TRUJILLO & DIE ZEITREISE IN DIE ALTE WELT
Lima – Trujillo
Bodyguard am frühen Morgen – vom Flughafen nach Trujillo mal anders – das alte Haus von Rocky Docky – Koloniale Altstadt auf Umwegen – Überraschungstour durch die Alte Welt: ins Tal der Pyramiden Huacas del Sol (Sonne), Huacas de Luna (Mond), de Arco Iris o Dragon (Regenbogen oder Drachen), Museum der Moche Kultur, Weltkulturerbe Chan Chan & der Palast der Tschudi – Huanchaco oder der Fischerort mit hippen Surfern
MEIN MOTTO FÜR HEUTE:
MANCHMAL STECKT EIN UNGEPLANTER TAG VOLLER ÜBERRASCHUNGEN!
Wieder mal ein ausgezeichneter Tiefschlaf. Aufwachen tue ich seltsamerweise noch vor dem Wecker, wie am Tag vorher. Mein Körper scheint genügend Schlaf gehabt zu haben! Schnell anziehen und los geht’s. Mein Picknick hängt bereits schon an meiner Türe und Christians Mama, mein Body Guard, bringt mich in 10 Minuten zu Fuss zum Flughafen. Alleine um diese Uhrzeit traue ich mir das nicht so recht – auf meiner Asienreise war ich nie so eingeschüchtert. Sonst ziehe ich immer ohne Angst und Bedenken los…aber ich will mal einfach auf die Warnungen hören. Ich komm mir vor wie ein kleines Mädel, dass zuerst laufen lernen muss. Ganz ungewohnt für mich. Am Flughafen läuft alles problemlos und ohne Hindernisse. Im Flieger sitze ich am Notausgang, leider über der Tragfläche, so dass ich nicht allzu viel sehen kann, aber es ist eh noch alles nebelig und dunkel. Ich hatte die Hoffnung die archäologischen Stätte von oben zu sehen. Trujillo ist ja sehr bekannt für seine Schätze der Vergangenheit. Am Flughafen angekommen, entscheide ich mich dazu, ein Stück bis zur Hauptverkehrsstrasse zu Fuss zu gehen und dann in einen Bus zu steigen, der mich nach Trujillo bringt. Die Umgebung von Trujillo ist ein wenig wüstenartig und so laufe ich durch eine Art Halbwüste mit kleinen Häuschen am Wegesrand, die drum herum schöne, begrünte kleine Gärtchen haben. Ich fühle mich wie auf dem Lande, mit all dem Vogelgezwitscher, das mich begleitet, dem Hundegebelle und den Krähen der Hühner. Nach dem Grossstadttrummel in Lima tut das richtig gut, wieder mit der Natur in Berührung zu kommen. 15 Minuten später stoppe ich einen Bus, der gerade auf einer Kreuzung Richtung Trujillo fährt und steige ein. Vorbei geht es an der Ausgrabungsstätte Chan Chan. Lehmziegelhügel, die bis zum Meer reichen…man kann sich gar nicht vorstellen, das das einmal die Hauptstadt des Chimu Reiches im 12 Jahrhundert gewesen sein soll. Die Strasse führt weiter nach Trujillo. Obwohl Trujillo die drittgrösste Stadt Perus ist, hinterlässt sie für mich bei der Durchfahrt nicht unbedingt den Eindruck. Kurze Zeit später steige ich, wie vorher vom Hostal informiert, an einem Baumarkt namens Dino aus und finde ca. 5 Minuten später mein Hostal am Strassenrand, das von aussen aussieht wie eine verkappte Burg oder wie ich es auch ab diesem Moment nenne: das alte Haus von Rocky, falls Ihr dieses Lied noch kennt? https://www.youtube.com/results?search_query=das+alte+haus+von+rocky+docky
Ich Glückselige bekomme ein Einzelzimmer mit eigenem Bad…kein Gemeinschaftsbad wie angekündigt. Intimität für 2 Nächte…Juhu! Und das Zimmer darf ich auch schon beziehen. Noch viel besser! Schon beim Aufstieg in den dritten Stock komme ich mir vor, wie wenn gleich alles über mich einbricht. Die Treppen knatschen, die Bilder hängen schief, Putz fällt von der Wand. Fast schon amüsant. Im Zimmer trifft mich fast der Schlag…mir kommt es so vor, als ob in den vergangenen Jahren keiner mehr diesen Raum betreten hat. Alle Farben verblasst und es riecht ziemlich muffelig. Das Ganze Gebäude ist in die Jahre gekommen…der Reiz der Zeit, grins. Ich sehe es einfach als einen Ausflug in die Vergangenheit…Immerhin macht der Besitzer und sein Sohnemann alles wett, denn die beiden sind sehr, sehr freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Schnell mache ich mich mit einem lokalen Bus auf den Weg in die Altstadt von Trujillo, um meine nächsten Tage & Ausflüge zu organisieren. Da der Bus nicht direkt in der Altstadt hält, bietet mir sogar eine ältere Dame an den Weg zu zeigen und begleitet mich bis in das Herz Trujillos, den Plaza de Armas. Seit ich in Peru bin geht alles wie am laufenden Band, das habt ihr bestimmt schon festgestellt.
