Der Norden Indiens – Nainital, Haridwar & Rishikesh…oder spirituelle Erfahrungen
Freitag, 10.11.2017
Nainital – Haridwar 243 km, 6-7 Stunden
Nainital – Snow Point View – gib dem Affen Zucker – örtliches Dorfleben – Abenteuer Taxi
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
GEB NICHT AUF UND VERLIERE NIE DIE HOFFNUNG. LASS ES EINFACH GESCHEHEN UND HOFFE AUF DAS BESTE. WENN DINGE IHREN LAUF NEHMEN HAT MAN EH KEINEN EINFLUSS MEHR. CARPE DIEM!
Aufwachen mit einem grandiösen Blick! Wie oft hiess es schon für mich zwischenzeitlich Abschied nehmen? Ich glaube ich muss mich daran gewöhnen, Abschied zu nehmen!
Heute Abend geht es weiter für mich nach Haridwar. Die Pilgerstätte überhaupt in Indien – nach Varanassi. Der Ganges verläuft dort neben den Tempelanlagen und viele kommen um sich im Ganges rein zu waschen oder um die Asche ihrer Verstorbenen nach der Zusammenkunft und Andacht mit einem dortigen Priester in den Ganges zu streuen. Varanassi ist zu touristisch und Haridwar soll einfach noch sehr rituell sein. Mein Overnight Bus geht erst am Spätabend so gegen 21 Uhr und soll gegen 7 Uhr morgens in Haridwar ankommen. Den Tag heute will ich in den Bergen verbringen, abseits von jedem Trubel. Einfach nur geniessen und den lieben Herr Gott einen lieben Mann sein lassen. Ich fühle mich sehr wohl bei meinen beiden Gastgebern. In ihrer Anwesenheit fühle ich mich zuhause. Den Tag verbringe ich Stunden mit einem Fernglas am Snow Hill View Point. Man hat den besten Blick auf die Himalaya Kette und ich kann einfach nicht genug davon bekommen. Mein Fernglas fällt allerdings einigen asiatischen Touristen zum Opfer – die Einheimischen nehmen ordentlich Geld, um durch ihre Teleskope zu schauen und dafür erhaschen die Touris nicht einmal einen guten Rundumblick, denn die Teleskope sind lediglich auf den höchsten Berg gerichtet aber nicht auf die gesamte Hochgebirgskette. Die Sonne scheint und ich sitze da mit einer Coca Cola und meinem Reisehandbuch, schmökere vor mich hin und hebe ab- und zu meinen Blick, um den Naturgewalten vor mir meine Ehrerweisung zu geben. Irgendwann habe ich genug und ich wandere weiter – allerdings nicht so leicht, denn ewig viele Affen vor und in einer Mülltonne versperren mir den Weg und selbst die Inder halten sich respektvoll in Distanz. Man sagt mir, dass sie gar nicht ganz ungefährlich sind und einige haben sich sogar mit Steinen bewaffnet. Ich warte eine kleine, gefühlte Ewigkeit und scliesse mich dann einem Vater mit seinem Sohn an. Wir kommen ungefährdet an den Affen vorbei ins nächste naheliegende Nachbardorf, dass nur aus wenigen Häuschen besteht. Vielleicht 2-3 private Häuschen, alles andere Verkaufsläden für Obst, Gemüse, Getränke oder Imbissbuden. Irgendwann sitze ich dann für einen Chai Tee bei den Einheimischen vor einem Gemüseladen. Ich bin eingeladen nachdem ich eine Tagesration Kekse und Getränke für meine Fahrt heute Abend gekauft habe.
Wir unterhalten uns soweit möglich und ich werde für viele Selfies missbraucht – wie auch immer, ich fotografiere ja auch die Inder, so warum auch nicht sie mich? Sie sind von meiner weissen Haut fasziniert und fassen mich an. Die Frauen streicheln meine Haare und bewundern meine blauen Augen. Viel Kontakt zur Aussenwelt scheint es hier definitiv nicht zu geben – sonst wäre die Begeisterung geringer. Zurück zu meinem Gästehaus werden mir meine Kekse hinter meinem Rücken im Restaurante des Gästehaus von einem Affen gestohlen – wie ist das denn möglich? Gott sei Dank waren es nur die Kekse – meine Kamara und meine Sonnenbrille lagen direkt daneben. Ganz schön schlau diese Affen, die wissen genau, was sie gebrauchen können und was nicht. Jihendra erklärt mir kurze Zeit später, dass es besser ist nach 20 Uhr zur Busstation zu fahren, da die Mall, die Zugangsstrasse zum Busbahnhof bis 20 Uhr für Touristen gesperrt sei. Als es dann soweit ist bringt mich ein Taxi zum Busbahnhof. Aber zu meinem Erschrecken ist der letzte Bus Richtung Haridwar bereits einige Zeit vorher abgefahren. Fehlinformation von Jihendra und der nächste Busbahnhof ist im Tal und ca. 37 km entfernt. Was tun? Werde ich den Bus vom nächsten Ort noch rechtzeitig erreichen oder besser gleich aufgeben? Viele Taxifahrer erzählen dir was vom Pferd, nur um Geld zu verdienen. Soll ich das Risiko eingehen und in irgendeinem Kaff zu landen und auch noch dort zu nächtigen falls es tatsächlich kein Bus mehr gibt oder ich ihn verpasse? Hmmm…Ein grosser Moment der Aufregung, was tun? Bevor ich überhaupt zu Preisverhandlungen komme, nimmt ein Inder meinen Koffer, schleppt ihn zu seinen Wagen und bietet mir die Hälfte für den Transport an. Sekunden später sitze ich im Taxi – ich will ja schliesslich nicht meinen Bus verpassen. Besonders eilig schein er es nicht zu haben – ich explodiere fast. Er lässt sein Auto den Berg und die Serpentinen herunterrollen anstatt Gas zu geben. Uns stehen ca. 45 Min. bis einer Stunde Fahrt bevor. Ich bin mit meinen Nerven am Ende…warum eigentlich? Es kommt wie es kommt – ich kann es eh nicht beeinflussen. Besser mit den Nerven einsparen und die Fahrt geniessen…gar nicht so leicht. Irgendwann bekomme ich mich in den Griff und lass das Sein sein. Auf den letzten Drücker kommen wir am Busbahnhof an. Der Taxifahrer hält gerade noch den letzten Bus Richtung Haridwar an und zwischen Einsteigen und hinsetzen zahle ich den Taxifahrer und die Fahrt in einem asbach uralten klapprigen Bus geht los. Das kann ja heiter werden! Der Gehilfe des Busfahres bietet mir immerhin im hinteren Teil des Busses drei Sitze für mich alleine an. Er meint ich könnte auf der Fahrt nach Haridwar schlafen. Wie denn, bei den Gehumpel, Kälte, offenen und nicht schliessbarem Fenster und unendlichen Gehupe?
Ich werde während der Fahrt wortwörtlich hin und her geworfen. Irgendwann lege ich mich dann doch auf die Sitze mit meinen Rucksack als Kopfkissen und schlafe tatsächlich ein – als mit einzigste Frau umgeben von Indern. Gegen 4 Uhr werde ich wachgerüttelt. Haridwar. Was?
Schon da? Ich weiss, dass mein Hotel in der Nähe des Busbahnhofes ist und ziehe zielstrebig los. Was um diese Uhrzeit noch alles auf den Strassen los ist? Keiner belästigt mich allerdings und ich fühle mich sehr sicher auf der Strasse. Das Hotel empfängt mich sehr freundlich und gibt mir tatsächlich morgens um 4.30 Uhr mein Zimmer obwohl ich erst ab 12 Uhr das Zimmer beziehen sollte. Sie berechnen mir nicht einmal diese Frühanreise und Nacht. Ich falle wortwörtlich ins Bett – jetzt heisst es erst Mal ausschlafen und es ist mir zum ersten Mal wirklich egal ob ich spät aufwache oder nicht – irgendwann brauche auch inch eine Auszeit.
