQUE
MOTTO:
ARMUT MEIN FREUND, IST IM KOPF, DENN WENN EINER WAS AUS SEINEM LEBEN MACHT, LACHT UND VOLL LEBENSFREUDE STECKT UND DANN NOCH REIST UM DIE WELT ZU ENTDECKEN, DANN IST ER MILLIONÄR!
Fahrt nach Palenque, eine kleine Ewigkeit – Palenque und ein örtlicher Reiseleiter Wilman? – Rundgang durch Palenque – Treffen mit Außerirdischen oder wirklich das Filmteam vom ARD?
– Fischerdorf am Wegesrand – Crocodile Dundee – Fischkonservierung – Salsa bei Fidel mit Presse & Radio
Fotos auf meiner Facebook Seite Tina Volz unter dem entsprechend genannten Album! Danke!
Heute geht es nach Palenque. Palenque ist ein altes Wehrdorf, das ca. 60 km von Cartagena entfernt liegt – aber selbst 60 km können Stunden in Kolumbien dauern, das nur zur Info! Das Örtchen gehört zum UNESCO WELTKULTURERBE. Cimarrones, die aus dem heutigen Kongo, Senegal oder Liberia stammen, gründeten in 17 Jahrhundert zwischen Dschungel & Morast ein Zufluchtsort um sich vor den spanischen Sklavenjäger zu schützen. Es ist die erste schwarze Enklave in der Welt, die nach langem Hin- und Her die Unabhängigkeit erhielt. Das kleine Ort mit ca. 4200 Einwohnern bewahrt immer noch die afrikanische Kultur, Musik, Lebensweise und Mentalität! Und genau da will ich heute hin und mir das Ganze anschauen! Dorthin zu kommen ist kinderleicht, sagt man mir. In einer guten Stunde sei ich dort. Einfach den Bus schnappen und los geht’s. Dass ich allerdings schon alleine zum Busbahnhof eine geschlagene Stunde benötige, hat mir keiner gesagt. Eine kleine Stadtrundfahrt und danach in die Außenbezirke von Cartagena, durchs Armenviertel und an einem quirligen Markt vorbei, wo es erbärmlich nach verwesten Fisch und was weiss ich was riecht! Igitt…Ich schaue auf die Uhr…wirklich, schon eine geschlagene Stunde sitze ich schon im Bus mit einsteigenden und wieder aussteigenden Fahrgästen und wundere mich allmählich, ob der Bus mich wirklich zum Busbahnhof bringt oder was hier los ist? Immer wieder wird mir wie üblich zugesagt, dass wir sehr bald dort sind. Die Fahrt dauert ja jetzt schon eine kleine Ewigkeit und bis zum Terminal und ich bin noch nicht einmal dort! Um 9 Uhr morgens bin ich losgedüst, jetzt haben wir bereits 10 Uhr und endlich darf ich aussteigen. Bin mal gespannt, wann ich heute Nacht heimkomme, wenn ich das ganze Zurückkommen einkalkulieren muss…das macht mich nicht gerade entspannt! Wie üblich habe ich mit der Busverbindung ein riesen Glück – wenigstens das! Der Bus der ausnahmsweise direkt ohne großes Umsteigen nach Palenque fährt, will gerade losfahren und ich springe noch zum richtigen Zeitpunkt auf! WOW! Die Fahrt geht los! Das Landschaftsbild ist ausnahmsweise mal flach – sonst geht es immer über die Berge. Links von mir ist ein riesiger See. Wie es so aussieht, gibt es ziemlich viel Agrarlandwirtschaft und alles ist schön saftig grün. Autos werden hier mit Esel und Schubkarren ersetzt und man spürt deutlich, dass in dieser Region die Schwarzen vorherrschen. Nach guten 1,5 Stunden biegt der Bus ab und Palenque ist gross angeschrieben: 6 km.