Kaum da, sehe ich ein Reisebüro, gehe rein und buche gleich zwei Touren für die nächsten 2 Tage, um für mich die absoluten Highlights meiner Reise nach Trujillo kennen zu lernen, um seine archäologischen Stätte bis ins Tiefste zu erforschen und zu studieren. Ich habe kaum Zeit noch ein schnelles Frühstück zu mir zu nehmen. Nach dem besorgen eines Chicken Sandwich und einer Coca Cola renne ich zurück zum Reisebüro, denn die erste Tour geht bereits jetzt los…in 5 Minuten. Was für ein Glückskind ich bin! Und dann kommt ein voller Minibus und der Reiseleiter Moses steigt aus, um mich in Empfang zu nehmen. Und wo sitze ich? Ganz vorne, neben dem Fahrer! Juhu! Beinfreiheit und alles bestens im Blick. Wir bekommen kurze Erklärungen zum Tagesablauf und unsere Fahrt geht los. Nach einer Fahrzeit von ca. 30 Minuten sehen wir bereits unnatürliche Hügel und eine Bergkette und gleich danach erreichen wir über einen überaus holprigen Weg mit einem kleinen Bächlein daneben unser erstes Highlight: Die Ausgrabungsstätte von Huacas de Moche mit ihrer Sonnen & Mondpyramide. https://de.wikipedia.org/wiki/Huaca_de_la_Luna. Die Moche-Kultur zählt zu den bedeutendsten, altperuanischen Kulturen https://de.wikipedia.org/wiki/Moche-Kultur. Von der ehemaligen Hauptstadt des einst riesigen Reiches sind jedoch nur noch wenige Reste von Tempelanlagen zu sehen. Einen Besuch wert ist es jedoch auf alle Fälle. Die aus Millionen bestehenden Lehmziegeln errichteten Pyramiden waren einst zu jener Zeit die größten präkolumbianischen Bauten Südamerikas. Zur Einführung & Aufklärung über die Moche Kultur werden wir zuerst ins Museum geführt und man lässt und genügend Zeit um Zeugen der Vergangenheit anzuschauen: kunstvolle, bemalte Keramikgefässe (Gesichter, Rochen, Fische etc), sehr feingearbeiteter Kupferschmuck teilweise vergoldet und ins Detail gearbeitete Textilien mit Mustern. Dann führt uns der Weg direkt zur Mondpyramide, die aussieht wie ein Übertagebau und abgedeckt ist mit Planen. Der Blick von oben ist gigantisch: Man kann das Meer sehen und um die Pyramide ist es tropisch grün aber drum herum erstreckt sich eine steppen & wüstenartige Gegend. Damals war das schon genauso – Land zum kultivieren und Meer zum Fischen. Man glaubte damals an viele Götter und opferte, um sie zu besänftigen. Die Mondpyramide war so eine Opferstätte. Man lies Krieger gegeneinander kämpfen und der Verlierer wurde grausam geopfert. Die freigeschaufelten, dreidimensionalen Fresken im Innern der Pyramide erzählen ihre Geschichte. Die Farben sind teilweise noch super gut erhalten und stellen in verschiedenen Stufen Kämpfe, Opfergaben und vieles mehr da. Sehr beeindruckend. Man hat alles per Zufall entdeckt. Es exitieren auch Gräber der Noblen oder anderen Wichtigkeiten. Leider haben die Grabräuber im Lauf der Jahrhunderte sehr viele geplündert und damit auch zerstört. Bei der Sonnenpyramide ist lediglich nur noch ein grosser Trümmerhaufen von Lehmziegeln zu sehen. Falls man mehr Investoren findet, will man weiter forschen. Es kann Ewigkeiten dauern, bis man alle Geheimnisse der Moche Kultur gelüftet hat.