Samstag, 11.11.2017
Haridwar
Morgenstund hat Gold im Mund – Haridwars Basare – Tempelzeremonie – Nachtmarkt
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
NIMM MIT WAS DU MITNEHMEN KANNST – SPÜRE DIE KULTUR UND TRADITIONEN EINES LANDES UND FÜHLE HINEIN! ERST DANN KANNST DU VERSTEHEN UND BIS ANGEKOMMEN!
Videos:
Spirituelle Ritualien am Ganges
12:30 Uhr. Ich wache auf. Der Strassenlärm vor der Türe bin ich ja Gott sei Dank von meiner Wohnung in Mallorca gewohnt und so hat mich das Gehupe der Inder nicht aus dem Schlaf gerissen. Es tut gut, ausgeschlafen zu sein. Ich mache mich gemütlich zu meinem verspäteten Frühstück auf und danach durch die Basare der Strasse entlang Richtung Tempelanlagen. Es ist wortwörtlich ein Labyrinth – das Schöne in Haridwar ist, dass es noch alte Kolonialbauten gibt und super geniale alte Kaufmannshäuser – die Havelis, wie in Rajasthan. Das macht die Stadt interessant für mich. Einige Zeit später sitze ich an einer Imbissbude mit Blick auf den Ganges und den Tempelanlagen und schaue den Treiben bei einem Lassi zu. Unglaublich. Überall werden Blumen, Kokosnüsse, Kupfergefässe, Schalen, Becher etc. verkauft, alles nur um an den Zeremonien der Tempels, auch Chats genannt, teilzunehmen. Ich nähere mich den Heiligtümern, eines davon Triveni Ghat genannt, und schaue den gesamten Treiben von einer Brücke aus zu, denn für mich ist dieser Bezirk nicht begehbar. Die Menschen sitzen an Treppen, die in den Ganges führen und lassen sich mit wassergefüllten Kupfergefässen von ihren Verwandten mit Gangeswasser übergiessen. Einige gehen sogar mit Kleidern in den Fluss und tauchen unter. Eisenketten, an denen sie sich festhalten, verhindern, dass sie von den Stromschnellen des Ganges mitgerissen werden.
Ein absolutes Ereignis, dass man keinesfalls verpassen sollte. Diese Strenggläubigkeit zu ihrer Religion ist überwältigend. Allmählich wird es dunkel und auf der anderen Uferseite versammeln sich unzählige Menschen zur Abendandacht. Sie sitzen auf Treppen, die zum Ganges hinunter führen. In diesem Bereich bin ich erlaubt und ich mache mich auf, um den Leuten bei ihrem Bad zuzusehen. Da Wochenende ist, sind Inder mit ihren Familien aus ganz Indien angereist und sitzen in Gruppen zusammen. Polizisten versuchen das Ganze unter Kontrolle zu halten. Bei einem solchen Massenansturm ist es sehr empfehlenswert. Überall wird gedrängelt und geschubst. Eine Gruppe bietet mich, mich zu ihnen zu gesellen um Selfies mit ihnen zu schiessen. Ich folge ihrer Aufforderung. Irgendwann fängt die Andacht und die Abendzeremonie an, die Ganga Aarti genannt wird. Rund um die Chats versammeln sich Mönche, halten Feuerquellen in der Hand und fangen an zu singen. Ein hypnotisierender, einvernehmender Klang der die Menschen berauscht. Ihre Heiligtümer werden aus ihren anliegenden Chats zum Ganges getragen und verehrt. Überall Priester, die ihre Gläubige segnen. Viele baden im Ganges und lassen ihre Opfergaben, wie Blumenschiffchen mit Räucherstäbchen oder Gebetsbänder ins Wasser. Überwältigend. Mir schiessen Tränen in die Augen. Nach guten 45 Minuten ist alles vorbei und alle drängen sich über Brücken zurück nach Haridwar oder nach Hause. Ich mache mich ebenso auf den Weg zurück zum Hotel und riskiere, mich in den Nachmarkt zu werfen in der Hoffnung in diesem Labyrinth wieder herauszufinden. Kaum in meinem Zimmer, werde ich mit einem schrecklichen Lärm und Diskomusik aus dem bevorstehenden Schlaf gerissen. Ein Umzug. Ich stürme aus meinem Zimmer auf die Strasse um Fotos zu schiessen und ein Hotelboy bietet mir an auf seinem Motorrad den Hochzeitsumzug zu verfolgen. Aha. Eine Hochzeit! Der Bräutigam wird auf einem prompösen Wagen mit Pferden durch die Strassen gezogen und alle Jubeln. Ich erfahre, dass der Junge neben ihn sein neuer Anvertrauter ist. Was? Schwulenheirat? Ich habe da wohl irgendwas missverstanden! Wie auch immer, keiner kann mir bestätigen, was hier vor sich geht. Also bleibe ich in dem Glauben was mir erzählt wird. Egal…für mich geht es jetzt nach einem sehr eindrucksvollen Tag in die Heia.
Sonntag, 12.11.2017
Haridwar
Tempelhöhen – Basare – Tempelzeremonie – Bekanntschaft mit Engländern, die sich auf zu Dalai Lama machen und vieles mehr…
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
WENN DICH ETWAS BEGEISTERT, WARUM NUR EINMAL? NIMMT ES MIT, TIEF IN DEINEM INNERN – DIE ERINNERUNG DARAN WIRD DICH EWIG PRÄGEN!
Video:
Heiligtum Höhen – Haridwar
Video:
Hochzeitsumzug zur späten Stunde
Für mich geht es heute morgen zu einem der wichtigsten Tempelheiligtümer in Haridwar, den Daksha-Mahadevi-Tempel Eine Pilgerstätte auf einem Berg in 294 m Höhe. Man braucht zu Fuss ca. 1 Stunde bis man oben ankommt. Ursprünglich will ich eigentlich nach oben gehen und mache mich auf den Weg den Berg zu besteigen. Unterwegs komme ich erstmals durch ein Elendviertel Indiens, wo die Menschen noch unter Zeltplanen oder zusammengefallenen Häusern wohnen. Sehr schrecklich das alles zu sehen, vor allem wenn man nicht helfen kann. Aber die Menschen sind sehr freundlich und lächeln mir freundlich zu. Kleine Kinder spielen hinter einer Plastikfolie Kaufladen und haben zerfallene Puppen und kaputtes Spielzeug in der Hand und sind trotzdem glücklich. Wie rührselig. Als ich etwas später den steilen Weg zum Heiligtum sehe, entscheide ich mich für die Seilbahn. Sie sieht nicht sonderlich robust und sicher aus. Ein Plastikgehäuse. Da im Moment keine Schlange ist, kaufe ich mir ein Ticket, entscheide mich aber vorher Frühstück zu mir zu nehmen und geniesse einen leckeren süssen Lassi mit richtig viel Joghurt. Gesättigt mache ich mich auf den Weg zur Seilbahn. Ewig viele Inder warten. Kein Wunder – es finden enorme Sicherheitskontrollen statt und jeder einzelne wird auf Waffen, Messer etc. untersucht. Es dauert ziemlich lange, bis ich letztendlich in der Seilbahn mit einem indischen Paar sitze und die genialen Ausblicke auf Haridwar und den Ganges geniesse. Oben angekommen, geht es zu wie in einer Rinderzucht. Nachdem ich die Schuhe ausgezogen habe, muss ich mich an einer langen Schlange anstellen. Wenn hier viel los ist, werden die Menschen in verschiedene Gänge eingeteilt – keine Ahnung nach welchem Motto, wahrscheinlich die Inder mit Opfergaben kommen in eine andere Schlange als die ohne. Ein Bildschirm zeigt die Heiligenfigur des wichtigsten Altares und Menschen, die ihr Opfergaben bringen, während die anderen geduldig warten und auf den Bildschirm mit Life Übertragung starren bis sie an der Reihe sind. Die Tempelanlage ist so überlaufen, dass man sich gar nicht so recht auf die Gottheiten konzentrieren kann. Die Inder geben ihre Gaben und Geld ab, werden gesegnet und ziehen weiter. Keiner darf sich lange vor den einzelnen Tempeln aufhalten. Die Polizei weisst einem weiter. Fotos sind absolut verboten. Massenanbetung ohne Zeit und dafür stundenlang warten.
