MOCOA – DAS ENDE DER WELT ODER DAS AUGE GOTTES?
Montag, 07.01.2019
MOCOA – FIN DEL MUNDO – OJOS DEL DIOS
MOTTO:
IMMER DAS EIGENE TEMPO HALTEN UND SICH VON KEINEM, WIRKLICH KEINEM, AUS DER RUHE BRINGEN LASSEN!
Später Anfang – Spätes Frühstück – Fin del Mundo oder ans Ende der Welt – Ojo del dios – Das Auge von Gott oder trekken bis zum Geht nicht mehr – Salsa bis zum Umfallen – Relaxen
Bis ich heute endlich in die Pötte komme, ist es fast 11 Uhr. Ein später Anfang und ein ziemlich spätes Frühstück oder besser Mittagessen und ab geht es zu dem Fin del Mundo – das Ende der Welt! Eigentlich einfach nur ein Wasserfall, aber so besonders und paradiesisch, dass er diesen Namen bekommen hat! Das absolute Highlight in Mocoa. Da nur bis 12 Uhr Einlass ist, muss ich mich beeilen und stürme 10 Min. zu Fuss in die Richtung und über eine Brücke, die zu dem Eingang führt. Wie es sich herausstellt, ist bereits kein Einlass mehr, da schon über 300 Besucher in diesem Naturschutzgebiet sind und um 15 Uhr müssen sich alle Besucher auf dem Weg zum Ausgang machen. Das wusste ich nicht! Alleine für den Aufstieg zu den Wasserfällen benötigt man gute 2 Stunden…Hätte sich also eh nicht gelohnt…dann hätte ich ja kaum Zeit gehabt, das alles zu geniessen! Hmmm…was machen wir denn da? Eine Alternative gibt es: Ojo del dios – Das Auge von Gott, ein anderer Wasserfall. Bevor ich gar nichts tue, trekke ich halb dahin. Vor Ort haben sich schon einige Leute versammelt – wir werden sogar von einem Führer bis dorthin begleitet. 2 Stunden Fussmarsch, 1 Stunde am Wasserfall zum Baden & entspannen und wieder zurück. Das hört sich ja gut an! Der Führer hat auch eine Manschette dabei – immerhin sind wir hier im Amazonas. Wer weiss welche wilden Tiere und hier begegnen oder durch welches Gestrüpp wir gehen müssen? Als die Tour anfängt, heisst es erst mal ordentlich bergauf. Allerdings bei ziemlich viel Matsch und rutschigen Erdreich. Darauf sind wir alle nicht vorbereitet. Die Sonne scheint zwar, aber was nützt es uns, wenn die Wege so schwer begehbar sind – wenn man es Wege nennen kann! Es geht steil nach oben und wir fragen uns bereits, wie wir wieder heil zurück kommen – eine wirkliche Rutschpartie wird das werden! Und unser Führer rast uns wie Speedy davon. Bald sehe ich ihn nicht mehr und ein Rufen, auf uns drei Mädels doch zu warten, nützt nichts. Wir haben uns in einer guten halben Stunde schon so verausgabt, dass wir total erschöpft sind und ich gar nicht weiss, wie ich in diesem Zustand das Ziel erreichen soll. Das ist kein Genuss mehr, sondern trekken bis zum Geht nicht mehr. Irgendwann bin ich dann alleine – die zwei Kolumbianerinnen hinter mir sind verschwunden oder haben wahrscheinlich die Tour abgebrochen. So marschiere ich weiter – immer schön dem Wegweiser hinterher, was rote Plastikbänder sind, die an Bäume gebunden gewickelt sind. Irgendwann finde ich einen Stock, der mir hilf, leichter den rutschigen Berg hinauf zu kommen. Wahnsinnig rutschig und teilweise sehr nass und über kleine Rinnsäle, arbeite ich mich so nach und nach durch den Urwald – von Genuss keine Rede, ich muss ja mithalten, sonst komme ich nie an. Nach ein paar sehr kurzen Pausen, beschliesse ich meinen eigenen Rhythmus zu gehen. Ich bin ja nicht auf der Flucht! Dann sollen sie halb alle auf mich warten! So eine Strecke kann man nicht in Windeseile gehen! Ich halte mein Tempo – aus, schluß, fertig – zu gefährlich, hier in Windeseile ans Ziel zu kommen. Wenn hier jetzt die FARC mich kidnappt oder