AMAZONAS – IN DEN FÄNGEN DER NATURGESETZE ODER ÜBERLEBEN IM DSCHUNGEL

AMAZONAS – IN DEN FÄNGEN DER NATURGESETZE ODER ÜBERLEBEN IM DSCHUNGEL

Freitag, 16.11.2018

 

Amazonas

 

MEIN MOTTO FÜR HEUTE:

LACHEN, BEVOR DAS LEBEN DICH AUSLACHT

LEBEN, BEVOR DAS LEBEN DICH LEBT

 

Probiers mal mit Gemütlichkeit – Das Dschungelbuch lässt grüssen

https://www.youtube.com/watch?v=6tMyZZo7d4Q

 

Aufbruch zur frühen Morgenstunde – der Dschungel im Morgentauen – ein Dorf, das selbst am frühen Morgen nicht schläft – reger Handel auf dem Amazonas – verspätetes Frühstück – tief in den Dschungel – der Kiosk, Bier & Coca Cola – Imbiss am Nachmittag – Aufbruch zu weiteren Stämmen im Amazonas Dschungel – Meditation & Relaxen am Amazonas – Pasta & Peru – Karaoke

 

Interessant – wie soll unsere Dschungelwanderung in der Morgendämmerung sein, wenn es um 5.30 Uhr schon hell ist und die Sonne schon aufgegangen ist? Hmmm…ich hab eigentlich gedacht alles liegt noch im Tiefschlaf aber Pustekuchen! Im Dschungel gibt es nichts zu sehen, weil der Regen heute Nacht alles an Tieren verscheucht hat – dafür herrscht im Nachbardorf super reges Treiben und Kind & Kegel sind bereits unterwegs, die Mama wäscht die Wäsche, kleine Mädels hängen die Wäsche auf, der Papa mäht den Rasen vom Fussballplatz, der Opa schleift sein Buschmesser,  und ein kleiner Affe ärgert den Nachbarshund. Am Nebenarm vom Amazonas herrscht ein richtiges Treiben und von überall Herr kommen Boote um Ware abzuliefern. Ein kleiner schwimmender Markt und Handelstausch! Eine junge Frau zählt fleissig die Ware, die direkt auf kleine Pick-ups verladen wird. Hier geht am frühen Morgen echt die Post ab und interessante Ware wird verladen, wie beispielsweise zum Himmel stinkendes Hähnchenfleisch, noch lebende Hähne, die an den Krallen zusammengebunden sind, Kistenweise Ananas oder Yuca Kartoffeln, Lauch, Zwiebeln, Mehl, so was ähnliches wie Trauben und Kannister voller Diesel. Alles geht rucki zucki – unglaublich. So schnell kann ich kaum schauen, ist schon wieder ein kleines Boot auf Karren verladen, die umgehend die Ware weitertransportieren. Wir schauen uns das Spiel ein wenig an.

Bald düsen wir zum Frühstück erst Mal in die Lodge, bevor es für uns tief in den Dschungel geht um vielleicht doch hier auf mehr Ungewöhnliches zu treffen. Manuel klärt mich auf und gibt Anweisungen. Bei einem Marsch durch den Dschungel sollte ich bitte nie schreien, egal was mir begegnet, Tiere würden sich attackiert fühlen und angreifen. Notwehr. Ich sollte nie irgendetwas anfassen, weil es sehr viele toxische Pflanzen gibt und bitte konzentriert auf den Weg schauen, damit ich nicht ausversehen auf etwas Unerwünschtes trete. Ich wünsche mir jetzt schon die Tour wäre zu Ende. Der kann einem echt Angst machen. Puhhh.

Manuel bahnt sich uns den Weg mit seiner Manschette. Im Amazonas ist das das „Taschenmesser“ eines jeden Dschungelbesuchers. Falls einem irgendetwas Unerwünschtes in den Weg kommt schlägt man einfach zu. Das ist sehr beruhigend, vor allem wenn es sich um Schlangen dreht. Manuel macht sie nicht tot, er gibt ihnen lediglich einen Schlag auf den Kopf, um sie bewusstlos zu machen…für andere ist es ein gefundenes Fressen oder man macht sie wegen der Gefahr gegenüber anderen „Spaziergängers“ des Urwaldes einfach tot.