Fazit: Vom Tempel und seinen Gottheiten sehe ich nicht viel. Der Menschenansturm ist einfach zu gross. Um ein bisschen Bewegung zu haben, laufe ich vom Tempelberg zurück nach Haridwar. Schwitz. Ein Lemon Soda sättigt meinen Durst. Kurze Zeit später bin ich wieder in Haridwar und streife durch den Lebensmittelmarkt, dieses Mal mit einem Teleobjektiv, um die Menschen besser ins Visier zu nehmen. Spannend was hier alles passiert. Viele Holy Men, die Spenden sammeln und eine riesige Kuh, die den Weg versperrt und keiner getraut sich, sie wegzuscheuchen. Mopedfahrer stoppen und kehren um, weil sie nicht an ihr vorbeikommen, Rikschafahrer lassen ihre Kunden aussteigen, weil sie ebenso die Kuh nicht aufschrecken möchten. Man sieht mal wieder die Heiligkeit einer Kuh in Indien. Als einer die Kuh dann letztendlich mit einem Stock wegscheuchen will, steht sie auf, lässt flüssigen Kuhdung von sich, der dem Mann ins Gesicht spritzt und der letztendlich den Weg umpassierbar macht. Ich amüsiere mich still in einer Ecke und schiesse Fotos mit meinem Teleobjektiv. In der Nähe der Zeremoniestätte lerne ich zwei Engländer aus Wales kennnen, Steve und Lolita. Wir gehen zusammen zur Tempelzeremonie und geniessen sie in vollen Zügen. Diese Mal ist sie noch eindrucksvoller als ein Tag vorher. Wahrscheinlich liegt es daran weil Wochenende ist. Ich nehme auf alle Fälle die besten Erinnerungen mit, weil die Musik und das ganze Drum Herum hat sich tief in mir eingeprägt. Genau das, was ich gedanklich in meinem Herzen von Indien mitnehmen wollte. Steve und Lolita haben hingegen ein ganz anderes Vorhaben, was sie mir beim Abendessen erzählen: Sie wollen Dalai Lama in Person sehen und machen sich morgen auf den Weg nach Dharamsala. Ich bin mal gespannt ob die beiden das Glück haben, was ich ihnen von Herzen wünsche. Steve war ihm schon mal begegnet und hofft darauf, wieder das Glück zu haben. Wir verabschieden uns und auf dem Heimweg begegnet mir wieder der Hochzeitsumzug. Über tausend geladene Gäste – wer kann sich eine solche Hochzeit denn leisten? Die Frage einer Schwulenhochzeit bleibt unbeantwortet – ist ja eigentlich egal, aber denkbar merkwürdig in einem Land wie Indien. Mein Bett ruft – morgen geht es weiter nach Rishikesh.
Montag, 13.11.2017
Haridwar – Rishikesh
Fahrt ins Tal der Ashrams – Erkundung Rishikesh – Bootsfahrt – Tempelzeremonie – Nachtmarkt – unter uns
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES, ZU EINEM DER ZIELE, DIE NUR GUTES VERHEISSEN:
RISHIKESH: BEKANNT FÜR AUSSTEIGER, HIPPIES, GURUS, HINDUS ETC…DER PLACE TO BE FÜR ERLEUCHTUNG UND WIEDERFINDUNG WELTWEIT! SELBST DIE BEATLES WAREN 1969 HIER!!! ICH BIN NEUGIERIG UND GESPANNT, WAS ERWARTET MICH & WELCHE ÜBERRASCHUNGEN BIETEN SICH HIER FÜR MEIN ICH?
On the road again – nach einem Sari Kurzentschluss Kauf, einen für den täglichen Gebrauch, nichts da 1001 Nacht – und einem verspäteten Frühstück, bringt mich ein Rikscha Fahrer zur Bushaltestelle und ich steige Sekunden später in einen alten Bus, gefasst auf eine hopplige Reise. Erstaunlicherweise geht alles schnell über die Bühne. Die Strasse ist in einem sehr guten Zustand und das Landschaftsbild ist super schön. Ich bin fasst ein wenig traurig, als ich bereits nach einer Stunde am Ziel bin. Ein Tuk Tuk bringt mich in die Berge – immerhin heisst mein Hotel nicht umsonst das „Swiss Hill Top Resort“. Um etwas bin ich jetzt allerdings schlauer:
Wenn es hoch hinauf geht kein Tuk Tuk zu nehmen, denn die setzen einem auf der Hälfte der Strecke ab, weil sie es angeblich einfach nicht schaffen oder kein Bock haben einem vor der Türe abzusetzen. Ich schleppe mich den Berg hoch, der gesäumt ist mit vielen kleinen Hotels.
Treppen. Bis ich schliesslich nach langer Rumfragerei dort bin wo ich sein sollte. Der Rezeptionist namens WIR, wieder mal ein weiterer Verehrer, der meine Augen ganz klasse findet, führt mich zu meiner „Suite“ mit Ausblick auf die Berge. Vom Bett aus eine herrliche Aussicht und auf ein Grossbildfernsehen. Eine kleine Lobby mit Schaukelstuhl und einer Sitzecke ist auch vorhanden. Sogar ein Wasserkocher. Wow. Er präsentiert mir ganz Stolz mein Zimmer und will gar nicht gehen. Mensch Meier – schon mal was von Privatsphäre gehört? Kurz ist er weg und schon wieder steht er da und erklärt mir ewig lang den TV. Schnell frage ich ihn nach einem Esslokal, entschuldige mich, lasse ihn stehen und düse los um was zu essen. Heute gibt es Porridge – es gibt Tage, da kann ich das indische Essen einfach nicht sehen…zumindest nicht zum Frühstück. Ich werde gleich meine Umgebung erkunden. Das Hotel liegt am Berg und ziemlich ausserhalb von Rishikesh – aber wie ich sehe sind drum herum andere Hotels und Restaurant. Wie eine kleine Gemeinde am Berghang. Süss. Auf dem Weg ins Ort, der steil den Berg hinunterführt, begegne ich zwei Engländerinnen: Sarah und Joe. Sie sind seit einer Woche auf Reisen und wollen insgesamt 5 Monate unterwegs sein. Wir verstehen uns auf Anhieb und nehmen uns vor, zusammen auf Erkundung zu gehen. Recht ungewöhnlich nicht sein eigener Rhythmus nach so langer Zeit zu gehen. Die beiden bleiben echt überall stehen, an jedem Souvenirstand. Wir entdecken ein Boot, mit dem man auf die andere Uferseite übersetzen kann. Eine ganze Ewigkeit, bis wir im Boot sitzen. Die beiden kaufen fleissig Ohringe, Armreifen, Münzen und Anhänger von fliegenden Händlern ein – das kann ja noch lustig werden.