die Drogen Mafia, dann haben sie ein leichtes Spiel. Mein Armband von dem Führer mit einer Notrufnummer im Notfall nützt mir auch nicht viel – keine Funkverbindung und ich habe eh kein Kredit auf meinem Handy. Das wird ja heiter! Bald holt eine der Kolumbianerinnen mich auf und meint nur, dass ihre Freundin aufgegeben hat. Wir düsen zu zweit weiter und bald stößt auch der Führer auf uns, um nachzuschauen, ob alles ok ist. Zum richtigen Zeitpunkt, denn er hilft und Flussbeete und Bäche auf Steinen zu überqueren – mit seinem Gummistiefeln hat er ja leichtes Spiel! Nach ewigen, weiterem Hochklettern kommen wir nach guten 2 Stunden endlich am Auge Gottes an. Ein Wasserfall, der durch ein Steinauge ca. 30m in die Tiefe stürzt und sensationell ist. Ein wirkliches Naturwunder! Und das mitten im Urwald. Nichts wie in die Fluten stürzen! Das Wasser ist eisig kalt, aber das ist mir wirklich egal! Hauptsache abkühlen. Viel Zeit bleibt nicht, denn die Tour geht bald weiter zu einem weiteren Wasserfall mit Regenbogen vom Lichteinfall der Sonne. Nach einer kurzen Ausschnaufspause geht dann der Weg zurück. Da all die anderen noch am baden sind, nimmt mich unser Führer an die Hand, gibt Anweisungen, wie sie zurückkommen und läuft mit mir los. Besser gesagt, stürmt mit mir los. Ich bin ihm wahrscheinlich zu langsam und so hofft er Zeit zu gewinnen. Wir stürzen wortwörtlich zurück und Bäume sind jedes Mal meine Rettung, wenn ich anfange zu rutschen. Mein Stock nützt mir bei diesem Tempo nicht viel. Ab- und zu muss ich Speedy rufen, dass er auf mich wartet. Da er querfeldein rennt und nicht den offiziellen Weg, will ich ihn besser nicht verlieren. Vor lauter Hektik rutsch ich aus und ich nehme mir entgültig vor, mir alle Zeit der Welt zu lassen. Jeder so wie er kann. Leider trotzalledem keine Zeit, die spektakuläre Natur zu bewundern. Nach guten 1,5 Stunden kommen wir dann wieder an der Brücke an, wo unser Weg begann. Die Polizei steht schon in Reih und Glied da, um bald das Naturreservat zu schliessen. Noch ein kurzes Foto mit ihnen und ab nach Hause. Ich bedanke mich schnell bei dem Speedyführer, lächle ihn an und gehe. Während des gesamten Rückwegs waren seine einzigen Worte: Venga, venga….nun komm schon! Wie ermunternd! Erst mal eine eiskalte Cola und Luft holen! Ich bin echt alle und mir tut alles weh! Als ich auf der Hauptstrasse zurück zum Hostal bin, macht mich die Polizei darauf aufmerksam, dass mich jemand von der anderen Strassenseite aus ruft. Mich? Oh, was für ein Zufall…Luis vom Hostal vor der Türe von einem Haus. Er sitzt dort mit Freunden, trinkt Bier und Anisschnaps und bittet mich zu setzen. Seinem Freund gehört „Ojos del dios“ – der Naturschutzpark…was für ein Zufall…Ich schildere ihm meine Erfahrung von heute und meine nur, dass man so nicht auf Touristenfang gehen kann und dass jeder seine eigenen Geschwindigkeit hat und es wichtig ist, Touris darüber zu informieren was sie erwartet und der Guide auch Guide ist und nicht nur Speedy! Wie auch immer, ich weiss wirklich nicht, ob ihn das interessiert. Die sind alle schon schön angetrunken! Über die Lautsprecherboxen klingt Salsa Musik. Alle wollen tanzen und bald schwingen wir alles das Tanzbein zur Musik! Salsa bis zum Umfallen! Mir tun so die Knochen weh…aber das macht mich wieder munter. Gute zwei Stunden später bin ich im Hostal. Erst Mal sauber duschen. Ich bin voll mit Dreck von meinem Fall und total verschwitzt und dann heisst es früh ins Bett, denn morgen geht es zum Fin del Mundo.