LA PAZ – SANTA CRUZ, LANDSCHAFTLICHE HIGHLIGHTS
Mittwoch, 19.12.2018
LA PAZ – SANTA CRUZ
MOTTO:
IMMER MIT GUTER ZUVERSICHT UND DEN GLAUBEN NIE VERLIEREN! IMMER DAS ALLER BESTE DENKEN & SICH NICHT SO VIELE GEDANKEN MACHEN! ERSTENS KOMMTS ANDERS, ZWEITENS ALS MAN DENKT! ALLEM EINE ZWEITE CHANCE GEBEN!
FOTOS FINDEST DU AUF MEINER FACEBOOKSEITE TINA VOLZ. DANKE!
Nervosität: Immigration – Visum Verlängerung für Bolivien – Busticketkampf – Mittagsmenu für 10 Bolivianos (1,25 Eur) – Calle Jaen, Kopfsteinpflaster & der schönste Fleck von La Paz – Regierungsplatz und der Kathedrale – Platzverweis für mich? – Hexenmarkt & Hexen – Abschied von La Paz – Nachtbus nach Santa Cruz
Was für eine herrliche Nacht! Koffer packen, Papier für die Immigration zusammensuchen, frühstücken und los geht’s! Seit Wochen zerbreche ich mir nun schon den Kopf, ob es besser wäre, die Grenze nach Argentinien oder nach Peru zu überschreiten, um mein Visum um weitere 30 Tage in Bolivien zu verlängern! Bei beiden Möglichkeiten hatte ich Angst, dass sie mich eventuell nicht mehr ins Land lassen, also entscheide ich mich letztendlich für La Paz – Immigration, da meine Koffer auch in La Paz seit mehr als einer Woche sind! Ich bin heute exakt 29 Tage da, darf aber nur 30 Tage bleiben und ich bin insgesamt noch bis zum 29.12. in Bolivien. Um Strafgebühren zu vermeiden darf ich also heute Ämtergänge in La Paz erledigen! Nervös hoch drei für die Visumverlängerung ziehe ich los! Lonely Planet und andere Forums verfluchen das Bürokratische aufs Höchste und so bin ich auf alles vorbereitet – sogar fluchtartig Bolivien zu verlassen. Das Gebäude finde ich schon mal Ruckizucki. Menschenmassen hoch drei – das kann sich nur um Stunden drehen. Notfalls muss ich noch eine Nacht bleiben. Schlange stehen für eine Nummer und Vorinformation. Ich bin an der Reihe und erwähne in kurzen Worten was ich brauche und werde zur Inspektion in den nächsten Raum weiterverwiesen. Zwei Polizisten empfangen mich. Ich erkläre mit einem zuckersüßen Lächeln, wie wunderschön doch Bolivien ist, dass ich leider nur noch 10 Tage hier bin, wedele mit den Flugtickets und Hotelunterkünften in Kolumbien und bitte sie Verlängerung, um für Weihnachten die Missionen der Jesuiten und Samaipata zu besuchen. Die wollen nur meinen Pass sehen, quatschen noch ein wenig mit mir und leiten mich weiter zu einem Beamten, der alles entscheiden soll. Sekunden später bin ich in einem anderen Raum mit einem sehr seriösen Mann, der mich zu sich wink. Oh weia. Er erhält die gleiche Info, die ich vorher gegeben habe. Ohne fertig zu erzählen hält er mir den Pass entgegen. 30 Tage Verlängerung. Ups. Das ging schnell. 15 Minuten um genau zu sein. Ich bin ein absoluter Glückspilz! Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich mache mir schon seit Ewigkeiten so ein Kopf deswegen! Am besten erst überlegen wenn es kritisch wird und nicht vorher! Manchmal lösen sich Dinge von alleine!
Jetzt erst mal zum Reisebüro und ein Busticket für Vera Cruz! Jetzt darf ich ja in Bolivien bleiben und kann weiter planen! Das Busticket wird letztendlich der grössere Kampf, denn jeder will vor Weihnachten nach Hause und die Plätze sind minimal und teuer aber immerhin besser als fliegen, was fast 4x so teuer ist! Ich renne von Reisebüro zu Reisebüro und jeder will mich zum Busterminal schicken, worauf ich kein Bock habe. Letztendlich bucht das Büro mein Ticket, mit denen ich auch in die Pampa fuhr. Geht doch! Jetzt brauche ich erst einmal Nervennahrung.