Weiter geht es zu einer weiteren Ausgrabungstätte in der Mitte eines Dorfes, der Pyramide des Regenbogens oder Drachen. Sie wird deswegen so genannt, weil bei einem Teil übriggebliebenen Pyramidenwände Stuckarbeiten mit Drachen- und Schlangenmustern gefunden wurden. Die kleine Pyramide wurde allerdings als Speicherkammer benutzt und war von einer Art Mauer umgeben.
Bald fahren wir in Richtung Flughafen um Chan Chan zu sehen, das Unesco Weltkulturerbe. https://de.wikipedia.org/wiki/Chan_Chan. Von der Hauptstadt des ehemaligen Chimú Reiches ist kaum etwas übriggeblieben. Nur tausende von Lehmziegeln, Hügelchen und unzählige Mauerreste über einem Gebiet von mehr als 28 km2 sind Zeugen der Vergangenheit. Alles sehr wüstenartig hier. Wir fahren einige Zeit durch die Einöde, bis wir am eigentlichen Ziel ankommen. Wir besuchen jedoch lediglich nur den Tschudi-Palast, benannt nach einem Schweizer Forscher. Hier gibt es noch prachtvollen Verzierungen zu sehen. Alles ist in der Zwischenzeit mit Stahlbauten abgeschirmt, damit die Lehmkunst nicht vom Regen vollends zerstört wird. Wir schauen uns auch den Zeremonienplatz für Opfergaben an, den Korridor der Fische und Vögel und ein riesiges Wasserreservoir. Ich bin wortwörtlich überwältig. Zu gerne hätte ich das Ganze zur damaligen Zeit gesehen! Sehr imponierend mit welcher Kunstfertigkeit damals gearbeitet wurde!
Weiter geht es nach Huanchaco, einem Fischerort mit hippiger Surferszene – immerhin gibt es hier die längsten Wellen der Welt! An der Strandpromenade gibt es einige typische Restaurants, sowie einen Kunsthandwerker Markt – aber sonst hat ausser dem Surfen dieser Ort für mich keinerlei Attraktivität. Am Strand findet man viele kleine Schilfboote, auch Caballitos de Tortora genannt, mit denen seit Jahrtausenden auf dem Meer gefischt wird.
So gegen 18 Uhr ist dieser einmalige Tag mit Einblick & Geschichten der „Alten Welt“ beendet und wir fahren zurück nach Trujillo, wo ich auf Empfehlung von Moses bei einer Stadtrundfahrt bei Nacht durch Trujillo in einem offenen Doppeldecker teilnehme und somit alles Wichtige über diese einmalige Stadt erfahre. Wow. Mehr als informativ und echt prächtig, diese wunderschöne koloniale Stadt! Bei dieser Gelegenheit lerne ich auch Benito, der Geschäftsführer dieser Agentur kennen und seine beiden bei ihm arbeitenden Damen Naomi und Lennifer und wir wollen uns morgen Abend für noch eine schöne Abendtour treffen, die sie im Programm haben. Todmüde mache ich mich auf die Fahrt zu meinem Hostal. Genug für heute – morgen geht es mit meinem Besichtigungsprogramm weiter. Was für ein unerwartetes aber gewünschtes Überraschungspaket heute!