Auf der anderen Uferseite geht es so weiter. Ziemlich amüsant das Ganze. In Rishikesh finden auch jeden Tag in verschiedenen Tempeln Zeremonien statt. Wir kommen an dem bekannten Parmath Niketan Tempel vorbei. Es ist ca. 17:45 Uhr. Eine Zeremonie ist bereits im Gange. Es sitzen unheimlich viele junge, in gelb gekleidete, ausnahmsweise nicht kahlgeschorene Mönche auf Treppen, die zum Ganges runter führen. Direkt auf einem Plateau sitzt ein Priester mit seinen Lehrlingen des Ashrams – was dieses Mal Touris sind, und hält eine Andacht ab.
Während der Andacht werfen seine Lehrlinge etwas in die Feuerquelle, die in ihrer Mitte liegt.
Es erklingt Tempelmusik und Gesang von den Mönchen. Einfach paradiesisch, mythisch und wunderschön. Das ganze versetzt einem richtig in Trance. Viele lassen kleine Bananenblätterbötchen mit Blumen und Räucherstäbchen und einer brennenden Kerze in den Ganges, in der Hoffnung, dass Ihre Gebete erhört werden. Einige waschen sich im Ganges. Die Zeremonie ist ein wenig privater als in Haridwar und nicht mit so vielen Menschen aber mit umso mehr Touristen. Nach guten 1,5 Stunden ist der ganze Zauber leider vorbei. Wir schauen uns den angrenzenden Ashram dazu an. Mysteriös und genau das, was ich mir unter einem Ashram vorstelle: sehr gepflegt und alles in Gelb gehalten. Drumherum viele, viele Tempelanlagen und Gänge, in denen viele Zimmerchen für die Ashrambesucher sind. Ich kann mir richtig vorstellen, hier für einige Tage Einkehr zu finden, man muss sich allerdings vorher dafür schriftlich bewerben, da auch in Indien sämtliche Gelder von Ashrambesuchern von den Mitarbeitern unterschlagen werden. Mit email Korrespondenz will man sicher gehen, dass die Besucher nach einer schriftlichen Bestätigung vorregistriert und die Einnahmen besser kontrolliert werden können. Bei der Anreise werden oft Gelder angenommen, ohne dass sie weitergeleitet werden, erklärt uns ein Mönch. Morgen schreibe ich sie gleich mal an, mal sehen was sie sagen und was für ein Programm angeboten wird. Vielleicht ist es auch gar nicht möglich nur ein paar Tage hier zu bleiben. Sieht ganz so aus, als ob man sich hier länger verpflichten muss, dass das Ganze überhaupt Sinn macht.
Auf dem Weg zurück entdecken wir noch ein leckeres Dachrestaurant mit Blick auf den Ganges.
Über die Brücke machen wir uns auf dem Weg zurück zu unseren Hotels und ein Tuk Tuk setzt uns vor dem Berghang zu unseren Hotels ab – keiner will hier von denen anscheinen hoch fahren. Schwitz. Ein Abschlussdrink mit Blick über das Gangestal und morgen sehen wir uns wieder zum Frühstück. Ein schöner Tag in netter Gesellschaft – ich habe mich schnell wieder daran gewöhnt, wenn es auch am Anfang ein wenig erschwerlich war…
Dienstag, 14.11.2017
Rishikesh
Frühstück auf englische Art – Erkundung Rishikesh auf anderen Wegen – gewagtes Mittagessen – Souvenirjagd – entspannen unter Sternen
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
ZURÜCKLEHEN & ENTSPANNEN UND ALLES RUHIG ANGEHEN LASSEN – ALLES LEICHTER GESAGT ALS GETAN! TIEF DURCHATMEN! JA, DAS MUSS ICH NOCH LERNEN UND ES FÄLLT MIR SEHR, SEHR SCHWER! ICH SUCH IMMER NACH AKTIVITÄTEN UND ERLEBNISSEN UND KANN EINFACH DIE BEINE NICHT STILL HALTEN. VIELLEICHT BIN ICH DESWEGEN HIER, UM DIE INNERE RUHE ZU FINDEN? IN DER KURZEN ZEIT FINDE ICH SICHERLICH NICHT MICH…WENN ICH AUCH AN DEN ORTEN DER WELT BIN, WO ALLES MÖGLICH SEIN SOLL.
ABWARTEN UND TEE TRINKEN. WUNDER GESCHEHEN JEDEN TAG!
Ausschlafen und aufwachen mit einem herrlichen Blick auf die umliegenden Berge! Weg vom Lärm und Gehupe Indiens, das einem teilweise richtig auf den Keks gehen kann. Hmmm, das grosse Bett ist himmlisch bequem und ein herrliches, goldenes Licht verheisst einen wunderschönen Tag. Immer mit der Ruhe – eine Tasse Kaffee und alles ruhig angehen lassen.
Ich sitze in meiner „kleinen Suite“ in meiner Lobby und geniesse die Aussicht! Ich habe mich allmählich daran gewöhnt, dass ich in Indien überall Verehrer habe…aber es bin nicht ich, die Inder stehen hier auf jede Ausländerin. Mal ganz ehrlich, ab und zu tut es auch ganz gut mal wieder umschwärmt zu werden! Ich bin mit dem Engländerinnen Sarah und Joe zum Frühstück verabredet. Sarah sitzt schon in dem Gartenrestaurant ihres Hostals. Echt schnuckelig und mit einem netten Ausblick auf die Berge, dem Ganges und Rishikesh. Ich merke, dass bei den beiden die Uhren anders ticken – ziemlich ruhig und gemässigt, nicht so wie bei mir. Hier muss ich nach 3 Wochen Geduld üben, auf andere zu warten. Die ganze Zeit ging ja alles nach meiner Schnauze und ich musste keinen Fragen. Es braucht ewig, bis Sarah endlich sich für ihr Frühstück entschlossen hat. Joe kommt dazu und braucht nochmals doppelt so lange. Sarah die gesamte Zeit mit ihrem Mobil am surfen und Joe wollte nach einer Tour sich erkundigen und ist plötzlich weg. Irgendwie sind die beiden heute auf einem anderen Stern als gestern oder ich. Wer weiss? Diese Gelassenheit macht mich allerdings wahnsinnig und da die beiden immer noch keine Pläne für heute haben, entscheide ich mich alleine loszuziehen als länger zu warten – zwischenzeitlich ist es immerhin 12 Uhr! Wir sitzen nun schon seit 3 Stunden beim Frühstück.