Natürlich gibt es im tiefen Dschungel kein Weg, es läuft alles auf Orientierung und ohne Kompass! Teilweise muss man Schlingen oder Lianen durchtrennen oder Äste abschneiden bevor der Weg weitergeht. Man muss super vorsichtig durch das nasse Laub gehen, weil sehr viele Schlangen „unterwegs“ sind oder Skorpione einem den Weg kreuzen. Teilweise sitzen riesige Spinnen auf Ästen oder giftige, kleine Frösche auf den Blättern. Herr jeh…das Problem ist, ich habe keine trainierte Augen und sehe die Viecher erst gar nicht…das ist die Gefahr. Deswegen geht Manuel immer vor. Alles gar nicht so leicht. Über Baumstämme klettern, unter herunterhängenden Ästen durch, tiefer Matsch durchqueren, Pfützen umgehen…man weiss ja nie ob da Wasserschlangen drin sind usw. Als sich Manuel uns mühevoll den Weg freischlägt, stehe ich hinter ihm und warte geduldig auf das Kommando weiterzugehen…Plötzlich schreit er auf uns ruft mir in Panik zu: Renn, Renn, Renn!!! Was ist jetzt los? Ich drehe mich nur um und renne einfach drauf los, nicht wissend was jetzt passiert oder wer da hinter uns her ist. Bäume werde ich nicht erklimmen, die haben Dornen oder haben einen zu grossen Durchmesser…Oh jeh. Irgendwann kommt Manuel hinter mir her gerannt und nach einiger Zeit stoppen wir und er klärt mich auf: Er hat mit der Manschette ausversehen ein Ast mit einem Hornissennest abgehakt, dass nicht unbedingt zu sehen war. Hornissen verfolgen einem…und deswegen rief er mir nur panikartig zu, zu rennen, damit sie die Pfärte verlieren. Ich hatte Glück, er nicht – ein paar von ihnen haben ihn erwischt und sein Unterarm schwillt schon an – aber ein Indianer kennt kein Schmerz.

In der Zwischenzeit macht mir auch noch mein Zuckerhaushalt zu schaffen und ich brauche dringend etwas Nährbares. Nach guten 3 Stunden müsssen wir umdrehen (Gott sei Dank), um mich schnellst möglichst mit Coca-Cola an unserem Kiosk zu versorgen, bevor mein Kreislauf zusammenbricht. Wir haben nichts zum Trinken, geschweige denn zum Essen dabei. Manuel ist hart im nehmen, der braucht das alles nicht. Das ist mir auf alle Fälle für das nächste Mal eine Lehre. Gesagt getan, nach einer gewissen Rennerei durch Bach & Tal und in der Zwischenzeit mit einem Stock in der Hand, um mich gegen Skorpione oder Schlangen zu wehren oder um einfach nur im Morast nicht auszurutschen, kommen wir mal wieder an unserem Kiosk an. Meine RETTUNG!

Der Kiosk versorgt uns ausnahmsweise einmal mit einer eiskalten Coca-Cola versorgt. Tratsch & Sauf Meeting Point nenne diesen Ort. Es gibt  immer viele Einheimische hier – vor allem Männer, die den Biervorrat leeren – wie dieses Mal. Sie leeren die 0,5 Liter Bier in Sekunden, keine Ahnung wie die das machen, und trinken das Bier hinunter wie Wasser. Amüsant. Neugierige Frauen sind auch drum herum, die immer gerne schauen und tratschen, was alles passiert. Wir sitzen wieder da und hören Musik. Dieses Mal allerdings ohne tanzen – ein wenig niedergeschlagen von unserer Dschungelwanderung. Konzentration wo man hintritt macht müde.