Und siehe da, mitten in der Wallachei von Santa Cruz gibt es sogar kleine Familienbetriebe, die ein Mittagsmenu für sage und schreibe 10 Bolivianos (1,25 Eur) anbieten. Ein Versuch wert. Ich lande zwar in einem Schuppen, aber warum nicht? Eine Quinoa Suppe, ein kleines Rindersteak mit Reis und Salat und einen nicht definierbaren Fruchtsaft – aber alles fabelhaft vom Geschmack!
Gestärkt ziehe ich weiter – ich habe für den heutigen Tag noch einiges vor, schließlich will ich La Paz eine zweite Chance geben! Die Calle Jaen, eines der ältesten Straßen La Paz – letztes Mal haben wir sie irgendwie nie gefunden oder dachten, sie ist so hässlich, dass sie uns nicht auffiel. Aber dieses Mal ziehe ich mit dem Stadtplan los und werde auch fündig. Wenn ganz La Paz so gepflegt wäre wie die mit Kopfstein gepflasterte Straße Jaen, dann wäre La Paz ein Traum! Eine super niedliche enge Gasse mit wunderschönen, alten, gepflegten Kolonialhäusern in den buntesten Farben. In vielen sind Galerien, Bistros, Läden oder kleine Hostals. Die enge Gasse geht ziemlich steil den Berg hinauf und im Hintergrund sieht man Berge und die Favelas von La Paz unter strahlend blauem Himmel. Ich nutze meine fotografische Chance, als eine Bolivianerin in ihrer Tracht und mit einem schmucken, bunten, handgewobenen Sack über den Schultern, die Gasse hochstürmt und laufe großen Schrittes hinter ihr her. Gelungene Aufnahmen! Endlich ein Augenmerk für La Paz, endlich was, was mir an La Paz gefällt – diese Straße, die einem einfach das Gefühl gibt, in einem anderen Zeitalter, das der Vergangenheit anghört, zu sein!
Auf dem Rückweg ziehe ich am Regierungsplatz und der Kathedrale vorbei, der herrlich vorweihnachtlich geschmückt ist. Erinnerst Du dich noch? Der Platz mit den hässlichen, unfertigen Hochbauten, wo auch das Rathaus steht, wo sich unzählige bolivianische Familien & Tauben herumtummeln? Genau der Platz. Mit meinem Teleobjektiv stelle ich mich in eine Ecke mit dem Finger auf dem Auslöser, verfolge das Leben hier und warte auf den richtigen Moment: wie Kinder versuchen auf Zehenspitzen die Türklinke von der Kathedrale herunterzudrücken um hineinzukommen, obwohl sie verschlossen ist, wie Mamis ihre Kleinkinder vor Lebensgroßen Comicfiguren fotografieren zu lassen, wie Jugendliche versuchen, die Tauben mit Futter auf ihren Kopf oder Arme zu locken um Selfies zu machen, wie die Oma ein riesiges Eis verschlingt, wie ein Papa seinen Sohn auf dem Arm trägt und ihn liebevoll auf die Stirn küsst…solche Momente liebe ich einfach und muss sie einfach festhalten. Man hält mich sogar für eine Fotografin, die gegen Geld fotografiert, was hier in Bolivien auf solchen Plätzen ganz normal ist. Polizisten verweisen sie sogar, weil die meisten keine Genehmigungen haben. Vor mir werden einige vom Platz geschickt. Platzverweis für mich? Ich lache der Polizei nur zu – sie wissen irgendwie, dass ich damit keine Geschäfte mache und lassen mich in Ruhe – fragen aber interessiert, woher ich komme und wie lange ich schon unterwegs bin. Leider darf ich keine Fotos von ihnen machen.