Am Abend wollen wir uns wieder treffen. Ich stürme los – immerhin brauche ich ja für morgen bis Sonntag eine andere Unterkunft und ich wollte mich nach einem passenden Ashram für mich umschauen – wenn ich schon im weltbekannten Rishikesh bin, dann sollte ich auch daran teilhaben, meine innere Ruhe zu finden! Ich gehe los auf die Suche. In meinem Reiseführer sind 3-4 Ashrams erwähnt, die super gut sein sollen. Der Hauptstrasse entlang suche ich nach Hinweisschildern – ich weiss ja so ungefähr in welche Richtung ich gehen muss. Keine Spur von dem was ich suche. Ich frage Einheimische. Sie weisen mir den Weg. Den falschen Weg und ich stehe super entsetzt vor einem super hässlichen Ashram, den ich mit einem gewissen Grusel begehe. Wie kann man hier unter Schutt und Asche mittendrin bei Strassenlärm und stillgelegten Häuserbauten und Ruinenfeldern seine Ruhe finden? Bei einer möglichen Erleuchtung übersieht man das wahrscheinlich alles und schwebt. Ich betrete die Rezeption um Erkundigungen einzuholen. Die Dame präsentiert mir eine Preisliste. 3 Tage Unterkunft mit Ayuveda Arzt, 1 x Massage, täglich Meditation und Yoga, stolze 275 US Dollar? Wow! Wer suche der findet – ich ziehe weiter Richtung Fluss durch verwinkelte Gässchen mit Kuhgestank und Mist und Pfützen. Mir kommen Touris und Hippies entgegen – sicherlich kommen die gerade von ihrem Ashram. Die sehen alle übertrieben andächtig aus. Als ich ein junges Mädchen fragen möchte, ob ich auf dem richtigen Weg bin, gibt sie mir nur ein Zeichen, dass sie ein Schweigegelübde abgelegt hat. Es kommt mir alles ein wenig übertrieben vor – so eine Art falscher Stolz – alle in ihren seltsamen Kluften und teilweise mit Kopftüchern. Ich frage mich plötzlich, will ich das wirklich? Tage eingeschlossen sein um mich zu finden? In der Stille zu einer Erkenntnis des „Ichs“ zu kommen? Meine zwei Wochen Rajasthan waren ja schon eine Art Meditation mit mir selber – war ja keiner grossartig zum Reden da ausser meinen Verehrern. Direkt an dem Ufer des Ganges ist noch so ein Ashram. Sieht ziemlich klein aus, wie ein Privathaus. Auf der Mauer sitzen ewig viele Affen. Das ganze spricht mich auch nicht besonders an. Um die Ecke kurz vor der langen Drahsteilbrücke auf die andere Uferseite des Ganges entdecke ich noch ein Ashram, der in meinem Reisehandbuch steht und super gut sein soll. Aber alles was man hier alles laut meinem Reisehandbuch unternehmen kann, ist nur noch auf Yoga beschränkt – hat sich seit 2002 ja einiges getan. Lach. Ich überquere die ca. 1 m breite und 500 m lange Brücke, die ein ganz klein wenig hin- und her schwingt. Wahnsinn. Hier auf der Brücke sind Massen von Menschen, Motorräder?, Kühe?, Affen? Es geht sehr eng zu. Keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen – das bin ich ja allmählich von diesem Lande gewöhnt, und ich schüttele nur den Kopf. Gegenüber ist der riesige, mehrstöckiger Lakshman Tempel…pyramidenförmig, ca. 13 Stockwerke. Man kann ihn bis nach oben zum Glockenturm begehen. Überall sind tausende von Götter angebracht, die auf dem Weg nach oben zu bestaunen sind. Heute ist nicht mein Tempeltag. Mein Kohldampf treibt mich in einen überdachten Essenstand oder besser gesagt Hütte, wo Dahl (Reisplatte) für ein Apfel und ein Ei zu haben ist. 50 Ruppies – 66 Cent. Viele Einheimische drängen sich auf einer Bank. Wieso eigentlich nicht? Wird wahrscheinlich eine scharfe Angelegenheit. Zu meinem Erstaunen ist es super lecker, wenn auch scharf, aber nicht so extrem wie sonst! Wow! Klar, finden die Inder daran Gefallen, mich hier aufzufinden und es gibt duzende von Selfies mit mir. Ich locke anscheinend auch die Touris an, denn als ich gehe, ist die Bude zu 50% mit Touris gefüllt, wo vorher nur Inder sassen. Wenn Ihr die Essensbude sehen könntet, würdet Ihr verstehen, warum hier nur Einheimische essen. Manchmal braucht man eben etwas Mut und seltsamerweise sieht hier alles sehr hygienisch und appetitlich aus. Ich gehe Richtung Rishikesh direkt am Ufer des Ganges entlang. Ewig viele Souvenirläden. Zeit zur Souvenirjagd. Seit ich in Indien bin, habe ich ausser in Delhi mich nie so richtig umgeschaut. Allerdings bekommt man hier mehr Tourikram als irgendwo sonst und die richtig schönen Dinge leider nicht mehr wie super schöne handgearbeitete Decken, Bettüberwürfe oder die Saris von 1001 Nacht. Alles was hier angeboten wird, ist der „Kruscht“, den wir auch in Deutschland bekommen. Nur eben 70% günstiger! Es grämt mich ein wenig, dass ich nicht vorher zugeschlagen habe, aber wofür braucht man das ganze Zeug den auch? Irgendwann hören die Läden auf und ich nehme einen kleinen Pfad, der direkt am Ganges entlang geht – weitab von der Strasse vorbei an einer Schule, wo Kinder in Reih und Glied in Uniform auf dem Hof stehen und Lieder singen. Super schöne Stimmen. Ich rausche vorbei – ich will hier ja keinen ablenken und möchte nicht gesichtet werden. Ein kurzer Schnappschuss und das war es. Der Weg ist super romantisch. Es gibt schöne, alte viktorianische Bänke am Ufer mit Blick auf den Ganges. Loverpoints würden da meine Reiseleiter sagen. Das ist übrigens das meist gefallene Wort auf meiner Indienreise. Loverpoints. Indien ist voll davon! Grins! Schattenspendende Bäume und schöne Gärten mit Obst- und Gemüseanbau säumen sich entlang der „Uferpromenade“ mit super schönen Ausblicken auf die Berge ringsum und den Ganges, der hier türkisblau ist und wirklich zum baden einlädt. Na, ich weiss nicht so recht… In einigen sind Hütten, in denen die Holy Men wohnen. Die sitzen da gelangweilt rum und rauchen vor sich hin. Aha, da landen also unsere Spendengelder…Kurze Zeit später komme ich zu dem Punkt, wo wir gestern mit dem Boot von der anderen Uferseite angekommen sind. Ich mache eine kurze Pause um einen Mango Lassi in dem Dachrestaurant vom Tag zuvor zu trinken und mache Bekanntschaft mit Mutter Barbara und Tochter Jean, die schon seit 3 Wochen Thailand, Kambodscha und nun Indien bereisen und auf den Weg nach Dharamsala sind, dem Sitz seiner Heiligkeit des Dalai Lamas. Wir tauschen uns aus. Sie bleiben bei der Zeremonie Parmath Niketan Tempel und ich mache mich auf den Weg nach Hause. Ich setze mit dem Boot auf die andere Uferseite über. Zwischenzeitlich hört man viel Musik aus sämtlichen Tempeln. Es finden Zeremonien statt, wobei einige allerdings nicht von Touristen besucht werden dürfen. Ich schaue von aussen einer solchen Zeremonie in einem verwegenen Garten zu. Ca. 40 junge Mönche stehen in Reih und Glied auf einer Terrasse vor dem Ganges und singen. Göttlich. Es ist einfach schön ganz entspannt und ohne Uhrzeit zu sein. Den richtigen Ashram für mich hab ich allerdings immer noch nicht gefunden…Der weitere Weg zurück erschwert sich ein wenig – Stromausfall…
Mittwoch, 15.11.2017
Rishikesh
Auf der Suche nach meinem Reikimaster – Trekking zum Wasserfall – Starbuckscafe auf Umwegen – Bier ohne Grenzen
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
NICHT GRÜBELN – DAS GRÜBELN EINFACH SEIN LASSEN: DER MENSCH DENKT, GOTT LENKT!
MAN MUSS EINFACH LERNEN, SPONTAN ZU SEIN UND DAS KOPFDENKEN WEGLASSEN. SICH EINFACH VOM HERZEN UND VON SEINEM GEFÜHL TREIBEN LASSEN.