Plötzlich steigt ein sogenannter örtlicher Reiseleiter namens Wilman (?) in den Bus ein und bietet mir seine Dienste an. Eigentlich ganz geschickt, dann erfahre ich ein wenig mehr über die Menschen & Kultur in diesem Ort und ich sage zu! Er erklärt mir alles, was ich bereits schon am Anfang erwähnt habe und begleitet mich unter seinem Regenschirm mit einem Rundgang durchs Dorf. Der erste Weg ist zu einer Schule und dann zu dem Friedhof. Nach dem Abschied nehmen wird traditionell 9 Tage von einer angeheuerten Frauenmannschaft geweint und getrommelt – sinnbildlich 9 Tage für 9 Monate bis zur Geburt. So wird dem/der Gegangenen der Weg für seine Seele in die andere Welt vorbereitet. Interessant. Dann geht es zurück zum Dorf. Anscheinend denkt Wilman echt ich bin deswegen so weiss, weil ich die Sonne meide, denn er schaut peinlichst darauf, dass meine in der Zwischenzeit wirklich weiße Haut nichts abbekommt! Der erste Weg führt in ein Aufnahmestudio, wo mir typische Musik in der Region präsentiert wird. Danach wird mir von meinem Reiseleiter eine riesige Betonskulptur des ersten schwarzen Boxer der Weltmeister wurde, stolz präsentiert – er war von Palenque und auch der erste Schwarze, der eine Weiße im Dorf heiratete. Bis dahin durfte man nur in der Dorfkommune heiraten und sogar bis zu 4 Frauen haben. Man hat hier ein Ober und Unterdorf. Wenn einer vom Unterdorf ist und eine Frau vom Oberdorf haben will, so muss er gegen die anderen kämpfen, gewinnt er, bekommt er seine auserwählte Frau. Interessant. Aufgrund des Ruhms dieses Boxers, hatte er nun genügend Geld und sorgte erst einmal dafür, dass das Örtchen Strom bekam. Der erste schwarze Schauspieler kommt auch aus diesem Dorf und ebenso ein Musiker, der bereits 90 Jahre alt ist. Die Namen habe ich leider vergessen. Hmmm. Aus diesem Ort scheinen sämtliche Bekanntheiten zu kommen. Da bin ich ja gespannt, wer noch so alles dazukommt. Grins. Weiter geht es zu einem Flusslauf. Es baden immer noch Frauen und Männer dort, auch wenn bereits Wasser in den Haushalten ist. Man pflegt die Tradition – allerdings getrennt voneinander. Weibchen näher am Dorf, Männchen ein wenig den Fluss weiter oben. Der Wilman kennt natürlich jeden hier und schüttelt fleissig die Hände. Fotografieren traue ich mich nicht so richtig – sonst kommen die Armen sich vor wie die Affen im Käfig! An einem Lehmhaus, dass mir Palmenwedel bedeckt ist, sitzt eine junge, schwangere Dame, die mir dann handgearbeiteter Schmuck aus Obstkernen anbietet – aber das ist nicht so mein Ding. Anschließend wird mir noch verschiedenes, traditionelles Gebäck von Wilmans Mutter angeboten – wie es sich später herausstellt. Alles ist super süss. Anstandshalber nehme ich aber kandierte Papaya mit! Als ich sie probiere, denke ich echt ich bin in ein Zuckerfass gefallen! Wilman begleitet mich noch zu der Volkshochschule im Dorf, wo sogar ein Aufnahmestudio und eine Radiostation sind. Kurz danach ist unser Rundgang beendet. Zwei Stunden kommen mir vor wie eine gefühlte Ewigkeit! Und so verabschieden wir uns und ich habe endlich mal die Möglichkeit alleine loszuziehen und noch etwas Unentdecktes aufzuspüren! Erst einmal meinen Durst an einem Kiosk löschen – das zischt, ein eiskalter Mangosaft!
Während ich auf einer Bank am Kiosk im Schatten sitze, kommen zwei Touristen mit mir ins Gespräch, genau die, denen ich vorher immer ausversehen ins „Bild“ gelaufen bin, als sie Aufnahmen machten. Hmmmm…Sie stellen sich vor, beide Männer sind aus München, so ein Zufall! Und der dritte Mann mit der professionellen Kamara auch! Ein vierter mit Glatze und Sonnenbrille, einem Mafiosi gleich, kommt auch noch um die Ecke geschossen. Er ist aus Argentinien. Wir unterhalten uns ein wenig und ich frage Emil nach seiner tollen Kamara und siehe da, alle entpuppen sich als ein Filmteam des ARD̍s, das momentan für ein Literaturfestival in Cartagena unterwegs. Was für ein Zufall aber auch, grins, also keine Außerirdischen! Und sie bieten mir nach einiger Zeit sogar an, mit ihrem Transporter mit zurück nach Cartagena zu fahren! Besser als auf ein Bus zu warten, der eventuell nie kommt oder abfährt und ich wieder diese langwierige Fahrt vom Terminal zurück nach Cartagena unternehmen muss! So verzichte ich auf meine Fotosession und schließe mich ihnen an. Tina