Zurück zum Hostal gehe ich nochmals durch die Souvenirstraße und über den Hexenmarkt. Der hat immer was sehr reizvolles an sich. Vielleicht finde ich dort eine Antifaltencreme mit irgendwelchen, seltsamen Heilkräutern, die mich 10 Jahre jünger macht – 27 Jahre – viele schätzen mich hier auf 37 – schön wäre es! Einige wollen sogar meinen Ausweis sehen um mir glauben zu schenken! Im Gegenzug dazu, komme ich mir faltenreicher vor wie jeh zuvor – die Luft ist hier sooo trocken und man kann nicht genug cremen! Aber Gott sei Dank gibt es einen Mann in meinem Leben, der nicht abwarten kann mich älter werden zu sehen und mit mehr Falten…Hmmm…das ist wirklich auch ein sehr liebevolles Kompliment! Aber wer will schon alt aussehen? Wie auch immer, so komme ich mit einer Kräuterdame ins Gespräch, die mir unbedingt Whitening Creme verkaufen will – ich bin weiss von Natur aus und brauche so was nicht, aber sie besteht darauf. Letztendlich kaufe ich eine Creme mit Plazenta vom Lama – sie soll einen gleichmässigen Teint auf die Haut zaubern, bei uns auch BB Creme genannt. Also erstmal vorsichtig anwenden – nicht dass mir plötzlich Haare im Gesicht wachsen!
Ist sie eventuell nicht nur eine Kräuterfee sondern auch eine Hexe? Werde ich endlich nach einem Monat Bolivien fündig und habe es mit einer Hexe zu tun? Ich frage sie. Sie grinst mich nur an und nickt. Im welchen Bereich ich ihre Unterstützung brauche, frage ich sie – und ich gebe die gleiche Antwort wie in Sucre: um meinen Liebsten auf ewig nur für mich zu verzaubern. Natürlich will ich das nicht – wer nicht von alleine kommt hat mich nicht verdient – aber ich liebe nun mal diese Herausforderung und bin gespannt, was sie mir anbietet. Sie grinst. Oh Ha. Ich erhalte eine Präsentation über Produkte & Rituale, die meinen Liebsten für immer verzaubern. Von 30 Bolivianos (ca. 3,80 Euros) bis zu ca. 100 Euro – dem Ganzen sind keine Grenzen gesetzt! Von Kerzen bis hinüber zu Magneten und Töpfe mit sämtlichen Kräutern gefüllt kann sie mir alles anbieten, um anschließend ein Ritual mit mir durchzuführen. Aber ich will das alles nicht. Sie ist voll in ihrem Element. Mit meiner Spiritualität will ich solche Rituale nicht durchführen, sie versteht und ist auch nicht sauer! Sie hat ihr Urwissen schon von Kindesbeinen an von ihren Grosseltern erlernt und freut sich, wenn sich heutzutage noch jemand dafür interessiert. Mit einer großen Geste bedanke ich mich bei ihr – immerhin habe ich jetzt mal eine bolivianische Hexe vor mir gehabt – noch ein Wunsch hat sich erfüllt, wenn ich auch nicht direkt an einer Zeremonie teilnehmen konnte, was mir eigentlich von Anfang an vorschwärmte, als ich nach Bolivien kam. Ritualien. Opfergaben etc…aber dazu hätte ich im August da sein müssen. Der offizielle Monat von sämtlichen Ritualien und seltsamen Anbetungen.
Wenigstens hat sich mit den Ereignissen heute La Paz ein wenig in den Charts nach oben verbessert.
Auf geht’s zum Nachtbus nach Santa Cruz, den ich gerade noch im letzten Moment erhasche! Keine Taxis und ich renne mit dem Koffer den mit Kopfsteinpflaster belegten Berghang hinunter zur Hauptstrasse, wo ich in letzter Minute noch ein Minibus schnappe, der mich am Busterminal springen lässt! 5 Minuten später rollt der Bus Richtung Santa Cruz. Laut Auskunft der Busunternehmens 12 Stunden – die Meinungen gehen da auseinander – ich bin gespannt! Zumindest ist der Bus super bequem – wenn auch nicht ganz so sauber. Kannst Du dich an die Busfahrt von Santa Cruz nach Sucre erinnern? Genauso ist der Bus – nur dieses Mal ein Doppeldecker! Sie zeigen einen Video: Feuerprobe. Einen Liebesfilm. So gegen 22 Uhr ist der Film vorbei und alle schlafen – einschließlich ich! Tiefschlaf.