Die Engländerinnen schlafen mir einfach zu lange. Den Koffer gepackt und bereit zu Mamas Cottage 500 m weiter umzuziehen, weil es dort geschlagene 10 Euro günstiger pro Nacht ist, mache ich mich auf eigene Faust auf den Weg um meinen Reikimeister auf den Plakat zu finden. Um 10:30 Uhr will ich wieder zurück sein. Auf zur anderen Uferseite, denn die habe ich noch nicht ganz erforscht. Unterwegs nehme ich noch ein nettes indisches Frühstück mit Massala Tee mit Blick auf den Ganges zu mir. Nur ein wenig abseits vom Trubel wird es hier richtig grün und man hat direkt Zugang zum Ganges. Hier gibt es richtige Sandstrände und riesige Felsen. Würde man das Drumherum vergessen, so könnten dies die Seyschellen sein. Zur frühen Morgenstunde ist auch endlich mal die Hängebrücke frei von jeglichen Verkehr und es tummelt sich mal ausnahmsweise nicht Gott und die Welt hier rum wie Kühe, Affen, Motorräder etc. Nach langen hin- und her Gefrage finde ich dann den Weg zu dem Reiki Meister. Er ist leider nicht da aber sein Assistent ruft ihn an und der Meister möchte mich nach einem kurzen Telefonat besser in Person kennenlernen. Ich sage zu, und er bittet mich, morgen um 14 Uhr wieder bei ihm zu sein. Natürlich. Das hört sich schon äusserst vielversprechend und persönlich an. Ich werde ernst genommen. Mal sehen, was wir tun können. Den Reiki Grad 1 und 2 habe ich ja bereits – zum Meister bleibt mir zu wenig Zeit. Ich stürme zurück zu den Engländerinnen, nehme mit ihnen mein zweites Frühstück mit ihnen ein und ich erzähle ihnen von meinem Reiki Vorhaben. Erst Mal schauen, was passiert und dann einen Entschluss fassen. Auf dem Weg dorthin begegne ich Wir, meinem Verehrer vom letzten Hostal, der mich auf seinem Motorrad bis zur Hängebrücke mitnimmt. Glück gehabt. Um 14 Uhr empfängt mich der Reiki Meister in seinem Raum, der mit rosaroten Vorhängen abgehängt ist. Er sitzt wie ein Gott in Weiss vor mir, seine warmen Augen lächeln mich an und mein Schluss ist bereits gefasst: Dieser Mann wird mein nächster Reiki Master. Spirituell und mit seiner herzlichen Art und grossem Herzen nimmt er meine Aufmerksamkeit ganz in Anspruch. Er gibt mir Reiki und nimmt mich in seine Arme. Innerhalb von kürzerster Zeit, weiss er was in mir vorgeht und weswegen ich hier bin. Mein heutiges Motto ist ihm gewidmet. Ich gehe mit einer solchen Glückseligkeit in meinem Herzen und schwebe wortwörtlich zurück zu meiner Verabredung mit den Engländerinnen. Kurze Zeit später treffe ich per Zufall meinen Engländerinnen. Ich erzähle ihnen begeistert, dass ich ab morgen um 11 Uhr Reiki haben werde und sie wollen um 13 Uhr mich abholen und sich ebenso erkundigen. Heute ist erst Mal ein Tag zum entspannen und wir entscheiden uns, die Wasserfällle Neer Garh ausfindig zu machen. Auf den Weg dorthin begegnen wir Matt aus Wales, der uns begleitet und ein wilder Hund, der uns vor anderen Hunden bellend beschützt. Tolle Sache. Zuckerrohrsaft als Wegzehrung, der war wirklich gut. Nach einem Weg von ca. guten 1,5 Stunden der Strasse entlang und steil durch den Tropenwald wird unser Gewaltmarsch belohnt: Der Wasserfall – wie eine unwirkliche Filmkulisse ist er vor uns und fällt in die unendliche Tiefe. Vor uns ein Plantschbecken, in dem der Wasserfall fällt, bevor er über einen Felsen sich weiter nach unter erschüttet. Eine willkommene Erfrischung nach der schweisstreibenden Tour bergauf. Wir stürzen uns wortwörtlich in die Fluten und geniessen das eiskalte Nass. Ein Traum. Schwer uns von hier zu trennen, aber es wird bald Nacht wir wollten vor dem Dunkelheitseinbruch zurück sein. Es gibt sogar „Starbucks Cafes“ in Indien – an einer alten Hütten Hütte mit Starbucks Werbung machen wir kurz Rast um einen Chai zu trinken, bevor es zurückgeht. Den Rest des Abends verbringen wir im Roadstop, einem Einheimischen Lokal, in einem privaten Raum um Bier zu trinken – den Alkohol ist hier verboten. Ich begnüge mich mit einem Ingwertee und bin plötzlich super erschöpft – die erste Nacht in Mamas Cottage. Mal sehen was mich morgen mit meinen Reiki Master Parveen erwartet. Ich freue mich total, ihn kennenzulernen und eventuell eine Entscheidung zu treffen, durch ihn in weitere Geheimnisse des Reikis eingeführt zu werden.
Donnerstag, 16.11.2017
Rishikesh
Morgenstund hat Gold im Mund – Frühstück am Ganges – Zwiegespräch mit meinem Reikimaster – Fit durch Yoga – Ashram & Mönche – Parmarth Niketan Tempel Zeremoni und Privataudienz beim Guru
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
LEBE DEINE TRÄUME – TRÄUME DEIN LEBEN!!!
THE MIND IS EVERYTHING – WHAT YOU THINK YOU BECOME!!!
Es fällt schwer früh aufzustehen, aber wenn man erst mal unterwegs ist und mit einem das Leben um einen herum wach wird, dann macht es so richtig Spass! In den Morgenstunden ist es hier noch richtig frisch und es hängt noch der Nebel in den Bergen. Man hört auch noch nicht das Gehupe und ausnahmsweise mal die Vögel. Ich bin im Eilschritt unterwegs, denn um 11 Uhr beginnt mein Reiki. Noch Geruhsam ein Frühstück am Ganges damit ich fit bin und los geht’s. Mein Reikimaster ist noch nicht da und ich warte ungeduldig auf ihn am Empfang. Sein Assistent nimmt meine Daten auf. Und da steht er vor mir – Garvenn, ganz in Weiss gekleidet.
Alles was in den nächsten Stunden passiert, berührt mich ohne Ende. Ich sitze mit tränenden Augen vor ihm. Er hat mir soviel mitzuteilen. Soviel, was in meinem Leben wichtig ist. Er gibt mir Reiki und öffnet meine Energiekanäle. Seine Warmherzigkeit und Sanftmut berühren mich.