mit 5 Männern, inklusive Fahrer, alleine in Kolumbien unterwegs – aber immerhin sind drei davon Deutsche! Auf dem Rückweg halten wir dann noch an einem Fischerdorf am Wegesrand. Schon traurig, wie arm die Menschen hier teilweise noch sind, aber alle haben immer noch ein Lachen auf dem Lippen. Als wir Richtung Fluß laufen, kommen uns gleich jede Menge Fischer hinterhergelaufen. Wahrscheinlich gibt es im Ort so gut wie nie Touris. Sie versuchen uns auch gar nicht großartig ihren Fisch anzudrehen. Im Gegenteil. Sie führen uns zum Fluß, stellen uns ihre Familien (3 Generationen!) vor, die in Plastikstühlen vor ihren Hütten sitzen. Einfach nur sitzen, quatschen und nichts tun. Stolz präsentieren sie uns ihre Fischerboote und ein kleiner Junge kommt mit einen winzigen Kaiman in der Hand angerannt, der gerade mal 30 cm lang ist und den er Sekunden vorher aus dem Fluss „gefischt“ hat. Sein heutiges Spielzeug. Wir dürfen Fotos machen und ihn anfassen, während er ihn festhält. Ich kraule Crocodile Dundee unter seiner Schnauze. Er fängt nicht an zu schnurren, wie der Kaiman in Costa Rica im Tortuguero Nationalpark…wow…schon wieder 24 Jahre her! Aber immerhin hält er still! Danach halten wir noch kurz an einem Obststand, der einer Tante des Fahrers gehört. Sie schenkt mir glatt eine riesige Papaya! Nebenan verkauft ihr Mann riesige Fischer, die allerdings nicht mehr sehr frisch riechen. Da es meistens außerhalb Cartagenas immer noch kein Strom gibt, wird der Fisch mit einem Messer mehrmals eingeritzt und mit Salz bestreut. Eine Art Fischkonservierung. Das macht ihn haltbar und wenn er nicht verkauft wird, so ist er irgendwann einmal getrocknet und wird dann in Suppen getan oder einfach ins Wasser gelegt, bis das Salz sich wieder gelöst hat. In Asien wird es fast genauso gehandhabt und selbst in Spanien, sogar Mallorca, ist es teilweise eine Spezialität. Ich ziehe allerdings frischen Fisch vor. Die Fahrt zurück dauert allerdings ziemlich lange. Aber ich bin froh, als ich nach guten zwei Stunden vor dem Stadttor von Cartagena abgesetzt werde. Wir bleiben auf alle Fälle in Kontakt. Super nette Männer! Wer weiß, wann sie in Mallorca drehen? Solche Kontakte sind goldwert und gerne biete ich ihnen mein Knowledge bezüglich Mallorca & Palma Pictures etc. an als kleines Dankeschön!
Sodele, was steht heute noch an? Erst einmal frisch machen und ne Kleinigkeit Essen und dann die Hüften schwingen.
Abends geht in Cartagena echt die Post ab und heute bin ich mit dabei! Allerdings fängt das „Nachtleben“ bereits schon am frühen Abend an, und so sitze ich um 19:30 Uhr bereits schon um die Ecke vom Stadttor bei Fidel. Eine ziemlich bekannte Bar, wo schon ab 10 Uhr morgens laute Salsa Musik ertönt. Neben einer Dame an der Bar ist noch Platz und ich frage nach, ob ich Platz nehmen darf. Omeira kennt alle Lieder und trällert fleißig mit. Sie ist auch bereits schon ziemlich angetrunken! Immer wieder fordert sie weitere Salsa Songs beim DJ an…will aber nicht tanzen! Ich kann kaum die Beine still halten, geniere mich aber! Bald kommt heraus, dass sie einmal beim Radio gearbeitet hat und bereits in Rente ist. So ungefähr 65 Jahre alt. Fleißig flirtet sie mit den Männern und kurze Zeit später, sitzt ein junger, attraktiver Mann, ca. 45 Jahre alt, bei uns an der Bar und lädt und auf Drinks ein. Er ist aus Bogota und arbeitet für die Presse! Sein Name? Zu kompliziert, dass ich ihn mir merken kann aber wichtig ist, dass er Salsa tanzen kann, denn Sekunden später sind wir beide auf dem Parkett! Omeira gesellt sich auch dazu und so feiern wir einer langen Nacht entgegen mit intensiven Gesprächen über touristisches promoten der Provinz Choco am Pazifik, wo er Gott und die Welt kennt! Endlich – da will ich ja sowieso hin und er will mir die Kontakte schaffen und Pressearbeit und Omeira das Radio dafür engagieren! Wenn das mal wahr wird…ich nehme es wie üblich immer ernst und bin voll dabei – hege aber so meine Zweifel! Was für einen Abend! Salsa bei Fidel mit Presse & Radio! Gegen 23 Uhr verabschiede ich mich und auf dem Heimweg besuche ich noch einmalige Clubs in ehemaligen Herrschaftshäusern aus dem 18 Jahrhundert! Ich will nicht ins Bett! So eine Atmosphäre! Auf den Dächern Bars mit Blick aufs Meer & Cartagena! Aus dem Staunen komme ich gar nicht mehr raus…