Nach dem wie üblich ausnahmslosen Mittagessen in der Lodge, geht es kurz nach einer eiskalten Dusche weiter zu einem weiteren Ureinwohnerstamm YAHUAS ca. 2 Stunden den Amazonas entlanglaufend. Dieses Mal wird unsere Wanderung überraschend anders. Wir gehen durch Land- und Agrarwirtschaft. Bananenstauden soweit das Auge reicht, Yucakartoffelanbau, Mais, Papayabäume noch und nöcher, Zuckerrohr und vieles mehr.

Der Dschungel ist viel lichter und man sieht den Nebenarm vom Amazonas, der so weit das Auge reicht mit Palmen gesäumt ist. So idylisch, so wunderschön! Wir kommen auch an einigen Pfahlbauten vorbei, wo die ganzen Familie fleissig am schuften ist, entweder auf dem Feld, am fegen oder waschen. Irgendwann fängt Manuel mal wieder zu pfeifen und zu rufen. Von weiten sehen wir schon einen Pfahlbau, wo eine ganze 5 köpfige Familie des Stammes YAHUAS auf der Treppe sitzt. Sie informieren Manuel, dass die eigentlich Familie, die uns empfangen möchte gerade nicht da ist, nimmt uns aber trotzdem mit ihren Hüftschürzen und ihrem Federkopfschmuck in der „Versammlungshalle“ (grosser, mit Palmenwedel überdeckter Raum) in Empfang, singt und tanzt für uns. Vor ca. 8 Jahren, haben sich diese Familien von dem anderen Stamm der YAHUAS abgesondert, weil sie nicht einer Meinung waren und nicht die gleichen Einstellungen pflegten. Sie wollten nicht mehr fernab von der Zivilisation leben und sich einfach dem heutigen Fortschritt, was auch immer das sein soll, anpassen. Sie jagen also nicht mehr sondern leben wie andere „Peruaner“ vom Ackerbau und Tauschhandel und kaufen ihr Fleisch. Beim eigenhändigen fischen ist es geblieben. Trotzdem imponierend, wie sie das Leben im Abseits meistern – schliesslich sind es nur 2 Familien, die sich gegenseitig unterstützen, nicht wie sonst Stämme von bis zu 300 Mitgliedern. Sprechen tun sie spanisch, was bei den anderen Stämmen nicht der Fall ist – ich brauche also keine Übersetzer und kann mich mit ihnen nach Lust und Laune unterhalten. Eine sehr, sehr nette, gastfreundliche Familie.

Für heute spüre ich meine Beine und eine kurze Rast am Amazonas tut wirklich gut. Ausserdem finde ich genau diesen Fleck einfach mit am schönsten – sei weitläufig und romantisch mit den kleinen Holzkanus und Fischernetzen und diese einmalige Ruhe. Zurück in der Lodge eiskalt duschen und mal wieder das gleiche Programm, wir meditieren auf einer Bank unweit des Amazonasufers und schätzen uns einfach glücklich im Hier und Jetzt zu sein.

Für das Abendessen, Pasta mit Huhn, wird der Stromgenerator eingeschaltet und wir haben für 2 Stunden das Vergnügen meinen PC einzuschalten und Musik zu hören – wir veranstalten einen kleinen Karaoke Abend mit lateinamerikanischen Musik, die ich auf meinem PC habe – wie üblich die Kinder und auch die Hunde um uns versammelt.

Gott, wie kann man sich mit so wenig sooo göttlich amüsieren? Man passt sich doch ziemlich schnell den „Umständen“ an – wenn ich auch die Aussenwelt für einige Tage vergessen muss. Einfach dahintreiben lassen. Mit den letzten Minuten des „Lichts“ mache ich mich auf den Weg in mein Zimmerchen und ganz schnell schlafe ich mit den Urwaldgeräuschen ein, die in der Zwischenzeit mit dem Sound von Regentropfen vermischt…

 

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