Ich fühle mich in den besten Händen. Mehr möchte ich nicht dazu sagen – das gibt zu viel über mich Preis und ich sage nur eins: Für mich ist er MEIN Reikimeister und ich erkläre ihn in dem Moment wo er vor mir sitzt zu meinem spirituellen Führer. Weissheit, Liebe, Vollendung – alles in einem. Als ich gehe, nimmt er mich in den Arm und steht an der Türe und beobachtet mich wie ich die Treppen hinuntergehe und die Reikischule verlasse. Das hat was sehr Anmutiges an sich. Wie ein Schutzengel, der sicher sein möchte, dass ich heil des Weges bin. Meine beiden englischen Girls warten bereits am Empfang der Reikischule – also doch, sie interessieren sich und wollen eventuell am Reiki Grad 1 teilnehmen. Sie begeben sich zu Garvenn und ich mache mich auf dem Weg nach draussen. Nachdenklichkeit ist angesagt. Ich setze mich an den Ganges und denke über sehr viel nach und über seine Worte. Die Zeit, die ich mit ihm haben werde, werde ich in vollen Zügen geniessen und alles wahrnehmen um mich selber neu oder wieder zu entdecken. Nichts ist jetzt wichtiger als da. Per Zufall treffe ich Sarah und Jo. Sie sind begeistert vom Reikimeister, bedanken sich bei mir und wollen sich jedoch noch ein Tag Zeit nehmen um darüber nachzudenken, ob sie den Reiki Grad 1 machen möchten. Wir nehmen kurz darauf bei meinem Lieblingsimbiss einen Thali Lunch zu uns und wir machen uns auf zum Yogaunterricht im Ashram Parmarth Nikita, der gegen 16 Uhr beginnen soll. Die Mädels lassen sich aber wirklich Zeit, wenn wir rechtzeitig da sein möchten dann müssen wir echt im Eilschritt gehen. Ich zeige ihnen den netten Weg, den ich am Tag vorher entdeckt hatte, ohne Souvenirläden und Krims Krams in der Hoffnung pünktlich zu sein. Leider sind wir 15 Minuten zu spät. Bis wir den Yogaraum finden vergehen nochmals 5 Minuten. Das Yoga bestätigt sich in kürzester Zeit für mich als undenkbar. Als Schlange bin ich nicht geboren – so gewindig bin ich nicht. Ich gebe den Mädels kurz bescheid, dass ich auf sie warten werde und verlasse das Yoga. Von wegen eine Art Meditation. Im Garten des Ashrams kommt dann wieder mein Mönch zu mir, der so sehr dem Dalai Lama ähnelt. Seine weisen Worte begeistern mich. Er meint ich sei ein sehr glücklicher Mensch und mit meiner Offenheit würde ich den richtigen Weg finden, was er mir sehr vom Herzen wünscht. Das passt ja heute wieder alles mal zusammen! Kurz darauf stehen schon die Mädels vor mir und wir beschliessen, heute mal wieder an der Tempelzeremonie des Ashrams teilzunehmen und siehe da, es wird eine ganz besondere Zeremonie. Der Guru hochstpersönlich ist heute anwesend: Pujya Swami Chidanand Saraswatiji. Tausende Menschen tummeln sich um ihn und jeder will einen Selfie mit ihm. Als der ganze Trubel vorbei ist, begleiten wir ihn einfach zu seiner privaten Audienz, in der er Rede und Antwort zu Fragen steht. Wir verstehen natürlich kein Wort – aber immerhin…für mich der 2 Guru für heute. Mein Reiki Meister und dann er. Zwei eindrucksvolle Persönlichkeiten. Ich kann mich glücklich schätzen! Wir gehen noch mit einem Neuseeländer, den wir vor der Audienz kennengelernt haben zu Abend essen und er begleitet uns mit dem Taxi nach Hause. Genug für heute. Morgen wird ein neuer spannender Tag sein und ich super gespannt auf meinen morgigen Reikitag.
Freitag, 17.11.2017
Rishikesh
Ganges, der heilige Fluss – Reiki, spirituelle Begegnung Teil 1 – Reiki, mit Händen heilen Teil 2 – Parmarth Nikitan, Zeremonie & beten mit dem Guru – Segnung vom Mönch – Reiki auf amerikanisch
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
BE IN BALANCE WITH YOUR MIND AND HEART!
Ich liebe es heute aufzustehen – schliesslich warten auf mich meine Reikistunden mit Parveen.
Göttlich und gespannt, was mich heute erwartet. Aber was auch immer passiert, ich weiss es jetzt schon, dass es was ganz Besonderes wird. Mehr möchte ich dazu nicht sagen – es ist was sehr persönliches. Wir führten äusserst tiefgründige Gespräche. Wie es sich bei meinen Reikistunden herausstellt, ist die europäische Form doch etwas anderes als die asiatische. Der Ablauf ist komplett anders. Ich werde eingeführt in die asiatische Form und auch in die Berührungspunkte der Selbstheilung, die mir bisher so nicht bekannt waren. Meine Aufgabe ist, bis morgen diese neue Art von Reiki für mich an den Engländer zu üben oder an sonst einer glücklichen Person. Da bin ich aber mal gespannt! Wieder umarmt mit Parveen zum Abschied, führt mich zum Ausgang und schaut mir zu, wie ich die Treppen runtergehe. Wie ein Schutzengel. Zum Entspannen und besinnen nach dem Reiki tut nun auf alle Fälle erst mal die Zeremonie am Parmarth Nikitan Tempel gut! Ich mache mich nach dem Reiki, das um 15 Uhr beendet ist, auf den Weg dorthin. Und was für ein Zufall: Der Guru gibt heute höchstpersönlich eine Andacht – dieses Mal auf Englisch, endlich kann ich auch mal was verstehen. Er redet über Frieden und Glaubensvereinigung. Dass hier sämtliche Nationen & Religionen sich vereinigen und dass er sich Weltfrieden wünscht und vieles mehr. Die Tempelmusik hypnotisiert einem regelrecht und ist einfach traumhaft schön! Sie lässt einem in einer komplett anderen Welt schweben und träumen! Und wieder einmal meine Begegnung mit dem Mönch nach der Zeremonie und er segnet mich. Auf dem Heimweg unter dem Sternenhimmel fragt mich dann ein Inder nach dem Weg zu seinem Hotel. Woher soll ich das wissen? Wie auch immer, wir kommen ins Gespräch. Er lebt in Amerika und braucht eine Auszeit. Ich erzähle ihm von meinem Reiki und biete ihm an später Reiki zu geben oder besser gesagt auszuprobieren. Er sagt zu. Und so gebe ich ca. 2 Stunden Reiki an meinem Versuchskaninchen. Wahnsinn! Es funktioniert – wenn es auch eine Umstellung ist vom ganzen Ritual her. Trotzalledem bin ich irritiert – bei diesem Mann sind einfach alle Berührungspunkte warm, was bedeutet, dass er komplett in einer nicht so guten Verfassung ist – das kann eigentlich nicht sein. Ich spreche ihn danach auf eins, zwei Punkte an und der Mann bricht in Tränen aus – er fühlt sich seelisch und moralisch am Ende und sieht kein Sinn im Leben mehr. Ich bin erstaunt, dass ich das erfühlen konnte. Zumindest ist er jetzt sehr relaxt und nimmt sich vor, einige Dinge in seinem Leben zu ändern und das eventuelle Gespräch mit meinem Reiki Meister zu finden. Ich wünsche ihm viel Glück, möchte mich aber nicht weiter darauf einlassen, weil er fühlt sich sehr von mir angezogen und will mit mir weiterreisen? Hilfe – ich bin sehr glücklich alleine bis wirklich der Richtige kommt. Das ist mir zu kompliziert und zudem bin ich kein Physiologe – Sorry.
Trotzalledem – jetzt weiss ich, dass die neue Reikimethode funktioniert. Morgen werde ich Garvenn stolz berichten können.
Samstag, 18.11.2017
Rishikesh
Morgenspaziergang zum Ganges – Reiki Mind & Heart – typisch Thali – entspannen am Flussufer des Ganges – Sonnenuntergang am Ganges – Zeit für mich
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
ICH MUSS LOSSLASSEN UM WEITERZUZIEHEN UND UM MICH ZU FINDEN, BEVOR ICH DIR WIEDER BEGEGNEN KANN…
Es ist keine Routine für mich jeden Morgen zur Reiki Stunde zu gehen. Es ist ein Weg in ein anderes Bewusstsein! Auf dem Weg dorthin, geht mir alles mögliche durch den Kopf – aber am meisten freue ich mich auf unsere Begegnung – dem Reiki Meister und mir. Seine Weissheit und Tiefgründigkeit eröffnet jedes Mal ein neues Tor in meine innere Wahrnehmung. Eigentlich sehr logisch was er sagt und eigentlich weiss ich es…aber es immer wieder schön zu wissen, dass man auf dem richtigen Pfad ist. Wir gehen zusammen die Reikisymbole zur Heilung durch und danach lässt Parvenn mich heute meine neuen Reikierfahrungen an ihm ausprobieren. Vorher habe ich selbstverständlich von dem jungen Inder erzählt und er war erfreut. Garvenn liegt unter seiner Kuscheldecke und ich darf ihn berühren. Er lässt es zu.
