Die Perle des Ostens und seine spektakuläre Küste
4. März 2023, Samstag
Jiufen – Ruifang – der Ostküste entlang nach Hualien – Tote Hose – Drive in Tempel oder Tempel ohne Anbetung – God of Mercy – Küste und Meer – Nachtmarkt – verirrt im Großstadt Getümmel – Taxifahrt nach Nirgendwo – Retter in der Not
Motto:
Man bekommt nicht jeden Tag auf dem Silbertablett serviert, aber manchmal bekommt man doch noch eine zweite Chance.
Aufwachen in Jiufen mit Blick auf die Berge und auf die See – was gibt es Schöneres? Und dann noch die Wärmedecke, die mich warm hielt. Ich frühstückte gemütlich im Bett, Porridge und einen Kaffee, verabschiedete mich von meiner Gastfamilie und machte mich durch die Old Street auf den Weg zu meinem Bus, der mich zum Bahnhof in Ruifang brachte.
Auf meiner zweistündigen Fahrt nach Hualien entlang der Ostküste erwartete mich allerdings nicht das, was ich vermutet hatte. An den ganzen Highlights brauste der Zug vorbei, ohne dass man sie überhaupt zu sehen bekam. Nichts da mit der Scenic Area, der spektakuläre Küstenlandschaft an der Ostküste, geschweige denn den Ching Shui-Klippen oder dem Yehliu Geopark, den Küstenstreifen mit bizarr geformten Felsen. Auch weit und breit nichts von dem Ching Shui Cliff zu sehen. Die Eisenbahnfahrt wurde in den Medien in den höchsten Tönen angepriesen und vom Bus wurde mir abgeraten. Alles was ich sah war Gebirge und Reisterrassen und hässliche Städte und die Zeit bleibt einfach nicht, das Ganze nochmals abzugrasen. Das wären mehr als 240 km und man muss das Ganze ja auch wieder zurück. Ich wäre da ganze zwei Tage unterwegs, denn die Busse brauchen für einen Weg ca. 5-6 Stunden. Hmmm…mal schauen wie ich das zumindest noch ein wenig hinbiegen kann, damit ich zumindest ein klein wenig davon mitbekomme.
Um ca. 15 Uhr war ich dann in der Großstadt Hualien, wo ich jetzt schon wusste, dass mich keiner hier hält. Wenigstens hatte ich ein schönes, geräumiges Doppelzimmer mit viel Licht. Obwohl die Stadt überhaupt keinen Eindruck auf mich erweckte, wollte ich ihr eine Chance geben und so zog ich los. Allerdings fing das Ganze gut an. Warum sind die Straßen an einem Samstag so leer? Weshalb bekommt man hier nirgendwo etwas zum Futtern? Sämtliche Läden haben zu – tote Hose sozusagen – und ich einen morz Hunger…was mache ich denn da bloß? Mir blieb nichts anderes übrig als in einem 7 eleven Supermarkt ein Fertiggericht „Curry mit Reis“ zu kaufen, das mir die geehrten Damen an der Kasse im Mikro warmmachten. Dann saß ich am Fenster des Supermarktes und starrte hinaus in die trostlose Stadt, die sich in diesem Moment wahrscheinlich gegen mich verschworen hatte wie sich später herausstellen würde oder aber auch nicht? Zumindest war mein Curry richtig geschmacksvoll und sättigend.
Kurze Zeit später stand ich vor einem „Drive In“ Tempel – einen befahrbaren Tempel? Was? Gibt es sowas auch? Bei dem aber kein Mensch betete. Einen wunderschönen Tempel auf einem Hügel weiter, war auch kein Mensch zu sehen. Keine Anbetung heute? Vielleicht ermuntert mich das Meer ein wenig und so machte ich mich auf den Weg an einem Fluss entlang Richtung Meer. Irgendwann ging es sogar durch ein Vergnügungspark mit Essenständen, aber auch hier war niemand zu sehen. Nur die Verkäufer, die gelangweilt in ihren Läden standen und mir aufgeregt zuwinkten. Selbst das Meer schien trostlos zu sein, die Einzigste die lachte war die Göttin Mercy, die auf einem kleinen Hügel am Meer stand und auf die Stadt blickte.
Nichts wie zurück zum Hotel beschloss ich, bevor meine Stimmung umzuschlagen drohte. Man bekommt halb nicht jeden Tag auf dem Silbertablett serviert, aber manchmal bekommt man doch noch eine zweite Chance oder vielleicht auch noch eine dritte? Ich zog durch die Straßen zurück zum Hotel mit Google Maps, allerdings ließ meine Batterie vom Handy zu wünschen übrig und so notierte ich für den Fall eines Falles mein seltsamen Hotelnamen auf einem Blatt Papier. Irgendwie hatte ich mich verirrt und Google Maps hatte mich bereits schon für mich gedanklich verlassen. Ich ging so in ein Hotel, in der Hoffnung, dass man dort Englisch sprach. Zumindest bekam ich dort schon einmal den Hinweis, dass der Bahnhof nur 2 km entfernt wäre und dass man ganz in der Nähe den Taroko Nationalpark organisiert bekäme. Sagen wir mal so, wenn mich da jemand überhaupt verstehen würde, grins. Also gut, das hätten wir ja somit schon mal einigermaßen geklärt. Fehlt nur noch, den Weg zum Hauptbahnhof zu finden. Bei Google Maps wurde allerdings die Entfernung nicht weniger, ganz im Gegenteil, nach einer Stunde war sie plötzlich auf 2,7 km? Was? Und plötzlich gab mein Handy den Geist auf.
Sag bloß, verirrt im Großstadtrummel?
Also gut, Taxi. Aber das war ein absolutes Unterfangen. Der Herr im Taxi wusste nicht was ich wollte geschweige denn wohin, auch andere verstanden mich nicht. Viele können in Taiwan nicht lesen, was ich auch immer wieder feststellen muss, trotzdem wäre eine Visitenkarte vom Hotel sinnvoll gewesen – aber die hatte ich nun einmal nicht. Irgendwann klingelte es bei dem alten Mann ohne Zähne und gewaltiger Arthrose in den Händen. DEVISEN! Und siehe da, ich bekam eine Sight Seeing Tour durch Hualien mt dem Taxi – man mache aus 2,8 km 5 km oder mehr und so düsten wir querfeldein durch die Stadt für einen stolzen Preis von umgerechnet 4,50 Eur, was für diese Insel ein kleines Vermögen ist (vergleichbar mit 3 Verköstigungen im einem „Restaurant“. Wie auch immer, ich war am Hauptbahnhof, jetzt musste ich nur noch ein Reisebüro finden, dass mich morgen zum Taroko Nationalpark brachte.
Und so hielt ich hoffnungsvoll einen jungen Mann auf der Straße an, der sogar Englisch verstand. In kürzester Zeit hatte ich meinen Tagespass, wurde auch noch von ihm zum Abendessen und zum Hotel begleitet, was ich natürlich auch nicht mehr fand – ich wusste allerdings den Namen noch, da ich ihn mir ja vorher notiert hatte aber hatte nicht mehr in Erinnerung wo. Was für ein nerviger Tag heute!!! Aber zumindest war ich mit meinem Retter in der Not, der eine kleine Belohnung von mir jedoch strikt ablehnte. So endete dieser Tag doch noch mit einem herrlichen Lichtblick auf Gutes in dieser Welt – es wird genommen, aber es wir auch gegeben.
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