Wieder einmal spüre ich überall Wärme – beim aller ersten Mal waren es nur seine Augen und Knie – dieses Mal sein ganzer Körper. Vielleicht bin ich so nervös, weil ich zum ersten Mal das Erlernte an meinem Reiki Meister ausprobieren darf? Er ist sehr angetan von der übertragenen Energie. Als ich ihn darauf anspreche, dass ich eine super Wärme an den Reikizonen an seinem Körper empfand, geht er nicht darauf ein. (?) Was auch immer das zu bedeuten hat. Wieder steht er an der Türe und schaut mir nach als ich gehe. Es fällt mir schwer zu gehen. Er hat so was magisches, besonnenes an sich – am liebsten würde ich ihn einpacken und mitnehmen. Für mich gehört er bereits in mein Leben – mein Allwissender. Mein Reikimeister…Es schiessen mir Tränen ihn die Augen – das sind heute die letzten Stunden mit ihm gewesen…er bietet mir an, wenn Fragen sind ihn nochmals zu sehen. Jetzt brauche ich erst mal Zeit für mich alleine. Ich sitze im Cafe neben an und kann kaum noch die Tränen zurückhalten. Eigentlich müsste ich glücklich sein…sehr glücklich..Ich habe das Gefühl, dass der Kreis nicht geschlossen ist. Während ich am Ganges sitze und den Sonnenuntergang beobachte, beschliesse ich, ihn zu bitten mich nochmals zu sehen. Er sagt zu. Morgen heisst es dann entgültig Abschied zu nehmen. Kurz darauf treffe ich mich mit den Mädels und wir sitzen noch lange in einem Cafe mit Blick auf die Berge und Rishikesh und reden über uns und unseren Erfahrungen während des Reikis…ich bin nicht alleine…
Sonntag, 19.11.2017
Rishikesh
Morgenmeditation – Frühstück am Ganges – Reikimaster Parvenns Segnung – Streifzüge durch Rishikesh – letzte Tempelzeremonie & Beatles Ashram – Abschied von meinen Mädels
MEIN MOTTO DES HEUTIGEN TAGES:
MEIN HERZ HAT SICH GEÖFFNET – IN MANCHEN SITUATIONEN LÄSST MAN KEINE GEFÜHLE ZU UND NUR GEDANKEN – MANCHMAL IST ES BESSER 100% MIT HERZ & VERSTAND DABEI ZU SEIN ALS EINÄUGIG DURCH DIE WELT ZU GEHEN! ABER ZU ALLER ERST:
LIEBE DICH SELBER, LASS ES ZU!
In langsamen Schritten mach ich mich auf zur anderen Uferseite. In meinem Lieblingscafe direkt am Ganges nehme ich mein Frühstück zu mir. Super kühl draussen. Da frage ich mich, wie diese Cafe „Hütte“ ohne Fenster im Winter seine Besucher warm hält. Es windet und die Ventilatoren brauchen keinen Strom um sich zu drehen. In eine Wolldecke gewickelt, die mehr aussieht aus als ein Putzlappen, aber immerhin hält sie mich warm, sitze ich auf einem Kissen auf dem Boden gegen die Bambuswand gelehnt. Weitere Tische sind im Freien – aber ich bevorzuge im „Inneren“ auf dem Boden zu sitzen als dem Wind und der Kälte ohne jeglichen Schutz ausgeliefert zu sein. Nochmals gehe ich meine Notizen und Fragen für Reiki durch. Irgendwie bin ich nervös. Schade, dass es heute das letzte Mal ist, dass ich meinen Reiki Meister sehe. Wie kann ein Mensch in so kurzer Zeit zum emotionalen Bestandteil Deines Lebens werden? Im Reiki Raum bereite ich mich seelisch und moralisch auf meine letzte Reiki Stunde vor. Parvenn kommt kurze Zeit später andächtig dazu. Seine Wärme breitet sich umgehend im Raum aus und meine Nervosität ist vergessen. Man muss loslassen können, meint er nur, als ich ihm erkläre, dass es mir schwer fällt mich ohne ihn auf meinen weiteren Weg zu machen. Ich hätte mein Herz während des Reikis geöffnet, auch das Herz zu mir selber und das wäre sehr gut, denn ich hätte das vor lauter Kuddel Muddel und Chaos in meinem Leben vergessen oder nicht zugelassen. Wieder meinte er wie Tage vorher, dass ich alles weiss …you are beware of everything. Allerdings im Unterbewusstsein. Ich solle es mit dem Verstand und dem Herzen wahrnehmen, in Balance bringen und mehr mit dem Herzen sehen. Er bietet mir den weiteren Kontakt an. Klar, aber es schmerzt, wenn man weiss, dass man einen Menschen nicht physisch bei sich haben kann und auch nicht mehr so schnell als spirituelle Unterstützung neben sich hat…Indien ist immerhin kein Katzensprung. Wir sprechen meine Missverständnisse und Fragen durch, die noch offen sind und mein Kreis schliesst sich wie von Geisterhand. Genau dieses Gefühl brauche ich um zu gehen; etwas vollendet zu haben. Wir schauen uns tief in die Augen, umarmen uns und ich gehe. Er steht an der Türe und schaut mir hinterher wie ich die Treppen hinuntergehe, mit seiner rechten Hand auf seiner Brust. Berührend! Mit meinen beiden englischen Girls verabrede ich mich gleich darauf zur Abendzeremonie im Parmarth Nikita. Bewusst versuche ich wahrzunehmen was um mich ist. Ich unternehmen meinen letzten Streifzug durch Rishikeshs Basare, über seine langen Gangesbrücken, Thali an meinem Lieblingsessenstand, runter zu einer Sandbank am Ganges um den Einheimischen beim heiligen Bad und Selfies schiessen zu zuschauen und den letzten Sonnenuntergang in Indien zu bewundern. Kurz vor dem Weg zum Tempel betrachte ich noch lange das Treiben der Holy Men. Sie sitzen in Reih und Glied an einer langen Mauer in der Nähe des Tempelzugangs und warten auf Almosen. Die Zeremonie ist wie immer hinreissend und geht ins Fleisch und Blut über. Mein Mönch begegnet mir kurz darauf am Ausgang und wünscht mir alles erdenklich Liebe – er ist mein Dalai Lama Ersatz, mit seiner warmen Stimme und seiner Sanftmut. Sarah und Jo berichten mir kurz danach über ihre Reiki Erfahrung und bei einem Chai Tee am Strassenrand nimmt Jo ihre Gitarre und singt ihre Lieder über Liebe und Heiraten. Sehr unterhaltsam und anekdotisch – Lieder, die das (ihr) Leben schreibt. Kurze Zeit später verabschieden wir uns – wer weiss wann wir uns wieder sehen?
Schlusswort:
Eine einzigartige, faszinierende Zeit in Indien geht zu Ende mit dem krönenden Abschluss in Rishikesh mit meiner Begegnung mit meinem Reiki Meister und spirituellem Führer.
Meine Reise in Rajasthan ist unvergesslich und haben meine Träume von 1001 Nacht bestätigt.
Nichts von all dem, von Land, Leute, Kultur & Tradition möchte ich missen. Es war einfach alles einmalig. Indien ist immer eine Reise wert. Ich bin erfüllt von allem, was Indien bietet. Rundum glücklich und zufrieden!